45 Kinder üben mit RB-Trainern

Von Steffen Windisch
Oelsnitz.Zum zweiten Mal hat in dieser Ferienwoche die Fußballschule des Bundesligisten RB Leipzig beim SV Merkur Oelsnitz Station gemacht. 45 Fußballtalente aus dem Vogtland holten sich von Montag bis Freitag unter Anleitung versierter Trainer Tipps und Tricks. Als besonderes Bonbon für die jungen Torhüter übte Ex-Profi Perry Bräutigam, einst in JenaNürnbergRostock und in drei Länderspielen für die DDR zwischen den Pfosten, mit ihnen. Für die erwachsenen Interessenten gab es am Dienstag eine Gesprächsrunde mit Perry Bräutigam, zu der sich auch ehemaligen Fußballprofis aus der Region wie Stefan Persigehl oder André Köhler einfanden.

Bräutigam, mittlerweile 58 Jahre alt und als Repräsentant des Leipziger Bundesligavereins tätig, hatte in 20 Profijahren um die 500 Mal das Tor gehütet und eine Menge zu erzählen. Der in Altenburg Aufgewachsene berichtete über seinen nicht ganz geräuschlosen, weil erzwungenen Wechsel von dort nach Jena. Trainer Hans Meyer hatte den 18-Jährigen 1982 als Nachfolger für die Jenaer Torhüterlegende Grapenthin im Auge. Die DDR-Sportführung wollte ihn aber bei Lok Leipzig im Tor sehen. Auch ein Brief an die Regierung in Berlin brachte nichts, es folgte eine einjährige Sperre, die später verkürzt wurde. Die zwölf Jahre in Jena, verbunden mit zahlreichen Auslandsreisen, der Berufung in die Nationalmannschaft und der politischen Wende, waren Bräutigams längste Zeit bei einem Verein.

Trotz zahlreicher Angebote aus der Bundesliga wechselte er zunächst in die 2. Liga nach Nürnberg. Nur ein Jahr später wollte er wieder in den Osten der Republik und entschied sich für Hansa Rostock. „Ich hatte Glück, durfte noch etliche Jahre Bundesliga spielen und meinen Traum erfüllen. Es war meine schönste Zeit als Profi“, so Bräutigam, der nach sieben Jahren und im Alter von fast 40 die Handschuhe an den berühmten Nagel hing und Torwarttrainer bei Hansa wurde, bis 2009 der Anruf aus Salzburg kam. Er ging als Mann der ersten Stunde zum Projekt RB Leipzig.

Eine Begegnung begeistert Bräutigam heute noch: Beim Treffen der deutschen Weltmeister von 1990 war er zum 30-jährigen Jubiläum vor zwei Jahren mit in die Toscana eingeladen. Da der Bus vor dem Hotel schon weg war, bat Franz Beckenbauer, ihn mit dem Auto mitzunehmen. Bräutigam: „Welch eine Aura und Persönlichkeit, aber ganz natürlich. Mir zitterten die Hände am Lenkrad und ich wusste vor Schreck nicht, wie ich ihn ansprechen soll.“

Thema war auch die Nachwuchsproblematik. „Wir betreiben bei RB enorm viel Aufwand im Nachwuchs und spielen mit der U 17 und U 19 Bundesliga, aber der gewünschte Effekt bleibt aus. Auch diesmal ist kein Spieler dabei, der in den Profikader aufrücken könnte. Und wenn mal ein sehr Guter dabei ist, sieht man ihn maximal irgendwo in der 2. Liga wieder. Ich halte es ohnehin für falsch, die Kinder schon so früh aus ihrem privaten und familiären Umfeld wegzuholen. Später leben sie dann in ihrer eigenen Welt und werden verwöhnt ohne Ende, auch schon mit horrenden Verträgen im Alter von 16 Jahren.“

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