Ungeahnter Höhenflug beginnt mit Spielertrainer aus Zeitz

Oelsnitz.Vor 30 Jahren hat ein Sportler seine aktive Laufbahn im Männerbereich beendet, der die Fußballgeschichte in Oelsnitz entscheidend beeinflusst hat. Joachim Weigelt, 1982 aus Zeitz in Sachsen-Anhalt ins Vogtland gezogen, weckte den lange erfolglosen Fußball in der Stadt aus seinem Dornröschenschlaf. Mit ihm als Spielertrainer gelang der damaligen BSG Fortschritt Oelsnitz innerhalb von drei Spielzeiten der Sprung aus der 1. Kreisklasse in die Bezirksliga. Heute ist Weigelt 66 Jahre alt und Rentner.

Die Geschichte des Fußballs in Oelsnitz ist reich an Persönlichkeiten, die mit ihrem Engagement auf und außerhalb des Rasenvierecks dafür sorgten, dass der Ball erfolgreich rollen konnte. Oft waren es sogar „Zugezogene“, die der Historie dieses Sports in der Stadt eine entscheidende Wendung gaben. So kam mit Alfred Groh schon der Urvater des Oelsnitzer Fußballs aus Plauen.

Weigelt hatte seine Fußballerlaufbahn zunächst in seinem Geburtsort Luckenau nahe Zeitz begonnen. „Ich habe wie die anderen Kinder den ganzen Tag lang Fußball gespielt, da gab es doch nicht viel anderes“, erinnert sich Weigelt. „Als Zehnjähriger habe ich dann bei Aktivist Luckenau im Verein angefangen, wenig später hat Chemie Zeitz angefragt.“

Dort wurde der junge Weigelt immer besser, kickte schon als 18-Jähriger im Zeitzer DDR-Liga-Team und auch während seines Wehrdienstes drei Spielzeiten lang für Vorwärts Plauen, ebenfalls in der zweithöchsten Spielklasse des Landes. Von 1977 bis 1982 spielte er dann noch einmal für Zeitz.

Nachdem Umzug nach Planschwitz zu Gattin Ramona, die er während seines Plauener Intermezzos bei einer Faschingsveranstaltung an einem Rosenmontag in Oelsnitz kennengelernt hatte, machte Weigelt zunächst den „Dorfclub“ Traktor Schönbrunn als Spielertrainer zu einem ernst zu nehmenden Kontrahenten der BSG Fortschritt im Meisterschaftskampf. Zusammen mit Akteuren wie Frank Linke, Roland Tischer, Arnd Scholz, Matthias Renz oder Rolf Stieber führte er den Verein sogar zum Kreispokalsieg und zum dritten Platz in der Meisterschaft.

Die Oelsnitzer Verantwortlichen schauten sich dies nicht lange an und konnten Weigelt schließlich für einen Vereinswechsel begeistern. Seine Hauptaufgabe bestand darin, die damals ständig in entscheidenden Situationen versagende Fortschritt-Elf auf Vordermann zu bringen. Und das gelang: Geführt von Spielertrainer Weigelt gelang 1988 in den damals üblichen Aufstiegsspielen nach einem 3:0 zu Hause und einem 1:2 auswärts gegen Traktor Riechberg der lang ersehnte Sprung in die Bezirksklasse. Dort verfehlte die Weigelt-Elf nur knapp den Durchmarsch in die Bezirksliga, wurde Zweiter hinter Rodewisch. Ein Jahr später gelang der erneute Aufstieg nach einem 0:0 auf heimischem Rasen im letzten Saisonspiel gegen den FSV Bau Weischlitz.

„Das war schon eine tolle Zeit, das hat damals riesigen Spaß gemacht. Da haben wir gegen Weischlitz oder Rodewisch vor 1500 Zuschauern gespielt“, erinnert sich Weigelt. „Ich kannte solche Kulissen ja aus der DDR-Liga, aber für die anderen Oelsnitzer Spieler war das ein Wahnsinnserlebnis. Die wollten alle gewinnen, haben sich förmlich zerrissen, um auch mal höher als in der Kreisklasse zu spielen, was ja dann auch klappte.“

Mit der Qualifikation für die Bezirksliga sah Weigelt seine Mission als erfüllt an und widmete sich dem Aufbau einer Firma. In seiner Freizeit war er von 1990 bis 2001 ehrenamtlicher Vorsitzender der mittlerweile in TSV Oelsnitz umbenannten BSG Fortschritt. Obwohl als selbstständiger Büro- und Objektausstatter tätig, ließ ihm der Fußball dann doch keine Ruhe. Als die Oelsnitzer 1992 vor dem Abstieg aus der Bezirksliga standen, kehrte „Achim“ noch einmal für ein halbes Jahr als Spieler zurück, konnte aber den Gang in die Bezirksklasse nicht verhindern.

Mittlerweile als einer der Köpfe der sieggewohnten Oelsnitzer Altherrenelf weiter am Ball, ereilte ihn 2007 ein Schicksalsschlag: Bei einem Turnier in der heimischen Sporthalle brach Weigelt mit einem Herzinfarkt zusammen, konnte aber durch die schnelle Hilfe eines Sportkameraden dem Tod von der Schippe springen. Nach seiner Genesung kehrte er noch zweimal als Interimstrainer zurück. Zunächst im einzigen Oelsnitzer Landesligajahr als Vertretung für den wegen eines Trainerlehrgangs verhinderten Michael Hiemisch, kurz vor dem Abstieg in die Vogtlandliga als allerdings wirkungslose Unterstützung für Übungsleiter Frank Buschner.

Heute ist der agile Rentner aufmerksamer Beobachter des Geschehens bei den Oelsnitzer Merkur-Kickern. Eine Funktion im Verein strebt er nicht mehr an, zum aktuellen sportlichen Geschehen meint er: „Die jetzige Spielklasse ist für Oelsnitz angemessen. Alles andere darüber ist aus meiner Sicht unrealistisch. Das gibt ja auch die hiesige sportliche Infrastruktur einfach nicht her.“

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