„Tagebuch für Walter Fritzsch“: Was ein Ellefelder erzählen kann

  • Beitrag veröffentlicht:28. April 2021
  • Beitrags-Kategorie:Aktuelles
Foto: Verlag

Es ist ein echter Wälzer: Auf 480 Seiten wird das Leben des einstigen Meistertrainers von Dynamo Dresden dokumentiert. Joachim Thoß war Autor Uwe Karte dabei eine wichtige Hilfe. Er steuerte Fotos und Episoden bei.

Ellefeld.Joachim Thoß hat die Seiten 452 und 453 aus dem vor zwei Wochen erschienenen „Tagebuch für Walter Fritzsch“ nicht umsonst für das nebenstehende Foto aufgeschlagen. Denn alle drei Schnappschüsse, die den aus Zwickau-Planitz stammenden Fußball-Trainer 1978 bei der Verabschiedung von Dynamo Dresden zeigen, stammen vom 65-jährigen Ellefelder. „Es ist ein außergewöhnliches Buch geworden und macht einen deshalb auch ein Stück weit stolz, etwas dazu beigetragen zu haben“, erzählt Joachim Thoß, während er das fast 2,5 Kilogramm schwere Werk zusammenklappt.

Ein gutes Dutzend Fotos des langjährigen Auerbacher „Freie Presse“-Fotografen hat Buchautor Uwe Karte aus Dresden für die Biografie von Walter Fritzsch berücksichtigt. Das Besondere an der Neuerscheinung: Das Buch über den als ehrgeizig wie eigenwillig geltenden Trainer, der die Dresdner in den 1970er Jahren zu fünf DDR-Meistertiteln führte und 2020 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, basiert auf dessen privaten Tagebüchern. Deren Auswertung war eine Arbeit von vielen Jahren. „Es ist fast unvorstellbar, was Walter Fritzsch von 1940 bis 1995 alles aufgeschrieben hat. Einzig darin blättern hilft, das wirkliche Ausmaß zu erahnen“, so Uwe Karte.

Die handschriftlichen Einträge mit Schilderungen aus dem Zweiten Weltkrieg bis zu Detailaufzeichnungen von seinen neun Trainerposten füllten 50 dicke Bücher. Im Buch werden die Aufzeichnungen des „kleinen Generals“ um Erinnerungen von Zeitzeugen ergänzt. Dass dabei neben einstigen Dynamo-Größen wie Dixie Dörner, Hansi Kreische und Klaus Sammer auch Joachim Thoß eine Rolle spielt, ist fast schon ein Kapitel für sich. Denn der Autor griff bei seinen Recherchen nicht nur auf die Fotos des Ellefelders zurück, er reißt auch kurz die Geschichte an, warum gerade Joachim Thoß so nah am Dynamo-Trainer dran war. Denn zwischen dem jungen Vogtländer, der damals meist mit Schulkamerad Joachim Hums auf Tour ging, und Walter Fritzsch hatte sich eine ungewöhnliche Freundschaft entwickelt.

Angeregt durch den Besuch eines Vorbereitungsspiels 1969 gegen den SC Damaskus fuhren Joachim Thoß und sein Freund regelmäßig nach Dresden. „Nach dem Spiel haben wir oft die Zeit bis zur Abfahrt unseres Zuges überbrückt, indem wir auf die Spieler gewartet und uns Autogramme geholt haben“, erzählt Joachim Thoß, der zu jener Zeit schon hobbymäßig fotografierte und mit einer Schmalfilmkamera filmte.

Die beiden Jungs, die dem Dialekt nach offenkundig nicht aus Dresden kamen, hatten es Walter Fritzsch angetan. „Er hat uns dann eines Tages mal gefragt, wie wir wieder heimkommen und noch mit zum Kaffeetrinken zu sich nach Hause in die Grunaer Straße mitgenommen“, berichtet Joachim Thoß – eine unbekannten Facette der Trainer-Legende. „Das ist schon eine außergewöhnliche Geschichte, weil Walter eigentlich keinen an sich rangelassen hat“, bestätigt Uwe Karte.

Zumal es nicht bei einmal Kaffeetrinken blieb. Walter Fritzsch und seine Frau luden die Ellefelder Jungs auch in ihren Garten ein, organisierten ihnen Karten für die Dynamo-Spiele und ermöglichten sogar die Mitfahrt im Mannschaftsbus zum Konditionstraining in der Dresdner Heide. Doch es gab nicht nur Treffen in Dresden. Im Buch wird zum Beispiel von einer Gesprächsrunde mit Walter Fritzsch in Ellefeld berichtet, die Joachim Thoß organisiert hatte.

„Tagebuch für Walter Fritzsch“ 480 Seiten mit über 400 Fotos, 48 Euro. Bestellungen: www.uwekarte.de/fritzsch

Die Fotos von Walter Fritzschs Verabschiedung nach zehn Jahren bei Dynamo Dresden lassen Joachim Thoß in Erinnerungen schwelgen. Inzwischen verfolgt er das Abschneiden des Vereins seit einigen Jahren am Fernseher.
Die Fotos von Walter Fritzschs Verabschiedung nach zehn Jahren bei Dynamo Dresden lassen Joachim Thoß in Erinnerungen schwelgen. Inzwischen verfolgt er das Abschneiden des Vereins seit einigen Jahren am Fernseher. Foto: Joachim Thoß
%d Bloggern gefällt das: