Auerbach hadert mit sich und dem Schiri

  • Beitrag veröffentlicht:29. Juli 2019
  • Beitrags-Kategorie:Aktuelles
Auerbach.Wo Menschen im Spiel sind, da passieren Fehler. Bei einem Fußballspiel stehen in aller Regel 25 Leute auf dem Feld, sodass die Wahrscheinlichkeit für Fehler sehr hoch ist. Genau von diesen menschlichen Fehlern war der Regionalliga-Auftakt des VfB Auerbach geprägt: Fehler entschieden das Spiel der Auerbacher gegen den Aufsteiger SV Lichtenberg 47, sie sorgten für eine hitzige Atmosphäre nach dem Spiel und endlose Diskussionen.

Was war geschehen? Der VfB verlor den Auftakt überraschend – und dabei keinesfalls verdient. Ja, die Niederlage war sogar völlig unverdient. Spielanteile, Chancenanzahl, Spielweise – alles sprach für die Auerbacher. Hätten sie auch nur zehn Prozent der Lichtenberger Effektivität an den Tag gelegt, wäre das Spiel mindestens unentschieden ausgegangen. So viele hochkarätige Chancen wie am Samstag hatten die Auerbacher wohl selten zuvor bei einem Heimspiel.

„Ich kann mich nicht erinnern, dass wir schon mal so viele Grundlinien-Durchbrüche und Strafraumaktionen hatten“, erkannte auch VfB-Coach Sven Köhler. Doch dann kam das Problem mit dem menschlichen Versagen ins Auerbacher Spiel. Aus unerklärlichen Gründen gelang den Auerbachern vor dem Tor nicht das Entscheidende: Den Ball irgendwie ins Tor zu bekommen. Marc-Philipp Zimmermann hatte schon vor der Pause zwei glasklare Kopfballchancen. Eigentlich ein Kinderspiel für den Torjäger – wie er auch in der Vorbereitung eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte. Doch Vorbereitung ist nicht Pflichtspiel – diese Formel hatten vor dem Spiel bereits Trainer und Kapitän Marcel Schlosser beschworen. Vielleicht war es eine böse Vorahnung. Dass allein Zimmermann am Ende gut und gerne vier Tore hätte erzielen können, zeigt, wie klar das Spiel eigentlich zu Gunsten des VfB zulief. Sicher, die Gäste aus Berlin waren keine Laufkundschaft. Sie zeigten einen schnörkellosen Fußball: Mit einfachen Mitteln ging es geradlinig und schnell nach vorn. Dort stand eine sichere VfB-Defensive. Zumeist, denn drei, vier Mal wackelten auch die Vogtländer, was auch spürbar daran lag, dass die letzte Reihe im Vergleich zur Vorsaison beinahe komplett neu war. Im Tor stand Maximilian Rosenkranz, weil Stammkeeper Stefan Schmidt (Schleimbeutelentzündung am Ellenbogen) noch nicht fit war. An Rosenkranz lag es schon einmal nicht. Er war – abgesehen von der fehlenden Abstimmung mit seinen Vorderleuten bei Rückgaben – nicht die Schwachstelle der Vogtländer. Beim Gegentreffer nach zehn Minuten war er machtlos. Die Fehlerkette vor Jahns Abstauber ging im Mittelfeld bei Daniel Tarczal los und zog sich über die rechte Abwehrseite mit Amer Kadric und Marcel Baude, die die Eingabe nicht verhindern konnten. Jahn war den Schritt schneller als Müller und brachte die Gäste in Führung. Danach war bis auf Nadelstiche, die im zweiten Abschnitt sogar komplett entfielen, nicht mehr viel von Lichtenberg zu sehen.

Umso bitterer ist, dass Auerbach aus der drückenden Überlegenheit und den guten Offensivaktionen nicht mehr machte. Doch woran lag es, dass bei Amer Kadric (36./ 45.), Thomas Stock (39./ 53./ 90.) oder Marc-Philipp Zimmermann (9./ 13./ 58./ 90.) nicht mehr als Haareraufen heraussprang?

„Zum Pech kommt auch noch eine Portion Unvermögen hinzu“, sagte VfB-Coach Köhler. Bei den zum Teil klaren Torchancen fehlte der berühmte Zentimeter. „Es wird keiner einem nun die vergebenen Chancen übel nehmen“, milderte Marcel Baude aber die Kritik etwas ab. „Wir müssen jetzt einfach weitermachen.“ Und sich eben seltener vor dem Tor Fehler leisten.

In Sachen Fehler war das Spiel allerdings auch von einer höchst unglücklichen Schiedsrichter-Leistung überschattet, was die frustrierten Auerbacher Gefühlswelt zusätzlich erhitzte. Denn Eugen Ostrin (Eisenach) erwischte – für alle offensichtlich – einen ähnlich schwachen Tag wie die Auerbacher vor dem Tor. Neben zahlreichen strittigen Strafraumaktionen, in denen der Elfmeterpfiff durchaus zugunsten des VfB hätte ausfallen können, stand eine höchst ungewöhnliche (Fehl-)Entscheidung im Fokus: Nach nicht einmal einer Stunde nahm der bereits verwarnte Ali Sinan klar erkennbar die Hand, verhinderte damit einen Auerbacher Angriff. Der Unparteiische hatte schon die Gelbe – es wäre also Gelb-Rot gewesen – in der Hand, ließ sich vom Sünder dann aber noch umstimmen. Sinan durfte weiterspielen, aber auch nur für wenige Minuten, weil sein Trainer ihn zum Schutz gleich aus dem Spiel nahm. „Eine halbe Stunde in Überzahl bei den hohen Temperaturen wäre durchaus ein Vorteil für uns gewesen“, sagte VfB-Coach Sven Köhler, der wie wohl die meisten der 625 Zuschauer die Entscheidung nicht nachvollziehen konnte. „Wir machen alle in unserer Arbeit Fehler“, sagte Köhler. „Aber dann musst du auch dazu stehen.“ Seine Offensivspieler, wie auch der Schiedsrichter. Deshalb blickte Köhler auch schon nach vorn. „Wir werden das Spiel nun nicht mit elf gegen zehn in der 60. Minute fortsetzen. Daher hoffe ich, dass sich das über die Saison hinweg ausgleicht.“ Schon am Dienstag richtet sich der Blick seines Teams wieder auf Regionalliga-Fußball. Dann fahren die Vogtländer nach Berlin zur VSG Altglienicke. Dann – so hoffen zumindest die Auerbacher – mit weniger vermeidbaren Missgeschicken als zum Liga-Start.

Statistik Auerbach: Rosenkranz – Baude (74. Morosow), Müller/V, Träger, Seb. Schmidt – Tarczal (74. M. Schmidt), Wurr (59. Ctvrtnicek) – Kadric, Schlosser, Stock – Zimmermann. Lichtenberg: Wollert/V – Hentschel, Sinan/V (65. Kulecki), Reiniger, Einsiedel – Owczarek (58. Junge-Abiol/71. Ohlow), Fiegen – Schmidt, Hollwitz, Jahn – Brechler. Tor: 0:1 Jahn (10.). SR: Ostrin (Eisenach). – Zus.: 625.

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