„Meine Sympathie ist bis heute da“

  • Beitrag veröffentlicht:4. März 2020
  • Beitrags-Kategorie:Aktuelles
Auerbach.In der Saison 1992/93 sorgte der VfB Auerbach bundesweit für Schlagzeilen. Beim Fußball-Bezirksligisten stand in jener Saison Dieter Burdenski, Torwart-Ikone des SV Werder Bremen, zwischen den Pfosten. Der hatte 1992 gemeinsam mit dem heutigen VfB-Manager Volkhardt Kramer eine Fußballferienschule im Vogtland gegründet. Burdenski holte auch die Ex-Profis Ronny Worm, Matthias Ruländer und den holländischen Vizeweltmeister Willy van de Kerkhof ins Team. 1993 war mit dem Aufstieg zur Landesliga deren Mission erfüllt. Doch so ganz hat der zwölffache deutsche Nationaltorhüter das Kapitel Auerbach nie abgeschlossen. Marcus Schädlich sprach mit ihm.

Freie Presse: Herr Burdenski, der VfB Auerbach hat vor kurzem sein Allstar-Team berufen. Sie sind der Torhüter dieses Teams. Können Sie sich noch an die Spielzeit im Vogtland erinnern?

Dieter Burdenski: Absolut! Wir haben damals die Fußballferienschule gegründet, die Volkhardt Kramer bis heute weiterführt. Daraus ist die Idee entstanden, wenn man schon öfter in Auerbach ist, ob man dann auch dort Fußball spielen könnte. Und da ich schon immer ungewöhnliche Wege wählte, habe ich gesagt: Ich mache es. Und wenn ich etwas mache, dann richtig. Ich war bei drei Viertel der Spiele dabei.

Wie hat es sich angefühlt, aus der Bundesliga zu kommen und dann plötzlich in der Bezirksliga auf dem Platz zu stehen?

Wenn man den Fußball liebt, dann ist nicht vordergründig, in welcher Liga du spielst. Entscheidend war für mich, dass ich es überhaupt gemacht habe. Was wir aber trotzdem wollten, war sportlicher Erfolg. Der ist uns geglückt, und damit hatten wir ein Ziel mit dem Verein erreicht. Und auch die Fußballschule läuft bis heute erfolgreich.

Woran erinnern Sie sich, wenn Sie an diese Zeit zurückdenken?

An die Fahrten! Jedes Wochenende von Bremen nach Auerbach und nach Spielende gleich nach dem Duschen wieder zurück – das würde heute keiner mehr machen. Dafür muss man schon ein bisschen verrückt sein. Aber ich hatte zugesagt, und deshalb habe ich es auch durchgezogen. Ich darf mich nur bei meiner Frau bedanken, dass sie das damals so mitgemacht hat.

Das heißt, Sie haben ganz ohne Training mit dem Team gespielt?

Ja. Als Torhüter ist das nicht ganz so ein Problem, wenn du nicht mit der Mannschaft trainierst. In meiner Erinnerung habe ich auch sehr gut gehalten.

Können Sie sich an die Spiele erinnern?

Bedingt. An die Ortsderbys gegen Rodewisch kann ich mich erinnern. Vor 2500 Zuschauern war es fast so, als ob es um die Deutsche Meisterschaft gegangen wäre. Das hat aber auch dazu beigetragen, dass ich es gern gemacht habe.

Haben Sie danach den Weg des Vereins weiterverfolgt?

Natürlich! Das bleibt gar nicht aus, wenn man den Verein so intensiv genossen hat. Ich habe eine ganze Menge um die Fußballschule herum in der Region gemacht. Daher verfolgt man den VfB schon. Ich bin über jedes Ergebnis informiert, und ich bin stolz, dass sich der Verein über Jahre hinweg in der Regional liga hält und das Stadion immer schöner geworden ist. Das ist beeindruckend! Allein schon deshalb, weil die Region wirtschaftlich nicht so stark ist wie andere Regionen. Daher habe ich großen Respekt. Kompliment an Volkhardt Kramer und sein Team für die Jahrzehnte erfolgreicher Arbeit!

Ist es heute noch denkbar, dass ein ehemaliger Fußballprofi bei einem kleinen Verein anfängt?

