Sportgerichtsurteil sorgt beim VfB-Vorstand für Unverständnis

Bei Lok Leipzig ging es zur Sache. Hier beharken sich der Auerbacher Marcel Baude (links) und der Leipziger Sascha Pfeffer, der Torschütze zum 2:0.
Bei Lok Leipzig ging es zur Sache. Hier beharken sich der Auerbacher Marcel Baude (links) und der Leipziger Sascha Pfeffer, der Torschütze zum 2:0. Foto: BEAUTIFUL SPORTS/Jan Kaefer via
Auerbach.Soviel ist seit dem Wochenende klar: Das im Dezember abgebrochene Spiel der B-Junioren-Regionalliga zwischen dem VfB Auerbacher und Hertha BSC wird die Verantwortlichen beider Vereine noch lange beschäftigen. Die Berliner waren damals bei eigener 2:0-Führung mit der Begründung vom Platz gegangen, Spieler von ihnen seien von den Auerbachern fortwährend rassistisch beleidigt worden. Ein Vorwurf, den im Nachgang weder die Schiedsrichter noch Augenzeugen, darunter mit Patrick Müller ein Kreistagsabgeordneter der Linken, bestätigen konnten. Am Samstag nun entschied das Sportgericht des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV) in dieser Sache. Demnach bekommt der VfB die Punkte aus der Partie zugesprochen, doch zugleich wurde ein weiteres Verfahren gegen zwei VfB-Spieler eingeleitet, die zur Verhandlung am Samstag geladen waren.

Im Ergebnis der mündlichen Verhandlung gehe das Sportgericht davon aus, dass Berliner Spieler während der Partie von Auerbacher Spielern rassistisch beleidigt worden seien, teilte der Verband mit. „Das Verlassen des Spielfeldes durch die Berliner Mannschaft stellt sich nach Bewertung des Sportgerichts zwar als nachvollziehbar, nicht aber als gerechtfertigt dar“, heißt es beim NOFV weiter. Die beiden Auerbacher hätten rassistische Verunglimpfungen bestritten, sagte der Vorsitzende Richter Stephan Oberholz dem MDR, allerdings „gehen wir nach den Aussagen der Berliner Spieler davon aus, dass mehrfache und verschiedenartige rassistische Beleidigungen gefallen sind, denen wir vollkommen Glauben schenken können“.

Beim VfB Auerbach reagiert man mit Verständnislosigkeit auf diese Entscheidung. „Das Gericht hat eingeräumt, dass der Sachverhalt nicht ohne weiteres aufklärbar ist, gleichwohl sieht das Gericht den Rassismus-Vorwurf der Berliner als erwiesen an“, so der VfB-Vorsitzende Knut Beyse, selbst Rechtsanwalt, der beim Verfahren am Samstag zugegen war. „Wir sind sehr konsterniert und unglücklich darüber“, sagte Beyse. Die Auerbacher Vereinsvertreter hätten mit Verwunderung registriert, dass die auch von Berliner Seite bestätigten erheblichen Beleidigungen einiger Hertha-Spieler vom Sportgericht gänzlich unbeachtet geblieben seien, gar als nicht diskriminierend eingestuft wurden.

Völlig unverständlich sei auch, dass das Sportgericht auf die Aussagen der beiden Schiedsrichterassistenten verzichtet habe. Beide, übrigens selber Juristen, waren bei der Verhandlung anwesend und wurden ungehört heimgeschickt.

Sowohl der Schiedsrichter als auch seine Assistenten hatten laut Knut Beyse in ihren schriftlichen Stellungnahmen zu den Vorfällen den Hertha-Vorwurf der rassistischen Beleidigung zurückgewiesen. Dass ihnen vom Sportgericht offenbar weniger Glauben geschenkt wurde als den Berliner Verantwortlichen, stößt bei den Auerbachern auf größtes Unverständnis, wird von ihnen als nicht hinnehmbar bezeichnet. Beim VfB-Vorstand herrscht Einigkeit darüber, dass der Verein durch alle juristischen Instanzen gehen wird, sollten die Verfahren gegen die beiden B-Jugend-Spieler nicht mit einem Freispruch enden. Das bestätigte Manager Volkhardt Kramer der „Freien Presse“ am Sonntag auf Nachfrage. „Wir werden ihnen natürlich jeden möglichen Rechtsbeistand zukommen lassen“, versicherte er.


