An reguläres Ende glaubt keiner

  • Beitrag veröffentlicht:7. April 2020
  • Beitrags-Kategorie:Aktuelles

Von Thomas Gräf

Plauen.Nach 18 von 30 vorgesehenen Spieltagen sorgte die Coronakrise auch in der Fußball-Landesklasse für eine nie da gewesene Zwangspause. Für „Freie Presse“ die Gelegenheit, zusammen mit den Trainern die bisherige Bilanz der drei vogtländischen Vertreter in der Staffel West unter die Lupe zu nehmen und einen Blick in die Zukunft zu wagen. Dass die Saison noch zu Ende gespielt wird, glaubt keiner von ihnen.

Für den SV Merkur Oelsnitz platzte die Zwangspause mitten in eine Phase, in der es richtig gut lief. Der Tabellensechste hatte mit Motor Marienberg (2:1) und Empor Glauchau (1:0) zwei Spitzenmannschaften besiegt, das Duell mit dem nächsten Topteam Fortuna Chemnitz stand gerade ins Haus, als der Spielbetrieb ausgesetzt wurde.

Dass das notwendig war, steht für Trainer Jens Starke außer Frage: „Das hat auch jeder Spieler verstanden, da gab es gar keine Alternative.“ Seine Kicker hätten seitdem die Aufgabe, sich individuell fitzuhalten. „Auch wenn ich persönlich nicht glaube, dass die Saison zu Ende gespielt wird“, mutmaßt Starke. „Dafür müsste es spätestens Anfang Mai weitergehen. Aber ich denke, das wird sich viel länger hinziehen. Ob und wie das Ganze dann gewertet wird, steht sowieso in den Sternen.“

Mit dem bisherigen Auftreten seines Teams zeigt sich Starke – er gibt sein Amt im Sommer nach sechs Jahren auf eigenen Wunsch ab – sehr zufrieden. „Klar haben wir den einen oder anderen Punkt verschenkt, aber auch welche geholt, die nicht eingeplant waren, speziell zuletzt. So gesehen war der Zeitpunkt des Abbruchs für uns natürlich blöd.“ Neun Siege, vier Unentschieden und fünf Niederlagen lautet die Bilanz der Oelsnitzer, die mit Robert Hofmann (16 Tore) und Marcel Schuch (14) die beiden besten Schützen der Staffel in ihren Reihen wissen.

Im Gegensatz zu Merkur sind der Reichenbacher FC und der VfB Mühltroff noch nicht frei von allen sportlichen Sorgen. Auch wenn niemand weiß, ob das noch eine Rolle spielt und ob es überhaupt Absteiger geben wird: Der Reichenbacher FC hat aktuell sieben Zähler Abstand zwischen sich und einen nominellen Abstiegsplatz gebracht. Doch gerade der RFC glaubte sich in der Vergangenheit schon einmal in sportlicher Sicherheit, stieg aber 2011/12 als Zehnter (!) aus der damaligen Bezirksliga für eine Saison in die Vogtlandliga ab.

„Ich habe im Oktober die Verantwortung von meinem Vorgänger Steve Gorschinek übernommen. Seitdem konnten wir drei Siege und sechs Unentschieden einfahren. Bis zur Winterpause war ich sehr zufrieden“, so RFC-Trainer Carlo Kästner. „Zu Beginn der Rückrunde hatten wir mit nur einem Punkt aus drei Spielen eine kleine Schwächephase. Alles in allem lief es aber gut.“

Von den folgenden Absagen sei sein Team geschockt gewesen. „Wir können diese bedauerliche Maßnahme aber verstehen“, sagt Kästner. „Jeder Spieler hat von mir einen Fitnessplan mitbekommen. Ich weiß, dass es schwer ist, sich allein in Form zu halten. Aber etwas anderes geht ja leider im Moment nicht.“

Dass die Saison noch zu Ende gespielt wird, glaubt Kästner nicht: „Man weiß ja gar nicht, wie sich diese Sache noch in die Länge zieht. Und wir sind alle Amateure und gehen arbeiten, da wird es mit Spielen in der Woche schwer. Zur Not könnte ich mir Doppelspieltage mit Partien am Freitag und Sonntag vorstellen. Oder man verlängert die Saison eben bis in den Herbst. Kann auch sein, man beginnt nach der Sommerpause ganz einfach noch einmal von vorn. Wie auch immer: Ich denke, nach den Osterferien wissen wir mehr.“

„So bedauerlich das auch ist: Ich glaube nicht, dass die Saison zu Ende gespielt wird“, ist sich auch Thomas Pieles, Trainer des VfB Mühltroff, sicher. „Auch wenn sich die Spieler derzeit individuell fit halten: Ich persönlich denke, dass die Spielzeit annulliert und noch einmal gespielt wird. Ändern können wir eh nichts, wir müssen uns darauf verlassen, dass die Verbände die richtige Entscheidung treffen.“ Aktuell wäre der VfB auf der sicheren Seite: Der Neuling, der als Dritter der Vogtlandliga sein Aufstiegsrecht wahrnahm, ist zwei Punkte von einem der im Normalfall drei Abstiegsplätze entfernt. Vier der bisherigen 18 Begegnungen hat Mühltroff für sich entschieden, dreimal spielte der VfB unentschieden. Damit liegt er im Soll. Pieles: „Mit unserer Bilanz bin ich nicht unzufrieden, auch wenn wir den einen oder anderen Punkt leider haben liegenlassen.“

Beim Abenteuer Landesklasse habe man immense Erfahrungen gesammelt: „Für uns ist die Liga absolutes Neuland, wir mussten auch Lehrgeld zahlen“, sagt er. „Aber wir haben es keinesfalls bereut, diesen Schritt gewagt zu haben.“ Sicher sei die Qualität der Konkurrenz fast immer höher. „Daher hatten wir befürchtet unterzugehen, was aber nicht passiert ist.“ Wenn Mühltroff verliert, was elfmal der Fall war, dann meist knapp. „Wir müssen eben aus unseren geringeren Möglichkeiten das Optimum herausholen. Wenn alle ans Limit gehen, können wir in dieser Spielklasse mithalten und drinbleiben, worüber wir uns sehr freuen würden.“

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