Regelhüter reagieren schneller als gedacht und unterbinden Trick beim Abstoß

Ein Torwart beim Abstoß

Lupfen, köpfen, fangen – mit einer kuriosen Variante haben zahlreiche Mannschaften eine neue Regel beim Abstoß genutzt, um die Rückpassregel zu umgehen. Die Regelhüter unterbinden das nun und müssen damit erneut bei ihren Änderungen nachbessern.

Die Ansicht darüber, ob das Vorgehen der Spieler „im Geiste der Regeln“ sei, gingen in dem Gremium auseinander, teilte das für die Fußballregeln zuständige International Football Association Board (IFAB) am Freitagabend (02.08.2019) auf Anfrage von sportschau.de mit. Neuerdings dürfen sich Spieler der Mannschaft, die den Abstoß ausführt, im Strafraum aufhalten. In zahlreichen Spielen hatten die Torhüter zuletzt daher beim Abstoß den Ball angelupft – die Mitspieler köpften ihn dann zum Schlussmann zurück, der den Ball fing. Das galt zunächst als erlaubt.

Nun sagt das IFAB, dass das Thema neu diskutiert werde. Bis dahin werde bei einer Anwendung des Tricks der Abstoß wiederholt, eine Strafe jedoch nicht ausgesprochen. Bei einer bewussten Umgehung der Rückpassregel sieht das Regelwerk eigentlich eine Gelbe Karte vor.

Am Samstag gelten andere Regeln als Freitag

In Deutschland wurde der Trick zuletzt mehrfach genutzt, beispielsweise in der 3. Liga beim Spiel von Viktoria Köln gegen den Halleschen FC. Laut IFAB gilt die Regelung ab sofort und betrifft neben Abstößen auch alle indirekten Freistöße. In der 2. Liga beim Spiel zwischen dem VfL Bochum und Arminia Bielefeld wendeten die Spieler am Freitagabend die Variante noch an und wurden daran auch nicht gehindert. Es werden aber die vorerst letzten Tricks gewesen sein.

DFB-Schiedsrichterlehrwart Lutz Wagner bestätigte auf Anfrage, dass in Deutschland bereits am Samstag anders gepfiffen werde als noch am Freitag. Das gelte für die Zweitliga- und Drittligapartien genauso wie für die Basis in den Kreisligen. „Das ist nicht schön – aber was sollen wir machen?“, sagte Wagner. In der Sommerpause war das Phänomen zunächst bei einigen Testspielen zu beobachten. Schon damals fragten sich Beobachter vor allem, ob das wirklich erlaubt sei. Zunächst war es das, nun will das IFAB aber neu diskutieren und möglicherweise nachbessern, wie es später auch offiziell mitteilte.

IFAB muss erneut Änderungen aussetzen

Für das IFAB entwickelt sich langsam eine unangenehme Situation. Denn es ist bereits das zweite Mal, dass die Regelhüter nach den im März beschlossenen Regeländerungen nachverhandeln müssen.

Bei der Frauen-WM 2019 in Frankreich waren mehrere Strafstöße wiederholt und Torhüterinnen mit einer Gelben Karte bestraft worden, da sie vorzeitig die Linie nach vorne verlassen hatten. Die neue Regel beim Strafstoß, nach der die Schlussleute nur noch einen statt zwei Füße auf Höhe der Linie haben müssen, sorgte in Kombination mit dem strengen Video-Assistenten, der nur Schwarz-Weiß-Entscheidungen treffen konnte, bei der WM für reichlich Konfusion.

Die Diskussion nahm dermaßen Fahrt auf, dass die FIFA beim IFAB eine vorübergehende Aussetzung der Gelben Karten in den möglichen Elfmeterschießen der K.o.-Runde erwirkte. So wurde die Folge verhindert, dass Torhüterinnen im Elfmeterschießen wegen Zentimeterentscheidungen mit Gelb-Rot vom Platz gestellt worden wären. Diese Aussetzung soll dauerhaft ins Regelwerk, endgültig entschieden war das bis Freitag (02.08.2019) jedoch offenbar nicht.

Regeländerungen eigentlich erst wieder im März

Doch wann wird das alles korrigiert? Die nächste Tagung des IFAB, an der Spielregeln geändert werden können, findet eigentlich erst im Frühjahr 2020 statt. Die Zeit drängt in beiden Fragen – die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter brauchen genauso Klarheit wie Fans und Aktive.

Stand: 03.08.2019, 10:39

Quelle: sportschau.de