Mit Veranstaltungen wie der Risiko-Raus-Tour (im Foto 2019 in Oelsnitz) oder dem Vospi-Cup gelang es in den vergangenen Jahren, Kinder schon ab dem Vorschulalter für den Sport zu begeistern. Voriges Jahr ging da nur noch wenig, dieses Jahr gar nichts mehr. Das bekommen die Sportvereine zu spüren. Foto: Harald Sulski
Vor allem in zwei Altersbereichen ist ein deutlicher Schwund zu verzeichnen. Bei den Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahre sind es 690 Mitglieder weniger. Zudem haben die Vereine 500 Frauen und Männer weniger zwischen 27 und 49 Jahren gemeldet. „Aus dem Gefühl heraus würde ich schon sagen, dass die Austritte mehr geworden sind als vor Corona und der Rückgang nicht nur daran liegt, dass die Neuanmeldungen fehlen. Gerade für Eltern fehlt ein Stück weit die Perspektive, auch wenn ein Verein natürlich nicht mit einem kommerziellen Anbieter zu vergleichen ist. Aber wer vielleicht selbst in Kurzarbeit ist, muss einfach aufs Geld schauen“, erklärt Michael Degenkolb.
Angesichts der derzeit immer noch geltenden massiven Einschränkungen im Amateur- und Breitensport schaut Michael Degenkolb mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. „Ich befürchte wirklich, dass das schlimmere Jahr noch kommt. Gerade mit Blick auf die Mitgliederzahlen und die Finanzen der Vereine“, sagt der Geschäftsführer des Kreissportbundes. Auch wenn aufgrund fehlender Wettkämpfe und Punktspiele viele Vereine derzeit weniger Ausgaben hätten, könnten sie nicht noch ein Jahr ohne Veranstaltungen überstehen. „Gewisse Kosten für die Infrastruktur laufen ja trotzdem weiter. Irgendwann sind da die Rücklagen, aufgebraucht“, betont Degenkolb. Hinzu komme die fehlende Perspektive, wann Trainings- und Sportbetrieb wieder möglich sind. Er bemängelt ebenso wie viele Vereinsvertreter, dass der Sport derzeit in den Überlegungen der Politik fast keine Rolle spielt. Gleichzeitig lässt sich der KSB-Geschäftsführer nicht seinen Optimismus nehmen: „Ich bin mir sicher, dass die Kraft des Sports so groß ist, dass er sich wieder erholen kann, sobald es zu Öffnungen kommt. Zudem glaube ich, dass die Ehrenamtlichen so für ihre Arbeit brennen, dass sie sich dann viel einfallen lassen, um die lange Pause aufzuholen.“
Foto: Ellen Liebner
Mit 939 Mitgliedern ist die SG Jößnitz weiter größter Verein im Vogtland. Mit deren Vorsitzenden Marcel Singer (Foto) sprach Anika Heber.
Freie Presse: 21 Mitglieder hat die SG Jößnitz 2020 verloren. Das klingt erst einmal nicht viel.
Marcel Singer: Das ist ja vor allem ein statistischer Wert. Im Regelfall haben wir pro Jahr im Schnitt 130 Abgänge und 150 neue Mitglieder. Ersteres ist 2020 in etwa konstant geblieben. Was fehlt, sind die Zugänge.
Macht sich das für den Verein finanziell bemerkbar?
Da 80 Prozent unserer Mitglieder schon seit vielen Jahren dabei sind, spüren wir die Auswirkungen bisher kaum. Ohne die Beiträge sähe es aber düster aus. Deshalb muss man ganz klar danke sagen an die Mitglieder, dass sie ihre Beiträge weiter zahlen.
Seit November gibt es keinen Spiel- und Trainingsbetrieb. Wie viel passiert im Verein derzeit online?
Was die einzelnen Abteilungen anbieten, kann ich gar nicht genau sagen. Wir haben insgesamt 80 Übungsleiter. Sie machen das alle im Ehrenamt und müssen schauen, wie es mit Arbeit und Privatleben vereinbar ist. Wir als Vorstand können dank der modernen Medien gut Kontakt halten zu den einzelnen Abteilungen.
Sorgt die Größe des Vereins für besondere Herausforderungen?
Auf jeden Fall. Neben den Allgemeinverfügungen gibt es von den einzelnen Fachverbänden teilweise unterschiedliche Vorgaben. Dass es keine einheitliche Perspektive für alle Sportarten gibt, ist die ganz große Schwierigkeit für uns. Auch generell muss eine dauerhafte Perspektive her, wie es möglich wird, wieder gemeinsam Sport zu treiben. aheb
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