Nach Fußball-Eklat: Auerbacher sehen sich zu Unrecht am Pranger

Die Hertha-BSC-Junioren sollen für ihr Eintreten gegen Rassismus geehrt werden. Beim VfB und einem Kreisrat löst das Kopfschütteln aus. Inzwischen läuft ein Sportgerichtsverfahren.

Auerbach/Berlin.Am gestrigen Dienstag wurde bekannt, dass die Deutsche Olympische Gesellschaft Berlin die B-Junioren des Bundesligisten Hertha BSC für „konsequentes Eintreten gegen Rassismus“ ehren will. VfB-Manager Volkhardt Kramer hat dafür kein Verständnis und spricht von „einer sehr einseitigen Betrachtungsweise“.

Seit Samstag steht die VfB-B-Juniorenmannschaft, in der auch Kramers Enkel spielt, am Pranger. Im Punktspiel in der Nachwuchs-Regionalliga Nordost sollen die Auerbacher die Berliner rassistisch beleidigt haben. Deshalb hatte der Hertha-BSC-Trainer die Partie im Vogtland vorzeitig abgebrochen. Der VfB weist die Vorwürfe zurück und erklärt umgekehrt: Die fast ausschließlich mit Migrationshintergrund ausgestatteten Spieler der Berliner Mannschaft hätten fortlaufend „aufs Übelste gepöbelt“ und die Vogtländer mit ihrer provinziellen Herkunft beleidigt. „Hertha-Spieler betitelten während der Partie ihre Gegenspieler und Zuschauer permanent mit Worten wie ,Nazi‘, ,Hurensohn‘ und ,Schwuchteln'“, bestätigt der Linken-Kreisrat Patrick Müller, der als Zuschauer das Spiel verfolgte. Umgekehrt seien dann auch mal Worte wie „Spinner“ gefallen.

Volkhardt Kramer, der für den VfB zudem im Auerbacher Stadtrat sitzt, hatte am Montag gegenüber dem Gremium eingeräumt, dass vonseiten der Auerbacher in der Partie gegenüber dem Gegner Sätze wie: „Mach dich aus unserem Land, das ist unser Raum“ gefallen seien, relativierte aber zugleich, dies müsse im Zusammenhang mit einer Freistoß-Szene verstanden werden.

Inzwischen ist aufgrund der Vorfälle ein Sportgerichtsverfahren eingeleitet, teilt der Nordostdeutsche Fußballverband mit. Ungeachtet eines dort ausstehenden Urteils ist die Deutsche Olympische Gesellschaft Berlin mit ihrer angekündigten Ehrung der Hertha-BSC-Junioren in diesem Zusammenhang vorgeprescht.

Die Entscheidung sei aufgrund der öffentlichen Darstellungen, Stand Montag, gefallen, sagt Richard Meng, Präsident der Gesellschaft. Meng weiß, dass es auch andere Sichtweisen gibt, sieht aber das „entschiedene Eintreten gegen Rassismus“ als oberstes Gebot. „Wir hatten in jüngster Zeit in Berlin eine riesige Debatte um Gewalt und Rassismus, in deren Folge auch Schiedsrichter gestreikt haben“, erklärt er. Gleichzeitig schließt er nicht aus, dies nochmals neu bewerten zu müssen, falls es neue Erkenntnisse gebe. Zudem begrüßt er Volkhardt Kramers Initiative, die Berliner ins Vogtland einzuladen. Der VfB-Mann hatte dies am Montag als Versöhnungsgeste angekündigt und gestern nach eigener Auskunft umgesetzt.

Weitere Berichte zum Thema auf den Sport- und Lokalsportseiten.

%d Bloggern gefällt das: