Auerbacher Achterbahn der Gefühle

Von Marcus Schädlich

Auerbach.Spektakulär, spektakulärer, VfB Auerbach – diese Reihenfolge kann sich der Fußball-Oberligist derzeit auf die Fahnen schreiben. Alle Spiele des Jahres 2023 waren für die Vogtländer bislang von einer Dramatik gekennzeichnet, die in dieser Fülle wohl nur selten vorkommt. Bis Samstag war die Dramatik auch immer mit Drama verbunden. Noch kein Sieg war dem Team von Trainer Sven Köhler in diesem Kalenderjahr gelungen. Doch seit Samstag ist dies anders: Mit 4:3 (2:2) besiegten die Auerbacher den VfL Halle 96 – natürlich in einem Spiel, das einmal mehr die Nerven strapazierte.

„Gefühlt war ich auch diesmal dem Herzinfarkt wieder sehr nah“, sagte selbst der erfahrene VfB-Trainer, der genau wie sein Team nach dem wichtigen Erfolg erst einmal durchatmen musste. „Der Sieg tut allen auch für den Kopf gut. Endlich schmeckt auch mal der Kaffee am Sonntag und du musst dich nicht über das Spiel vom Vortag ärgern.“

Die Achterbahnfahrt der Gefühle hatte schon im ersten Abschnitt begonnen, als nach dem Führungstreffer von Vojtech Cermus per Foulelfmeter (22.) die Gäste mit einem Doppelschlag (23./30.) urplötzlich in Führung lagen. Zwei Gegentore, eins unnötiger und vermeidbarer als das andere. Die Köpfe der Auerbacher hätten also nach den Misserfolgen der Vorwochen zu diesem Zeitpunkt zurecht nach unten sinken können. Doch diesmal hatte der VfB auch das lange Zeit vermisste Spielglück: Ondrej Brejcha, der konstanteste Auerbacher in den letzten Wochen, verwandelte einen Eckball direkt ins Netz (37.). Absicht? „Nein, wirklich nicht“, sagte Brejcha. „Der Wind hat mir etwas geholfen.“ Der Ball segelte über den Keeper in die Maschen.

Der Ausgleich gab nach dem Seitenwechsel Auftrieb. Auerbach wollte es nun wissen und spielte energisch und planvoller in Richtung Hallenser Tor als noch vor einer Woche gegen Rudolstadt. Nachdem Lucas Seidel zuvor eine 100-prozentige Chance nicht verwandelt hatte (54.), schlug Marc-Philipp Zimmermann zu (59.). Danach hätte Auerbach alles klar machen müssen. Doch entspannte Schlussphasen scheinen die Gelb-Schwarzen nicht zu mögen. Vielmehr bieten sie den Zuschauern Spektakel. Ein unnötiger Ausgleich in der 64. Minute hätte allerdings auch so nach hinten losgehen können, dass das Spiel nochmals komplett kippen würde. „Eigentlich brichst du nach solchen Rückschlägen nicht selten zusammen und bringst dich um den verdienten Lohn“, weiß auch Köhler, der deshalb sein Team für die Mentalität lobte: „Es ist fantastisch für die Jungs, dass sie das Ding immer wieder so toll umgebogen haben.“ Denn Auerbach stand auf und erkämpfte sich die drei Punkte: Ein toller Spielzug über Brejcha, der Cermus optimal in den Lauf spielte, führte zum Siegtreffer. Obwohl Halle in den Schlussminuten nochmals den Druck erhöhte, stand die Auerbacher Abwehr sicher.

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