Kleiner Verein mit großer Tradition

Vor 70 Jahren: Die Männer der Sportgemeinschaft Großfriesen, die 1951 gegründet wurde. Ihr erstes Spiel hatten die Plauener in Pöhl mit 1:0 gewonnen.
Vor 70 Jahren: Die Männer der Sportgemeinschaft Großfriesen, die 1951 gegründet wurde. Ihr erstes Spiel hatten die Plauener in Pöhl mit 1:0 gewonnen. Foto: Verein

Im Plauener Ortsteil Großfriesen sollte im Juni gefeiert werden. Das dreitägige Fest zum 70-jährigen Bestehen musste der VfB zwar verlegen – dennoch blickt der Verein mit viel Stolz zurück.

Plauen.Eigentlich war alles bis ins Detail geplant und hätte so schön werden können. Sogar ein Leckerbissen für die Fußballfans stand auf der „Speisekarte“ des VfB Großfriesen zum großen Jubiläum: Ende Juni wollten die Sportler aus dem Plauener Ortsteil den 70. Geburtstag ihres Vereins feiern. Inzwischen ist das dreitägige Sportfest, das vom 25. bis zum 27. Juni über die Bühne gehen sollte, aber wieder abgesagt worden: „Wir haben lange gehofft und gewartet“, sagt Axel Pankrath, der für die Öffentlichkeitsarbeit beim VfB verantwortlich ist. „Aber die anhaltenden Corona-Einschränkungen haben dann keine andere Entscheidung zugelassen“, erklärt er den einhelligen Vorstandsbeschluss. „Wir mussten eine Entscheidung treffen.“ Nun werde man wahrscheinlich in fast genau einem Jahr feiern, „dann eben 70 plus 1“, so der 58-Jährige schmunzelnd.

Gegründet wurde die SG Großfriesen am 6. Juli 1951 – „mit beachtlichen 130 Mitgliedern“, erzählt Pankrath. Das erste Spiel der „Friesner“ fand wenig später am 22.Juli in Pöhl statt. Nicht einmal bei „Niedrigwasser“ könne man sich das heute noch vorstellen, so der Funktionär lachend. Denn sieben Jahre später wurde mit dem Bau der Talsperre begonnen, sodass der Ort mittlerweile unter Wasser liegt. Großfriesen gewann übrigens mit 1:0 und feierte damit den ersten offiziellen Sieg der Vereinsgeschichte.

Einen Sportplatz erhielt der neue Verein allerdings erst ein Jahr später. „Die Platzweihe fand am 17. August 1952 anlässlich des 50. Jubiläums unserer Schule und des Heimatfestes statt“, berichtet Axel Pankrath. Der Kaufvertrag für die neue Anlage an der Bahnstrecke Plauen – Falkenstein sei damals bei einer Flasche Schnaps ausgehandelt worden, so der Funktionär schmunzelnd. Zur Einweihung liefen die beiden Männermannschaften, die Jugend sowie die Alten Herren auf (jeweils gegen die SG Rotschau), während die Knaben gegen ein Team der Thälmannschule Plauen antraten. Damals führte noch ein Feldweg über den Sportplatz, den zuweilen ein Ochsengespann nutzte – „und sogar während eines Spiels“, so Pankrath, der seit 46 Jahren Mitglied im VfB ist und sich intensiv mit der Vereinshistorie befasst hat.

Die neue Sportgemeinschaft sah sich als Nachfolger erfolgreicher Vereine in Großfriesen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, erzählt der Funktionär. „Geturnt wurde im Ort schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, Fußball wurde ab 1910 gespielt.“ 1930 spielte der TV Großfriesen um die Sachsenmeisterschaft der Turnvereine, „damals der zweitgrößte Fußballverband in Deutschland nach dem DFB“, erklärt Pankrath, und erreichte nach Siegen gegen Crimmitschau (11:1), Holzhausen (3:2), Altchemnitz (3:0) und Guts Muths Dresden (4:3) das Finale. Die Partie gegen Dresden sahen damals mehr als 2000 Zuschauer, hat Pankrath recherchiert. „Beim Finale gegen Leipzig-Paunsdorf waren in der Messestadt sogar über 6000 Zuschauer dabei.“ Allerdings verloren die Vogtländer 1:4 und wurden „nur“ Zweite.

