VFC sucht Weg aus der Krise

  • Beitrag veröffentlicht:31. Juli 2019
  • Beitrags-Kategorie:Aktuelles

Von Clemens Zierold

Plauen.Wann kehrt Ruhe ein beim am höchsten spielenden Plauener Fußballverein? So schnell wohl nicht. Nachdem Anfang des Monats beim VFC Plauen alle Vorstandsmitglieder ihren Rücktritt bekanntgaben, herrschte Chaos pur im Vogtlandstadion. Da in der Zeit von Spielerwechseln und der Vorbereitung auf eine neue Saison ein Verein dieser Größenordnung nicht ohne Führung bleiben kann, wurde schnell ein Notvorstand einberufen, der – aus Herbert Posner, Frank Günther und Petra Dick bestehend – vorübergehend für die Geschicke des VFC verantwortlich ist. Am Freitag findet eine außerordentliche Mitgliederversammlung statt, bei der ein neuer Vorstand gewählt werden soll. Über die etwas mehr als drei Wochen im Notvorstand sprach die „Freie Presse“ mit dem Plauener Rechtsanwalt Herbert Posner.

Posner begleitete den Verein schon einmal als stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins durch eine schwere Zeit, als der VFC 2014 Insolvenz anmeldete. Seitdem, so Posner, habe sich einiges im Verein zum Positiven entwickelt, wenn auch weiterhin vieles nicht rund läuft. „Zuerst einmal muss man festhalten, dass es schon immer viele Kritiker im Umfeld des VFC Plauen gab. Aber wenn es darum geht, dem Verein zu helfen, beziehungsweise etwas zu verbessern, ist selten jemand bereit, das zu tun“, so Posner, der schon nach kürzester Zeit Mängel in der Organisation feststellte. „Man muss schlicht und ergreifend sagen, dass der Verein organisationsbedürftig ist. Kein Büro würde unter solchen Umständen bestehen“, erklärt Posner. Dennoch habe sich seit 2014 einiges im Plauener Vogtlandstadion zum Besseren verändert. „Es fehlt aber jemand, der permanent da ist und organisiert“, so Posner.

Laut dem Rechtsanwalt fehle es innerhalb des Vereins an Respekt und Anerkennung. Es werde zu wenig Bitte und Danke gesagt, womit Anerkennung für das Geleistete einhergehen würde. Zudem hätten es viele Mitglieder scheinbar verlernt, etwas Gutes für den Verein zu tun, ohne dafür die Hand aufzuhalten. Schließlich würden auch die Vorstände ehrenamtlich arbeiten. Sie verbringen viele Stunden damit, in ihrer Freizeit den VFC Plauen in die richtigen Bahnen zu lenken.

Genau das habe das Dreigestirn des Notvorstands in den zurückliegenden Wochen getan, wobei Herbert Posner froh sein wird, wenn er am Freitag dieses Amt abgeben kann. „Wir haben versucht, die Probleme und Fälligkeiten zu ordnen. Der neu gewählte Vorstand soll so die Probleme schnell erkennen und einordnen können“, erklärt Posner. In den vergangenen Wochen wurden die wichtigsten Unterschriften getätigt. Alles, was nicht mit sofortiger Wirkung entschieden werden musste, liegt ab Samstag auf dem Schreibtisch der Gewählten.

Dass es nicht nur mit ein paar Unterschriften getan ist, wird bei einem Gespräch mit dem Rechtsanwalt schnell klar. „Wir haben uns notgedrungen den Arsch aufgerissen. Zudem haben viele Leute Eigenkapital in den Verein gesteckt, um den Laden am Laufen zu halten.“

Nicht glücklich ist Posner damit, wie sich der VFC zuletzt öffentlich präsentierte. Behauptungen, dass es zum Beispiel Straftaten innerhalb der ehemaligen Führung gegeben habe, weist der Rechtsanwalt ausdrücklich zurück. Dass die Höhe der Schulden im sechsstelligen Bereich liegen soll, stimme laut Posner ebenfalls nicht. Er habe selbst alles geprüft und festgestellt: „Es geht um einen fünfstelligen Betrag.“ Aus Sicht des Notvorstandes drohe demnach auch nicht eine neuerliche Insolvenz.

