Wieder alle Mann an Bord

Auerbach.

So schnelllebig kann der Fußball sein. Noch vor zwei Wochen plagten den VfB Auerbach allergrößte Personalsorgen. Coach Sven Köhler wusste nicht so recht, wie er eine wettbewerbsfähige Regionalliga-Elf auf den Platz bringen sollte, geschweige denn, wie er in den kräfteraubenden englischen Wochen seinen Leistungsträgern kurze Pausen hätte gönnen können. Doch nun, innerhalb weniger Tage, hat sich alles gewandelt: Beim VfB sind alle gesperrten und verletzten Spieler wieder zurück an Bord.

Das müssen sie auch sein, denn selbst mit voller Kapelle ist für die Vogtländer höchstwahrscheinlich am Samstagnachmittag nicht viel zu holen, wenn sie die Reise nach Berlin antreten. Von 13.30 Uhr an treten die Auerbach beim FC Viktoria Berlin an – und damit beim unangefochtenen Tabellenführer der Liga. Aus acht Spielen holten die Berliner acht Siege – besser geht es nicht. Deshalb hofft man bei den Auerbachern einmal mehr auf die Schnelllebigkeit des Geschäfts: Die Erfolge der Vergangenheit zählen nur wenig, wenn der Anpfiff zum nächsten Spiel ertönt – und damit der VfB die Chance hat, den himmelblauen Berlinern den ersten Ausrutscher der Saison zuzufügen.

„Natürlich sind die Rollen klar verteilt“, weiß auch Sven Köhler. Aber dennoch: „Es wäre doch fatal, schon vor dem Spiel alles herzuschenken und nur die Niederlage im Rahmen zu halten. Der Fußball ist verrückt und wir rechnen uns deshalb in jedem Spiel etwas aus.“ Eine so große Übermacht sei die Viktoria trotz der lupenreinen Bilanz auch wieder nicht.

Zwar siegten die Berliner bislang in allen Spielen, gewannen aber längst nicht immer souverän. Vielmehr hatten sie oft das Glück des Tüchtigen. „Sie überstehen aktuell die Phasen, in denen der Gegner Chancen hat“, sagt Köhler. Um dann anschließend von ihrer Offensivpower zu profitieren. „Sie spielen einen sehr guten offensiven Fußball“, weiß der Auerbacher Coach. „Sie schießen viele Tore und sind nicht abhängig von einem Spieler.“

Dieses „Problem“ hatte der VfB zuletzt, auch wenn es eher ein Grund zur Freude war: Torjäger Marc-Philipp Zimmermann befindet sich in eine Topverfassung. „Er hat viele Tore gemacht, wir sehen aber auch, dass wir nun mehr Spieler haben, die auch gefährlich sind.“ Mit der Rückkehr von Thomas Stock und nun auch noch von Aleksandrs Guzlajevs liegt nicht mehr die gesamte Verantwortung auf Zimmermanns Schultern. So können auch Yannic Voigt oder Marcel Schlosser eine Abwehr durcheinanderwirbeln. Auerbach ist weniger kalkulierbar als noch vor wenigen Wochen.

So wenig kalkulierbar wie noch beim Auswärtsspiel bei der VSG Altglienicke – ebenfalls einem Regionalliga-Spitzenteam, das der VfB vor Beginn der Personalsorgen am Rande einer Niederlage hatte. „Dieses Spiel dient uns als Vorlage“, sagt Köhler. Das beinahe erfolgreiche Rezept hieß damals: Den Gegner zum Verzweifeln bringen, ihn ärgern. Das soll auch bei der Viktoria die Marschroute sein. „Uns muss es gelingen, den Berlinern auf den Füßen zu stehen“, gibt Köhler vor. Das meint er natürlich nur im übertragenen Sinne, andernfalls drohen wieder Strafen wie die beiden roten Karten in Altglienicke. „Wir müssen scharf attackieren, fair den Gegner bekämpfen.“

Allerdings reiste der VfB noch nie in der Regionalliga mit drei Punkten aus Lichterfelde ab. Der FC Viktoria ist – zumindest auswärts – so etwas wie ein Auerbacher Angstgegner. Und mit Angstgegnern (Bischofswerda und Lichtenberg) hat der VfB auch in dieser Saison keine gute Erfahrungen gesammelt.

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