Blick ins Archiv: Fans rechnen mit Versagern ab

Die VFC-Fans waren am Sonntag in Hohenstein-Ernstthal nach dem Abpfiff fassungslos und teilweise sogar frustriert. Für sie war es ein Albtraum, dass ihr Team gegen den Außenseiter verloren hat.
Die VFC-Fans waren am Sonntag in Hohenstein-Ernstthal nach dem Abpfiff fassungslos und teilweise sogar frustriert. Für sie war es ein Albtraum, dass ihr Team gegen den Außenseiter verloren hat. Foto: Ralph Köhler

Viele Fans des VFC Plauen kommen immer noch nicht über die 1:2-Pokalspielpleite ihrer Elf in Hohenstein-Ernstthal hinweg

Hohenstein-Ernstthal.Obwohl der VFC Plauen bereits am Mittwoch das nächste Regionalliga-Punktspiel hat – 17.30 Uhr ist er bei Germania Halberstadt zu Gast – wollen zumindest die Fans nicht zur Tagesordnung übergehen und den Blick nach vorn richten. Zu tief sitzt noch der Stachel der Niederlage in Hohenstein-Ernstthal. Bei „Freie Presse“ meldeten sich gestern erboste Augenzeugen des Spiels, die ihren Ärger über die Schmach von Hohenstein-Ernstthal äußerten und jetzt von der Vereinsführung Konsequenzen erwarten.

„Es wurde die größte Chance der letzten Jahre vertan. Der VFC hat sich eine bereits fest eingeplante Geldsumme entgehen lassen“, meint zum Beispiel der Plauener Martin Narr. Das Vorhaben, für die kommende Regionalliga-Saison eine junge, starke Mannschaft aufzubauen, sei vorerst gescheitert, monierten VFC-Fans. Aus vielen Anrufen war zu entnehmen, dass sich die Anhänger ernsthaft Sorge um den leistungsstärksten Fußballclubs des Vogtlandes machen. Nun sollte der Verein wenigstens um Schadensbegrenzung bemüht sein, sich offen zur Fehlentwicklung bekennen und den freien Fall abwenden, forderte ein Anrufer. Er bat darum, dass sein Name nicht veröffentlich wird.

Ratlosigkeit und Fassungslosigkeit ist der Analyse von VFC-Trainer Thomas Hoßmang zu entnehmen: „Einige meiner Spieler waren überfordert.“ Ob mit derartigen Fußballern nächste Saison wenigstens die Regionalliga-Aufsteiger in Schach gehalten werden können, hofft nicht nur Martin Narr.


„Mir graut es vor der nächsten Regionalliga-Saison“

Rainer Möckel (VFC-Ehrenmitglied): Eine Steigerung in negativer Hinsicht ist wohl nicht mehr möglich. Wer ist in unserem Verein für solch ein Debakel verantwortlich? Es war am Sonntag kein Spielsystem und auch kein Aufbäumen erkennbar. Wir haben zudem keinen Regisseur auf dem Platz. Der VFC wird langsam zur Lachnummer in ganz Sachsen. So kann und darf es nicht weitergehen. Für viele Zuschauer hat sich seit Sonntag der VFC vorerst erledigt.

Walter Jacob (VFC-Ehrenmitglied): Spielerisch gab es in dieser Saison keinerlei Verbesserungen. Vielleicht verstehen die Spieler die taktischen Maßnahmen ihres Trainers nicht. Ich habe mich geschämt über die Art und Weise, wie diese Niederlage zustandgekommen ist.

Andriy Zapyshnyi (absolvierte bis 2008 insgesamt 372 Pflichtspiele für den VFC): Unfassbar, was da meinen Nachfolgern passiert ist. Sie haben mir am Sonntag meine Feier zum 40. Geburtstag verdorben. Wenn sie in dieser nahezu unbedeutenden Regionalliga-Saison Punkte einbüßen, ist das noch zu verschmerzen. Doch im Pokal-Halbfinale darf man eigentlich an einem zwei Klassen tiefer spielenden Kontrahenten nicht scheitern. Zumal es um viel Geld und das Prestige geht.

Martin Narr (Fan): Diese Niederlage ist eine Schande fürs Vogtland. Was ist los in den Köpfen der Spieler? Will der VFC auch noch seine letzten treuen Fans verlieren?

Christoph Warnecke (Fan): Es fehlen die Tugenden von früher. Krasselt und Berger waren damals mit Herz und Leidenschaft dabei. Die fehlt seit einiger Zeit.

Bernd Körner (Fan): Es ist peinlich. Mir graut es schon vor der nächsten Regionalliga-Saison. Die sportliche Entwicklung, die so oft angepriesen wurde, tendiert gegen Null.

Silke Hochmuth (Fan): Jetzt sollte man nach vorne schauen und der Mannschaft weiterhin viel Glück wünschen. Man kommt aber wohl nicht drumrum, dass sich hier einiges ändern muss.

Christian Schmidt (Fan): Nach dieser Vorstellung sollte man den noch übrig gebliebenen Fans auf irgendeine Art und Weise entgegenkommen. Man darf sich nicht wundern, wenn wie zuletzt geschehen, weniger als 800 Leute zum Heimspiel gehen.


Kommentar: Das Maß ist voll!

Der VFC Plauen geht wieder einmal ganz schweren Zeiten entgegen. Und das nicht nur, weil er am Sonntag den Einzug ins Sachsenpokal-Finale verspielt und drei Tage zuvor zum zweiten Mal in dieser Saison gegen den Aufsteiger Berliner AK verloren hat. Die jämmerliche Vorstellung in Hohenstein-Ernstthal war allerdings der Gipfel einer verkorksten Saison. Schlimmer kann es wohl nicht mehr kommen.

Selbst wenn die Plauener alle restlichen Punktspiele gewinnen sollten, wird das nur noch wenige Fans interessieren. Viele VFC-Anhänger sind seit Monaten mit dem Kurs der Vereinsführung nicht mehr einverstanden. Cheftrainer Thomas Hoßmang und Sportdirektor Jens Starke geraten immer mehr ins Kreuzfeuer der Kritik. Die Mannschaft, die sie zusammenstellten, spielt nach dem Motto: Zwei Schritte vorwärts, einer zurück. Am Wochenende versagte sie gleich zweimal kläglich. Leistungskonstanz ist ein Fremdwort geworden. Führungsspieler gibt es nicht mehr. Das Vogtlandstadion hat längst den Ruf einer schier uneinnehmbaren Festung verloren.

Coach Hoßmang hat viele brave Jungs um sich, die unter professionellen Bedingungen fleißig trainieren, doch Aufwand und Nutzen stimmen nicht überein. Er musste am Sonntag zum wiederholten Mal in dieser Saison feststellen, dass sein Team nicht die Qualität hat, um den von ihm geforderten Anforderungen gerecht zu werden. Hoßmang kann einem leidtun. Er wollte einiges bewegen, doch nun steht er vor einem Scherbenhaufen, hat wohl nicht die richtigen Spieler für sein Konzept.

Der sportliche Kollaps ist nur die eine Seite. Die VFC-Führung tut sich zudem auch schwer, die Sponsoren und Fans davon zu überzeugen, dass der von ihr eingeschlagene Kurs der richtige ist. Bleibt zu hoffen, dass der VFC die Krise übersteht. Überleben, vor allem auch finanziell, sollte das vorrangige Ziel der nächsten Monate sein.

bernd.wunderlich@freiepresse.de

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