99 besondere Auer Momente – coole Geschichte Monty!

  • Beitrag veröffentlicht:5. März 2021
  • Beitrags-Kategorie:Aktuelles
Tirpersdorf/Aue.Pünktlich zum 75. Vereinsgeburtstag und kurz vor der 500. Partie in der 2. Fußball-Bundesliga erscheint ein besonderes Buch über den FC Erzgebirge Aue. Es hangelt sich von Minute zu Minute – und setzt auf ausgesuchte Momente. Anna Neef hat mit Autor Monty Gräßler gesprochen.

Freie Presse: Das Auer Fußballwunder, aufgeschrieben im Minutentakt: Wie entstand die Idee zu der besonderen Erzählform?

Welche Minute ist Ihnen als Autor die wichtigste? Und warum?

Gute Frage. Mit Nachspielzeit, Verlängerung und Elfmeterschießen sind es jetzt 99 Kapitel geworden. Das zeigt schon, dass ich gerne noch viel mehr untergebracht hätte. Bei etwa 2500 Spielen des FCE und seiner Vorgängervereine ist mir die Auswahl nicht leicht gefallen. Einer meiner Favoriten ist die 83. Minute mit dem 1:1 im Zweitliga-Heimspiel im April 2013 gegen Kaiserslautern. Nach zwei umstrittenen Feldverweisen gab die Mannschaft nicht auf und schaffte mit den aufgebrachten Fans im Rücken zu neunt noch den Ausgleich. Das ist für mich Aue und daher auch nicht die einzige Aufholjagd im Buch.

Was denken Sie ist die wichtigste Minute aus Sicht von Aue?

Vermutlich die 76. Zum einen, weil es eine tolle Geschichte war, dass Frank Berger den ersten Aufstieg in die 2. Bundesliga am 1. Juni 2003 in Dresden mit einem „Tor des Monats“ krönte. Vor allem aber, weil man es heute sicher so sehen kann, dass der Auer Fußball damals aus einem 13-jährigen Dornröschenschlaf geweckt wurde. Ich glaube kaum, dass dem Verein seinerzeit eine solche Entwicklung zugetraut wurde, wie er sie nun genommen hat.

Und welche Minute sehen Sie als die schmerzlichste an?

Die 45. Minute ist mir von den bitteren Momenten zumindest noch am besten in Erinnerung. Irgendwie landete im Februar 2017 im Heimspiel gegen Dresden jeder Eckball im Auer Tor. Das 0:4 zur Pause war ein Albtraum. Aber da zum Saisonende alles gut gegangen ist, lässt sich heute locker drüber plaudern.

Es gibt mehrere Bücher, die den Club von der glorreichen Wismut- bis in die Zweitliga-Neuzeit vorstellen. Was macht Ihr Werk im Besonderen aus?

Es ist auf alle Fälle das aktuellste Buch der Serie. Und es ist wie gesagt in seiner Aufmachung einzigartig. Ansonsten halte ich es im 15. Jahr in der 2. Bundesliga für eine schöne Würdigung, dass der FCE als einer der ersten Klubs in der 90-Minuten-Reihe porträtiert wird. Zuletzt war Eintracht Frankfurt dran, der nächste Verein ist der 1. FC Köln.

Von der Idee bis zum Druck: Von welcher Zeitspanne reden wir?

Von knapp 15 Monaten. Das war ziemlich ambitioniert, um es nebenbei in der Freizeit hinzukriegen. Aber ich hatte kurz nach der Wende schon mal die Idee, ein Aue-Buch zu schreiben und mich damals mit Material aus dem Vereinsarchiv eingedeckt. Daraus ist dann zwar nichts geworden, aber es war jetzt eine gute Basis gerade für die Zeit, in der ich selber noch nicht im Stadion war.

Wer Aue so gut kennt, liebt es. Ihr Herz schlägt lila-weiß?

Ich kam in Erla-Crandorf gar nicht an den Farben vorbei. Jeden zweiten Sonnabend, wenn ich mittags von der Schule kam, staunte ich über den Zug aus Johanngeorgenstadt, aus dem lila-weiße Schals und Fahnen hingen. Mit 12 oder 13 hat mich mein Vater das erste Mal mit dem Motorrad mit zum Spiel genommen. Irgendwann bin ich dann von der Schule heimgerannt, um selbst mit dem Zug nach Aue mitzufahren. So fing es an und hörte nie auf. Nur dass ich vom Fan- längst in den Familienblock gewechselt bin.

75. Vereinsgeburtstag, 15 Jahre 2. Bundesliga, 500. Zweitliga-Spiel als David unter so manchen Goliaths des Fußballs: Wie viel Spielzeit im Profisport trauen Sie Aue noch zu?

Ich bin optimistisch, weil ich als Außenstehender den Eindruck habe, dass sportlich und auch beim ganzen Drumherum viele richtige Entscheidungen getroffen wurden. Daher hoffe ich, dass der Verein gut durch die Pandemie kommt. Dann dürfte den nächsten Jubiläen nichts im Wege stehen.

90 Minuten mit Nachspielzeit und Elfmeter: Wer war neben Ihnen als „Kapitän“ die Mannschaft hinter dem Buchprojekt?

Das sind einige: Frank Kruczynski, der den Löwenanteil der Fotos gerade auch aus der DDR-Zeit beigesteuert hat. Statistiker Bernd Friedrich, der mit viel Akribie den Faktencheck übernahm. Ex-Spieler von Klaus Zink bis Jürgen Escher, die bereitwillig Auskunft gaben. Und der FCE selbst, der mich bei den Recherchen unterstützte. Nur so ist es am Ende eine runde Sache zum runden Geburtstag geworden. ane


Zur Person

Monty Gräßler, Jahrgang 1972, arbeitet als Lokalsport-Redakteur für die „Freie Presse“. Seit seiner Kindheit jubelt, bangt und leidet der gebürtige Erzgebirger, der seit 20 Jahren in Tirpersdorf im Vogtland lebt, mit den Veilchen. „90 Minuten Erzgebirge Aue“ ist seine vierte Buchveröffentlichung.

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