Trotz Tiefpunkten Ruhe bewahrt

Auerbach.Wer hätte beim Aufstieg in die Regionalliga Nordost im Sommer 2012 geglaubt, dass der VfB Auerbach im Juli 2019 dort in seine achte Saison starten würde? Die verflixte siebente wurde mit Platz 9 und 46 Punkten erfolgreich gemeistert. Der VfB bewältigte die Saison mit dem kleinsten finanziellen Etat und dem kleinster Kader aller Vereine. Zudem geht ein Großteil der Spieler arbeiten, zum Studium, zur Ausbildung oder zur Schule. Trainiert wird fünf Tage in der Woche grundsätzlich nach 17 Uhr.

Der sportliche Leiter Volkhardt Kramer, Vorstand und Verwaltungsrat führen den Verein seit vielen Jahren schuldenfrei und ohne Turbulenzen. Felix Lietz sagte kürzlich: „Als Spieler musst du dir in diesem Verein keine Sorgen machen. Man kann sich auf Beruf, Studium und das Fußballspielen konzentrieren.“ Nicht umsonst betont Kramer immer wieder, dass die Regionalliga, die Champions League des VfB ist. Alles andere wäre Illusion und gefährlich.

„Es war nicht abzusehen, dass wir am Ende mit Platz 9 so gut da stehen. Bei allen Höhen und Tiefen hat jeder zum Erfolg beigetragen“, lautet das Fazit von Trainer Sven Köhler. Nach 349 Drittligaspielen in Chemnitz und Halle stand der mit seinen Co-Trainern Bernd Richter und Uwe Kramer im Sommer 2018 vor einer für ihn neuen Aufgabe mit völlig anderen Bedingungen und neuem Umfeld. Am Ende stand der Erfolg, weil der Verein nie verrückt spielte und alle in Ruhe arbeiten konnten.

Insgesamt war die Saison 2018/19 die zweitbeste für den VfB überhaupt. In der Regionalligasaison 2013/14 wurde die Mannschaft mit 41 Punkten Siebenter, 2015/16 mit 50 Punkten gleichfalls Neunter. Diese 50 Punkte waren die bisher beste Ausbeute. Es war die einzige Saison, in der am Ende auch ein positives Torverhältnis erzielt wurde und mit 14 Siegen die meisten innerhalb einer Saison. Jetzt waren es 13 Siege, sieben Unentschieden und 14 Niederlagen.

Nach einer guten Vorbereitung gab es im ersten Spiel gegen den BFC Dynamo mit 1:4 eine Heimklatsche. Und sofort war er wieder da, der jährliche Kampf um den Klassenerhalt. Nach 0:0 in Erfurt und 1:2 in Chemnitz wusste man, dass die Mannschaft kämpfen und spielen kann. Es schmerzten vor allem die Niederlagen gegen die vermeintlich unmittelbare Konkurrenz, 0:1 in Bautzen, 0:1 in Bischofswerda und 0:2 zu Hause gegen Neugersdorf. Das 1:0 gegen Lok Leipzig und 2:1 in Rathenow linderten die Not etwas. Nach zwölf Spieltagen stand Auerbach als 17. auf einem möglichen Abstiegsplatz. Die Reaktion waren Siege in Meuselwitz mit 4:2 und ein 1:0 zu Hause gegen Viktoria Berlin. Abschluss der ersten Halbserie bildete ein 0:5 in Babelsberg – Platz 14 und der Winter kam.

Übrigens loben viele Gästevereine, welches Schmuckkästchen das Stadion des VfB geworden ist. Hertha Berlins neuer Bundesligatrainer Ante Covic sagte zum Beispiel: „Es ist schön zu sehen, was entstehen kann, wenn ehrlicher Fußball gearbeitet wird. Ein Kompliment! Trotzdem: Der Besuch des VfB-Stadions ist wie ein Zahnarztbesuch.“ Die meisten Mannschaften spielen nicht gern in Auerbach, weil der VfB kämpfen kann. Erstaunlich, dass er am Saisonende in der Fairnesstabelle mit 26 gelben Karten und einmal Gelb-Rot Platz 1 belegte.

Die Rückrunde begann mit Spielausfällen und einer schiefen Tabelle. Platz 7 und 17 trennten teilweise nur sechs Punkte. Große Unbekannte bei jeder Rechnung waren die abstiegsbedrohten Ost-Teams in der dritten. Nach relativ normalem Verlauf verlor der VfB 1:3 bei Lok Leipzig und 2:3 daheim gegen damals abgeschlagene Rathenower. Fassungslosigkeit im Verein, bei Fans und Spielern selbst. Der Verein und das Trainerteam analysierten nach kurzer Sprachlosigkeit wie gewohnt in Ruhe. Kapitän Marcel Schlosser: „Es war ein Tiefpunkt. Die Lage war angespannt, aber der Verein machte keinen Druck. Keiner wollte absteigen. Wir haben es als Mannschaft intern geklärt, und darauf sind wir als Team und ich als Kapitän stolz.“

Trotz der Niederlagen in Nordhausen (0:3) zu Hause gegen Topfavorit Chemnitz (0:2) gab es keine Panik, aber keiner wollte auch ein mögliches Abstiegsendspiel am letzten Spieltag zu Hause gegen Babelsberg. Die Antwort der Mannschaft lautete in den letzten sechs Spielen fünf Siege, ein Unentschieden und eine Niederlage. Drei Spieltage vor Ultimo wurde mit dem 4:0 zu Hause gegen Bischofswerda quasi der Klassenerhalt gesichert.

Ein Ziel wurde nicht erreicht. Im Sachsenpokalwettbewerb schied die Mannschaft im Achtelfinale zu Hause mit dem 1:4 gegen Lok Leipzig aus. Leipzig bestrafte die Auerbacher Fehler gnadenlos. Die Niederlage passte zu dieser Zeit in das Gesamtbild.

Das Trainerteam Köhler, Richter und Kramer wird unverändert weiter arbeiten. Eine veränderte Mannschaft wird die jährliche Aufgabe Klassenerhalt angehen. Am 19. Juni ist Trainingsauftakt, am letzten Juli-Wochenende beginnt wieder die Jagd um Punkte.

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