Vogtländer geraten im Leipziger Sturmlauf zeitweilig arg in Bedrängnis

1. FC Lok Leipzig – VfB Auerbach 3:1 (2:0): In der Fußball-Regionalliga hat der VfB Auerbach seinen erfolgreichen Start in das Jahr mit dem 2:1-Sieg bei Hertha BSC II nicht vergolden können. In Leipzig war am Sonntag nichts zu holen. „Man hat gesehen, dass Lok zurecht oben steht“, so Spielmacher Marcel Schlosser nach der Niederlage. Das Auerbacher Team hatte sich angesichts einer ersten Halbzeit, in der es in allen Belangen unterlegen war, noch beachtlich aus der Affäre gezogen.

Im ersten Abschnitt hätte es einem angst und bange werden können, als die Lok die Auerbacher regelrecht überrollte. „Wir haben uns aber nicht überrumpeln lassen“, sagte Schlosser. Als „etwas zu ängstlich“ empfand VfB-Coach Sven Köhler den Auftritt seiner Männer. Couragiert und angriffslustig war hingegen der Aufstiegsaspirant aus Leipzig. Nach anfänglichen Fehlversuchen – unter anderem einem Lattenkracher aus 25 Metern – war Lok auch erfolgreich. Ein Doppelschlag besiegelte fast schon die Auerbacher Niederlage: Erst nutzte Schinke ein Missverständnis in der Innenverteidigung und schloss cool zum 1:0 ab (19.), drei Minuten später hatte Pfeffer keine Mühe, auf 2:0 zu erhöhen, nachdem Marcel Baude über den Ball schlug. Eine echte Torchance war auf Auerbacher Seite nicht zu verzeichnen. „Wir haben schon die erste Halbzeit etwas verpennt“, gab Schlosser zu.

So war das Positivste der ersten Halbzeit, dass Auerbach noch im Spiel war. Ein Tor – und schon würde die Partie wieder offen sein. Und genauso kam es. Allerdings war dafür eine Umstellung im VfB-Team nötig. Daniel Tarczal verließ den Platz, Thomas Stock feierte nach seiner Verletzungspause seit Anfang Dezember sein Comeback. Seine körperliche Spielweise passte in die Partie bei den robusten Leipzigern, und Sven Köhler bewies damit das richtige Händchen. Stock kam, sah und traf zum 1:2 nach Vorarbeit von Oliver Genausch. Alles war wieder offen.

„Die zweite Halbzeit war besser. Wir haben umgestellt, und es hat gefruchtet“, sagte Schlosser. „Das frühe Anschlusstor hat uns geholfen.“ Auerbach suchte nun das Glück in der Offensive. Allerdings fehlte die Durchschlagskraft. Das Spiel wogte hin und her, auch weil Lok etwas die Luft ausging. Zwar blieb Leipzig dominant, aber die VfB-Defensive stand sicherer. Als Auerbach doch noch einmal den Mut der Verzweiflung in der Offensive suchte, schlug der Gastgeber zurück. Nach einem Eckball war Ziane zur Stelle und machte den Heimsieg perfekt (86.).

„Die Niederlage tut natürlich weh“, sagte Schlosser. „Aber wir werden das Spiel jetzt auswerten und richtig einordnen. Wir wissen, wie schwer es in der Liga ist.“ Am Samstag, 16 Uhr trifft der VfB im ersten Heimspiel des Jahres auf den FC Energie Cottbus und damit das dritte Spitzenteam in Serie. (masc)

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