Von Anfangen würde ich bei mir nicht sprechen, sondern eher von Aufhören. Aber heutzutage ist das eher nicht denkbar. Man muss sagen, dass es damals keine finan zielle Sache war. Ich wollte damals den Fußballstandort stärken und ich wollte damals in dieser komplizierten Zeit Flagge zeigen. Die Wessis, die damals in den Osten kamen, waren nicht immer Kategorie 1A. Ich wollte ein Gegenbeispiel sein.

Planen Sie, mal wieder nach Auerbach zu kommen?

Meine Sympathie für den Verein ist bis heute da. Ich halte Kontakt zu Volkhardt Kramer. Über kurz oder lang werde ich mal nach Auerbach kommen und mir anschauen, wie das Stadion gewachsen ist.

Als Sie gespielt haben, sah das noch völlig anders aus.

Das stimmt. Damals wurde gerade die Haupttribüne fertiggebaut und später eingeweiht. Vor der Entwicklung habe ich großen Respekt. Was in den Jahrzehnten entstanden ist, beeindruckt mich. Auch wie die Mannschaft sportlich dasteht, jetzt nach dem 3:2-Sieg gegen Energie Cottbus. Es ist eine fantastische Arbeit, die Volkhardt Kramer und seine Mitstreiter geleistet haben. Natürlich war es nicht Volkhardt allein, aber man braucht immer einen, der den Hut aufhat.

Sie haben den Wandel des Fußballs in den letzten Jahren an vorderster Front miterlebt. Wie sehen Sie die Entwicklung?

Das Spiel hat sich erheblich gewandelt. Wenn ich auf die Bundesliga schaue, dann ist es im Vergleich zu meiner aktiven Zeit in den 1980er Jahren athletischer geworden. Aber auch schon deshalb, weil sich die Trainingsbedingungen verbessert haben. Das ist doch in Auerbach nicht anders, wenn ich mich an den kleinen Kunstrasen erinnere, auf dem wir trainiert haben. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das alles stark zum Guten verbessert.

Allerdings scheint die Lücke zwischen Amateuren und Profis größer geworden zu sein.

Überraschungen gibt es immer – zum Beispiel, wenn man bezahlbare gute Spieler zusammenbekommt. Natürlich ist das sehr schwer. Auch der VfB Auerbach tritt in der Regionalliga gegen Mannschaften an, die andere finanzielle Voraussetzungen haben. Aber man muss doch nur auf die zwei Spiele von Auerbach gegen Cottbus schauen: Beide hat Auerbach gewonnen. Überraschungen sind also schon möglich, auch wenn es natürlich auf lange Sicht schwer ist, gegen Lok Leipzig anzukommen. Manchmal gelingt einem Team die Sensation, es darf nur nicht das Ziel sein. Wenn so etwas gelingt, ist es wunderbar. Ich hätte nichts dagegen, wenn der VfB Auerbach mal in der 3. Liga spielen würde, auch wenn dann das Stadion zu klein wäre. Aber letztlich ist es doch auch ein Erfolg, die Regionalliga zu halten.

Sie sind Ehrenspielführer von Werder Bremen. Um ein Wort zu Werder müssen wir Sie daher bitten. Der Verein steckt in einer schwierigen Situation.

Sehr schwierig. Der Blick auf die Tabelle zeigt es schon: die Punktzahl, die wenigen Tore, die vielen Gegentore. Dazu muss man nicht viel sagen. Die Situation ist so brenzlig wie lange nicht mehr.

Ist die Treue zum Trainer richtig?

Die Entscheidung ist dann richtig, wenn das Ergebnis stimmt. Um mehr geht es auch gar nicht.

Was würde ein Abstieg für die Stadt Bremen bedeuten?

Für die Stadt wäre es schon nicht schön. Aber in der Vergangenheit sind auch andere abgestiegen: KölnStuttgart oder der HSV. Das Leben geht weiter. Dann muss man versuchen, das zu reparieren. Dafür sind immer Personen gefordert – das ist in Bremen nicht anders als in Auerbach. Auch in Auerbach entscheiden diejenigen Personen, die den Verein führen, über Trainer und Spieler. Treffen sie die richtigen Entscheidungen, geht es nach oben. Treffen sie die nicht, hat der Verein keinen Erfolg.

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