Nach der vergangenen Saison sollte es rund um die erste Mannschaft des VFC eine Einsparung im Etat in Höhe von 70.000 Euro geben. Damit liegt man derzeit im Plan und wird diesen aller Voraussicht nach auch erfüllen. „Dennoch fehlt uns noch eine Zahlung eines großen Sponsors. Wenn sich alle Sponsoren an Abmachungen halten, ist der Etat vollständig gedeckt. Zwischen den Saisons ist es sowieso immer eng. Deswegen ist ein pünktlicher Eingang in dieser Zeit sehr wichtig“, erklärt Posner.

Viel Spielraum gebe es bei den Gehältern der Spieler nicht, da der Etat eingehalten werden soll. Dennoch wirft der Kader des Oberligisten noch einige Fragen auf. Wenige Spieler und nur ein Torhüter bilden derzeit nur eine ganz dünne Personaldecke. Laut Posner werden aber auch diese Probleme angegangen. „Zum Anfang der Saison am kommenden Sonntag wird der Kader noch nicht vollständig sein. Wir suchen weiterhin nach mannschaftsdienlichen Typen, die positive Stimmung in das Team bringen. Es muss einfach passen“, so der Notvorstand. Demnach sieht er auch das Vorhaben, eine ordentliche Oberligasaison zu spielen, nicht gefährdet.

Als sich der Notvorstand zum Testspiel beim 1. FC Wacker Plauen vorstellte, appellierte Posner an die Tugenden der Spieler. „Egal, was alle denken, egal ob wir verlieren. Wichtig ist, dass man sich nach dem Spiel in die Augen schauen und behaupten kann, dass man alles für den Verein gegeben hat.“ Zudem erklärte er den Spielern was der Notvorstand leisten kann und was nicht.

Herbert Posner, Frank Günther und Petra Dick sind der Auffassung, am Freitag mit gutem Gewissen die Geschicke an die neu gewählte Vereinsführung übergeben zu können. Für die Vorstandswahlen zur außerordentlichen Mitgliederversammlung haben sich bisher vier Kandidaten beworben. Da es keine Frist für eine Kandidatur in der Satzung des VFC gibt, besteht allerdings die Möglichkeit, dass sich bis zur Wahl noch weitere Bewerber melden.


Neuer VFC-Vorstand: Bisher vier Kandidaten

Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung soll am Freitag ein neuer Vorstand des VFC gewählt werden. Vier Kandidaten haben sich dafür bisher gemeldet. Neben dem ehemaligen Vorstandsmitglied Eric Holtschke, der unmittelbar nach seinem Rücktritt eine erneute Kandidatur zusicherte, ist das der sportliche Leiter Frank Günther, der auch dem Notvorstand angehörte. Dritter

Bewerber ist Ronny Kamprad, der

zuvor beim 1. FC Wacker Plauen und SV Merkur Oelsnitz ehrenamtlich tätig war. Er will das Vereinsleben erhalten und eine lebendige Kommunikationskultur pflegen, wie er auf Facebook schreibt. Zudem will sich Mathias Richter zur Wahl stellen. Der 55-jährige Transportunternehmer erklärte in einem Schreiben an die „Freie Presse“, dass er unter anderem das Ziel habe, eine Bestandsaufnahme der wirtschaftlichen Situation zu machen und den Spielerkader zu ergänzen. Vertrauen will er nach innen und

außen schaffen. Im sportlichen

Bereich gibt er das Ziel an, in ein bis zwei Jahren in die Regionalliga aufsteigen zu wollen und eventuell in sechs Jahren den Sprung in die 3. Liga zu schaffen. (czi)

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