VfB für fünf Minuten Kreisklasse

Auerbach.Vielleicht hätte man am Mittwochabend gegen 19.40 Uhr einmal in der Mannschaftskabine des VfB Auerbach nachschauen sollen, ob dort nicht die Regionalliga-Spieler bereits zur Pause sind. Zumindest in den Köpfen befanden sich die Auerbacher Viertliga-Kicker zu diesem Zeitpunkt schon in der Kabine. 85 Minuten Regionalliga, fünf Minuten Kreisklasse – das war die bittere Bilanz der Vogtländer im Heimspiel gegen den SV Babelsberg. Mal wieder schrieben die Auerbacher mit der 2:3-Niederlage ein weiteres Saisonkapitel mit Pleiten, Pech und Pannen. Letztlich brachten sie sich durch eben jene geistige Abwesenheit um ihren Lohn. „Das war eine Katastrophe und darf nicht passieren“, sagte deshalb auch VfB-Keeper Stefan Schmidt, der sich allerdings auch nicht von aller Schuld freisprechen konnte. Eine Bogenlampe und ein Eigentor ließen den Schlussmann schlecht aussehen.

Aber er war nicht allein, weshalb sich erneut die Frage stellt, wo denn dieses Auerbacher Team in der Regionalliga steht. „Wir haben 85 Minuten ordentlich gespielt“, sagte der konsternierte Coach Sven Köhler. Auch er hegte das Gefühl, dass diesmal mehr drin gewesen wäre. Die Babelsberger waren im ersten Abschnitt keinesfalls drei Tore besser als Auerbach. Im Gegenteil. „Sie hatten zwar mehr Ballbesitz, aber das ist nicht ungewöhnlich für Mannschaften, die gegen uns spielen.“ Nur der reine Ballbesitz führt noch längst nicht zu Niederlagen. Die bescherte sich Auerbach schon selbst: mit vergebenen Chancen und defensiven Slapstick-Einlagen, verdichtet auf den Zeitraum zwischen der 42. und 45. Minute.

Und dann Babelsberg bestürmen – genauso, wie Auerbach es tat und deshalb bis auf 2:3 herankam. „Wir waren eigentlich schon tot“, sagt Coach Köhler, „sind aber noch einmal zurückgekommen.“ Allerdings mal wieder ohne etwas in den Händen zu halten. „Gegen Lok Leipzig hat uns eine Aktion die Punkte gekostet, jetzt waren es wenige Minuten“, sagt Köhler. Geht die Fehlerquote weiter nach unten, stehen die Chancen auf Punkte schon wieder besser. Das müssen sie auch, denn schon am Samstag, 13 Uhr kommt mit dem FSV Luckenwalde das Überraschungsteam der Saison ins Vogtland.

Luckenwalde – das klingt nicht nach Regionalliga-Spitze. Ein Name, den man schnell unterschätzen könnte. Doch haben die Brandenburger genau das, was Auerbach in dieser Saison fehlt: das Glück, wenn man weiter oben in der Tabelle steht, und eine über Jahre gewachsene Mannschaft. Beim VfB laufen offensichtlich noch die Wachstumsprozesse – wie eben jene Fehlabstimmungen in den jüngsten beiden Spielen und die starken Leistungsschwankungen aller Akteure zeigen. Allein schon deshalb ist der VfB gewarnt. „Es kommt eine Spitzenmannschaft zu uns“, unterstreicht Köhler nochmals und verbietet jedem das Wort, der anklingen lässt, Luckenwalde zu unterschätzen.

Allerdings bedeutet das noch lange nicht, dass Auerbach die Punkte freiwillig – so wie kurz vor der Pause gegen Babelsberg – abgibt. „Wir sind in der Lage, gegen die meisten Gegner in dieser Liga eine Chance zu haben“, sagt Stefan Schmidt. Auch gegen Luckenwalde – nur eben ohne den zuletzt gut aufgelegten Fabien Bochmann, der in der Schlussphase am Mittwoch Gelb-Rot sah. „Das ist sehr schade, weil er ein gutes Spiel gemacht hat. Ich hätte mir gewünscht, dass der Schiedsrichter die Szene vor der zweiten gelben Karte anders bewertet“, sagt Köhler.

StatistikAuerbach: S. Schmidt – Kubitz, Giaouplari (63. Müller), Sieber, Weiß – M. Schmidt, Stiller (46. Bochmann) – Fragkos (63. Donner), Guzlajevs (85. Osse), Brejcha (46. Seidel) – Zimmermann. Tore: 0:1 Jürgens (42.), 0:2 St. Schmidt (Eigentor/44.), 0:3 Frahn (45.), 1:3 Rausch (Eigentor/58.), 2:3 Sieber (84.); SR: Waegert (Berlin); gelb-rote Karte: Bochmann (Auerbach, 89.); Zuschauer: 615

%d Bloggern gefällt das: