„Deshalb lieben wir den Fußball“

Von Karsten Repert

Plauen.Mit Stirnverletzung verteidigte der etatmäßige VFC-Torwart Jakob Pieles als Innenverteidiger den letzten Ball: „Ich war vier Monate nicht als Feldspieler im Einsatz. Man bin ich fertig.“ Der Ersatzverteidiger avancierte in diesem „Spiel für die Geschichtsbücher“ zur Symbolfigur. „Wir kauen auf dem Zahnfleisch, aber wir wollen diesen Negativlauf einfach nicht akzeptieren“, kündigte VFC-Cheftrainer Robert Fischer nach drei Niederlagen in Folge und 0:4 Toren an. Mit dem letzten Aufgebot, drei angeschlagenen Spielern und einem A-Jugendlichen im Minikader startete der Oberligadritte furios. Die dritte Großchance verwandelte Moritz Kretzer in der 14. Minute. Der FC Einheit Wernigerode antwortete: „Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht und sind in diesem offenen Schlagabtausch dreimal in Führung gegangen, weil wir gegen die starken Plauener immer wieder Schwachstellen gefunden haben“, lobte Gäste-Trainer Hannes Deicke seine Jungs.

Elia Miro Friebe profitierte beim 1:1-Ausgleich von einem kapitalen Schnitzer des VFC-Verteidigers Alexander Morosow, der nach seinem Fehlpass auch noch beim Rettungsversuch patzte. Wenig später nutzte Danny Wersig die Plauener Unordnung – 1:2. „Aber heute haben wir einfach nicht schon wieder verlieren wollen“, erklärte Jakob Pieles dieses pausenlose Aufbegehren der Vogtländer, die ein bärenstarker Moritz Kretzer per Kopf mit dem 2:2-Ausgleich beglückte.

Beim Stand von 3:4 warf der VFC nun aber wirklich alles nach vorne. Trainer Robert Fischer wechselte mit Tim Limmer und Christopher Bibaku zwei eigentlich verletzte Spieler ein. Der etatmäßige Schlussmann Jakob Pieles schrie über den ganzen Platz: „Los, los, los!“ Dann schwang sich der junge Charlie Spranger immer wieder zu Substanzläufen auf, die an das Kettenrasseln seines Vaters Arnd Spranger erinnerten. Vier Minuten vor Schluss – der ohnehin diesmal besonders laute Support der VFC-Ultras erreichte jetzt seinen Höhepunkt – zündete Charlie Spranger wieder den Turbo. Seinen genialen Querpass veredelte Lucas Will mit einem fantastischen Lupfer und mit diesem späten 4:4-Ausgleich schien plötzlich wieder alles möglich.

Was die VFC-Fans am meisten freute? „Wir haben nach diesem Ausgleich nicht die Handbremse angezogen, um den Punkt zu retten. Das war einfach geil, oder?“ Die Frage von Jakob Pieles beantworteten die 369 Zuschauer im Vogtlandstadion mit grenzenlosem Jubel, als Moritz Kretzer noch einmal alles gab und in der Nachspielzeit zum 5:4-Sieg einschoss. „Drei Tore in so einem Spiel zu schießen, wo das ganze Stadion ausrastet, das ist wirklich krass“, staunte der Schütze des Siegtores über die Freudentänze auf den Tribünen im Vogtlandstadion. VFC-Cheftrainer Robert Fischer resümierte: „Das war für die Zuschauer ein geiles Spiel. Für uns Trainer ist dieses Wechselbad der Gefühle schlimm. Aber deshalb lieben wir alle den Fußball!“

Statistik

VFC Plauen: Kuhl – Morosow, Heinrich, Pieles, Glaser (63. Limmer) – Grandner (77. Bibaku), Andreopoulos – Spranger (88. Fazliu), Kretzer, Nyber – Will; Tore: 1:0 Kretzer (14.), 1:1 Friebe (17.), 1:2 Wersig (20.), 2:2 Kretzer (23.), 2:3 Friebe (51.), 3:3 Will (68.), 3:4 Hildach (69.), 4:4 Will (86.), 5:4 Kretzer (90.+2); Schiedsrichter: Tarik El-Hallag (Jena); Zuschauer: 369

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