Corona-Meister feiert kleines Jubiläum

  • Beitrag veröffentlicht:10. November 2020
  • Beitrags-Kategorie:Aktuelles
Mühltroff.

Während der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in diesem Jahr auf das Jubiläum 50 Jahre Frauenfußball in Deutschland zurückblicken konnte, feierten der SV Grün-Weiß Tanna und der VfB Mühltroff das Jubiläum zehn Jahre Frauenmannschaft SG Mühltroff/Tanna. Die Geschichte des Frauenfußballs in der Region geht allerdings weiter zurück. Nach der Wende gab es durch Andreas Seidel und später durch Hans Ullrich erste Versuche, eine Frauenmannschaft in Tanna zu bilden. Es wurden auch einige Freundschaftsspiele unter anderem gegen Langenbach ausgetragen, doch zu einem regelmäßigem Spielbetrieb kam es nicht, da sich die Mannschaft aus den unterschiedlichsten Gründen wieder auflöste. Erst als der ehemalige langjährige Tannaer Spieler und in Langenbach wohnhafte Johannes Goj einen weiteren Versuch unternahm, entwickelte sich wieder eine Mannschaft mit dem Ziel, aktiv am Punktspielbetrieb teilzunehmen.

„Ich gründete 2003 mit 13 Mädchen, die ausschließlich aus Langenbach kamen, eine Mannschaft, aus der im Jahr 2010 die Spielgemeinschaft Tanna/Mühltroff hervorging“, berichtet Johannes Goj, der seitdem das Team mit viel Engagement und Einsatzbereitschaft trainiert. Tatkräftig unterstützt wurde er in den ersten Spielzeiten vom Mühltroffer Ronny Schneider, der als Betreuer fungierte und nach seinem Ausscheiden jetzt noch für schriftliche Dinge hilfreich zur Seite steht.

Es stellten sich bald die ersten Erfolge ein. Gleich im ersten Jahr holte das Goj-Team mit der jüngsten Mannschaft die Vizemeisterschaft hinter dem FFC Gera II, wurde 2013/14 und 2015/16 sogar zweimal Kreismeister der Kreisoberliga Ostthüringen und der Kreisoberliga Jena-Saale-Orla, holte sich auch die Hallenkreismeisterschaft und stand dreimal im Kreispokalendspiel. Doch ein Pokalsieg blieb der Spielgemeinschaft bis jetzt versagt. Im Jahr 2013 setzte es nach einer eigenen Halbzeitführung gegen den FFC Gera II noch eine 2:4-Niederlage. In der zweiten Endspiel-Auflage 2015 mussten sich die Grün-Weißen den Geraerinnen vom FFC II 1:6 geschlagen geben. Und auch der dritte Anlauf auf einen Pokalsieg brachte nicht den erhofften Erfolg, denn im Jahr 2016 unterlag man dem SV Schott Jena II knapp 3:4.

Einen Einschnitt im Spielbetrieb gab es in der Saison 2016/17, denn die Mannschaft stand kurz vor der Auflösung. Das lag nicht an ihr selbst, sondern am Thüringer-Fußball Verband (TFV), den Johannes Goj kritisiert: „Die Abschaffung der Kleinfeldliga durch den TFV ist nicht nachvollziehbar und hat dem Frauenfußball sehr geschadet. Da in Thüringen ab der Saison 2016/17 nur auf Großfeld gekickt wird, konnten wir nicht mehr am Spielbetrieb im Kreisfußballausschuss Jena-Saale-Orla teilnehmen, weil wir dafür nicht genug Fußballerinnen hatten. Die Mannschaft stand kurz vor der Abmeldung. Doch mit dem VfB Mühltroff zusammen konnten wir im Sommer 2016 zum Vogtländischen Fußball-Verband wechseln und als Spielgemeinschaft (SpG) Mühltroff/Tanna am Spielbetrieb im Kleinfeld teilnehmen. Eine Kleinfeldliga vor allem in den untersten Spielklassen ist die einzige Möglichkeit, den Frauenfußball in der Region am Leben zu halten. Für die meisten Vereine ist es aber schon zu spät. Durch den Zwang zum Großfeld haben in Thüringen schon viele aufgegeben.“

So spielt die Mannschaft seit der Saison 2016/17 in der 1. Kreisklasse Vogtland und konnte sich dort bereits einen Titel sichern. Nach der wegen der Corona-Pandemie abgebrochenen Saison 2019/20 wurde die SpG offiziell zum „Corona-Vogtlandmeister“ gekürt. Dennoch ging der Trainer die neue Saison mit etwas Bauchschmerzen an, und das nicht nur wegen Corona. Aus den unterschiedlichsten Gründen haben die Grün-Weißen einige längerfristige Ausfälle zu beklagen. „Wir haben oft Probleme, die Mannschaft voll zu bekommen.“ Gegenwärtig belegt die Mannschaft den sechsten Platz in der nun wieder durch Corona unterbrochenen Saison. „Trotz der fünf Ausfälle ist es dieses Jahr unser Ziel, so gut wie möglich zu spielen und Spaß am Fußball zu haben. Wir hoffen, dass die Spielzeit fortgesetzt wird. Ich wäre froh, wenn dann alle wieder dabei sind und gesund bleiben“, so Goj.

Eine große Stütze der Mannschaft ist Petra Wendler, die mit 60 Jahren noch dem runden Leder hinterherjagt. „Petra spielte in Gera und durch ihre Tochter Simone später in Gräfenwarth. Beide sind nach Auflösung der SG Gräfenwarth/Pöllwitz nach Tanna gewechselt. Für die jungen Fußballerinnen ist sie durch ihren Einsatz und ihre Zuverlässigkeit ein Vorbild. Leider hat sich Simone schwer verletzt und wird längere Zeit ausfallen.“

Ebenfalls mit Sorgen blickt der Trainer in die Zukunft des Frauenfußballs in Tanna und Mühltroff. „Wir haben große Probleme, Nachwuchs zu gewinnen, bedingt auch dadurch, dass viele Schülerinnen nach der Schule häufig keine Lust mehr haben, sich sportlich zu betätigen, und weil andere Freizeitaktivitäten im Vordergrund stehen. Wenn sich nichts ändert, wird es bald keinen Frauenfußball mehr geben. Es wäre schön, wenn sich noch einige Spielerinnen, aber auch Trainer oder Betreuer bei uns melden, um den Fortbestand der Frauenmannschaft SG Mühltroff/Tanna zu sichern.“

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