Aber auch die neue SG Großfriesen sei sportlich ambitioniert gewesen, so Axel Pankrath. 1955/56 wurde das Team Kreismeister und stieg erstmals in die Bezirksklasse auf, konnte sich aber dort nicht etablieren. „Heute würde man wohl Fahrstuhlmannschaft dazu sagen“, so der Vereinssprecher, der in den 1990er Jahren selbst in der ersten Mannschaft der Großfriesener kickte.

1969 gab es aber erneut etwas zu feiern, als der neue Sportplatz am Eingang des Dorfes nach acht Jahren Bauzeit eingeweiht werden konnte. „In diese Zeit fiel auch die Gründung der Turn- und Gymnastikgruppe der Frauen, zudem war ein Damenteam im Tischtennis aktiv und schmetterte viele Jahre im Bezirksmaßstab“, erzählt Pankrath.

Aber auch bei den Fußballern ging es wieder aufwärts. Am 16. Juni 1975 wurde mit dem 1:0 über Oelsnitz der Aufstieg in die Bezirksklasse geschafft. Bis 1989 folgten 15 Jahre Bezirksklasse. Dies war die sportlich erfolgreichste Zeit der Großfriesener, die seit 1980 als BSG Elektronik aufliefen, so der Vereinssprecher. „Damals standen drei Männermannschaften im Spielbetrieb.“

Nach der politischen Wende geriet der Verein aber in schwieriges Fahrwasser. „Die Eigentumsrechte des Sportplatzgeländes waren nicht geklärt“, sagt Pankrath. „Es gab Restitutionsansprüche aus dem Westen. Diese Situation belastete den Verein über viele Jahre, und es ist nur der Hartnäckigkeit einiger weniger, wie dem damaligen Vorsitzenden Heinz Karing, zu verdanken, dass es heute noch Sport in Großfriesen gibt.“

Da kein Trägerbetrieb mehr vorhanden war, nannte sich der Verein ab 1990 Elektronik Großfriesen, 1996 erfolgte die Umbenennung in VfB Großfriesen. Immer mehr junge Mitglieder übernahmen nun Verantwortung, „und Großfriesen fand allmählich wieder seinen Platz im vogtländischen Fußball“, freut sich Vorstandsmitglied Pankrath. 2003 gelang der Aufstieg in die 1.Kreisklasse, 2005/06 der Sprung in die Kreisliga, und 2010 stand der VfB im Pokalfinale des Kreisverbandes Vogtland/Plauen, unterlag aber knapp mit 2:3 gegen Wernitzgrün.

Inzwischen hat sich der VfB wieder in der Kreisliga etabliert, nicht zuletzt dank seiner Nachwuchsarbeit. Die sei zwar in Großfriesen von jeher schwierig, sagt Axel Pankrath – „da wir keine Schule mehr im Ort haben, keine Turnhalle, keinen beleuchteten Trainingsplatz“. Durch das Engagement vieler sei es jedoch fast durchgängig gelungen, Nachwuchsteams zu stellen – zuletzt sogar mit großem Erfolg. 2017 wurde die F-Jugend Kreismeister, ebenso die Spielgemeinschaft Großfriesen/ Theuma bei den C-Junioren, während die B-Jugend als Spielgemeinschaft Großfriesen/Theuma/VFC II den Vogtlandpokal holte. 2020 wurde die A-Jugend VfB Großfriesen/ VFC II Kreismeister und stieg in die Landesklasse auf, berichtet Pankrath stolz. Zudem stehe aktuell ein D-Jugend-Team mit Lok Plauen im Spielbetrieb, eine Bambinigruppe werde gerade aufgebaut.

Derzeit zählt der VfB Großfriesen 124 Mitglieder – und das sei genauso beachtlich wie die 130 Sportfreunde zur Gründung vor 70 Jahren, so Axel Pankrath. Seit 1997 steht Joachim Schuster an der Spitze, inzwischen gemeinsam mit Thomas Reinhold. Dass der Sport aktuell immer noch stark eingeschränkt ist, sei schlimm, „besonders für unsere Kinder und Jugendlichen“, so der Vereinssprecher. „Alle hoffen, endlich wieder zur Normalität zurückkehren zu können.“ (mit pank)

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