Vorstellung von aktiven Schiedsrichtern des VFV

In den letzten 3 Jahren verringerte sich die Anzahl der einsatzfähigen Schiedsrichter im Kreis um ca. 20 %.
Dies hat natürlich massive Auswirkungen auf die Besetzung der Fußballspiele im Vogtland. Für Außenstehende wird dies zur Zeit bei der Ansetzung der Kreisligaspiele offensichtlich, dass wir zu wenig Schiedsrichter haben. Hier kommt es immer häufiger dazu, dass nur noch der Schiedsrichter mit einem Assistenten angesetzt werden kann. Den notwendigen zweiten Assistenten
muss dann der Heimverein stellen.
Leider konnten wir den geplanten Anwärterlehrgang im September nicht durchführen, da von Seiten der Vereine zu wenig Anwärter gemeldet wurden.
Um für das Schiedsrichterwesen zu werben, möchte der VFV in unregelmäßigen Abständen einen Schiedsrichter in Wort und Bild vorstellen.
Heute wollen wir mit Lucas Leihkauf (SG Jößnitz), der einer der jungen Schiedsrichtertalente des Vogtlandes ist. Er leitet Spiele in der Landesliga  Herren und ist Schiedsrichterassistent der A-Junioren-Bundesliga.

        • Name, Vorname:              Leihkauf, Lucas
  • Verein:                                   SG Jößnitz
  • Beruf:                                      Student Lehramt Sport/Mathematik an der Universität Leipzig
  • SR seit:                                    2011
  • Aktuelle Liga:                       Landesliga Sachsen (SR), U19 Bundesliga und NOFV Oberliga (SRA)
  • Anzahl an Spielen:            477 Spiele als SR oder SRA

 

  • Warum Ich SR geworden bin?

In den Fußball und die SR-Tätigkeit verliebte ich mich im Rahmen der Fußball Weltmeisterschaft 2010. Dort fiel mir vor dem Fernseher die Tätigkeit der Unparteiischen besonders ins Auge und ein Nerv in mir war getroffen. Von nun an stand fest: Das willst du auch machen. Durch meine Eltern habe ich in meiner Kindheit Einblicke in viele Sportarten erhalten, aber damit haben sie natürlich nicht gerechnet.

  • Warum würdest du jemandem empfehlen einen Kurs zum Schiedsrichter zu machen?

Man ist jedes Wochenende auf anderen Fußballplätzen unterwegs, trifft ständig auf neue Leute und hat es in jedem Spiel mit anderen Spielszenen zu tun (Abwechslung). Hautnah erlebt und reguliert man die Atmosphäre eines Spiels und merkt in diesem Flow überhaupt nicht, wie viele Kilometer man eigentlich zurücklegt (Bewegung). Weiterhin wird man ins Vereinsleben integriert, fährt im Kollektiv zu den Partien raus und erhält in den ersten Spielen durch ein Patensystem eine entsprechende Starthilfe (Gemeinschaft).

Von Ordnung und Disziplin bis hin zu den neuen Sekundärtugenden wie Selbstständigkeit, Kritikfähigkeit, Durchsetzungsvermögen und Teamfähigkeit kann die Schiedsrichtertätigkeit zudem insbesondere für junge Menschen eine gute Lebensschule bieten. Ferner übt man sich in Entscheidungsfreude, Entschlossenheit und darin, durch die an den Tag gelegte Entscheidungsqualität Verantwortung für ausnahmslos jeden am Spiel Beteiligten zu übernehmen. Dies verlangt Selbstbewusstsein, jedoch ebenso gesunde Selbstreflexion und einen professionellen Umgang mit Fehlern.

  • Schönste Erlebnisse als SR:

Das schönste Erlebnis im VFV war das Vogtlandpokalendspiel 2017 der Herren zwischen der SG Rotschau und dem SC Syrau, welches ich als 17-jähriger vor fast 900 Zuschauern in Netzschkau leiten durfte. Ich bin den Verantwortlichen bis heute sehr dankbar dafür, dass man mir in diesem Alter so viel Vertrauen geschenkt hat. Es war ein tolles Erlebnis!

Seitdem sind, häufig an der Seite meines Kameraden Paul Werrmann, viele weitere Highlights dazugekommen:

  • 2018 SRA Sachsenpokalendspiel U17 FC Erzgebirge Aue – RB Leipzig
  • 2018 SR Finale DFB U14 Länderpokal Baden – Württemberg
  • 2020 SRA Sachsenpokalendspiel U19 SG Dynamo Dresden – RB Leipzig
  • 2021 SRA Aufstiegsspiel zur Oberliga Herren SC Freital – FSV Budissa Bautzen
  • 2021 SRA DFB-Pokal U19 1.FC Nürnberg – Hertha BSC Berlin
  • jedes Spiel als SRA in der U17 und U19 Bundesliga, u.a. 1. FC Nürnberg – FC Bayern München

 

  • Vorbild und warum?:

Ein konkretes Vorbild habe ich nicht. Es sind eher die SR-Kollegen, Mentoren und Beobachter, von denen man sich über Jahre viel abschauen und lernen konnte. Im Fernsehen sehe ich Deniz Aytekin gerne bei der Arbeit zu.

  • Ziele als SR

In jedem Spiel alles dafür zu geben, der fehlerfreien Spielleitung so nah wie möglich zu kommen.

  • Worüber ärgerst Du Dich am meisten?

Ich ärgere mich am meisten darüber, dass Außenstehende und auch so manch Fußballinteressierter häufig denken, dass SR keiner Kontrollinstanz unterliegen und somit gewissermaßen machen können, was sie wollen. Um nach regelmäßig zu bestehenden Lauf- und Regeltests überhaupt für ein Fußballspiel einer Spielklasse angesetzt zu werden, wird die Entscheidungsqualität eines jeden Unparteiischen in regelmäßigen Abständen von sogenannten SR-Beobachtern validiert und eine Note erteilt. Es ergibt sich also ebenso wie bei den Mannschaften eine Leistungstabelle, die nach Abschluss der Saison über den sportlichen Werdegang eines jeden Schiedsrichters entscheidet.

 

  • Welche Regeländerung würde dem Fußball gut tun?

Ich denke wir wissen alle, was wir am Fußball lieben. Dazu braucht es aus meiner Sicht nicht jedes Spieljahr gravierende Regeländerungen.

  • Ein Tipp von dir an deine SR-Kollegen oder die es werden wollen:

Für den großen Ratgeber bin ich definitiv noch zu jung und unerfahren. Mir hat es aber in meiner Entwicklung sehr geholfen, nach jedem Spiel über Optimierungspotentiale nachzudenken. Und man kann es mir glauben: Es lässt sich in jedem Spiel etwas finden.

  • Was Ich sonst noch sagen möchte:

Jedes Fußballspiel hat einen guten Schiedsrichter verdient. In der aktuell rückläufigen Entwicklung aktiver SR im Vogtland wird es uns bald nicht mehr möglich sein, alle Spiele zu besetzen. Deshalb würde ich mich im Namen aller Aktiven riesig darüber freuen, wenn sich mutige Leute finden würden, die sich diese Aufgabe zutrauen und unsere vogtländische Schiedsrichtergilde in naher Zukunft verstärken könnten.