Spätstarter erlebt Höhepunkt seiner Karriere

Tim Ziegler. Tim Ziegler. Foto: Roger Petzsche

Tim Ziegler, Fußballschiedsrichter der SG Jößnitz, pfeift am Samstag das Sachsenpokalendspiel. Sein Erfolgsrezept: Eine Mischung aus Strenge und Fingerspitzengefühl.

Plauen.

2009 stand zum letzten Mal ein vogtländischer Verein im Sachsenpokalfinale der Fußballer. Der VFC Plauen verlor damals in Leipzig gegen Dynamo Dresden II 1:2. Seither blieb es den Schiedsrichtern vorbehalten, bei Endspielen die vogtländische Fahne hochzuhalten. 2010 und 2016 leitete der Tannenbergsthaler Lars Albert das sächsische Pokalfinale, 2013 der Plauener Lutz Rosenkranz. Am Samstag tritt Tim Ziegler in deren Fußstapfen. Der sächsische Landesverband übertrug im die Leitung des Endspieles zwischen dem FC Eilenburg und dem Chemnitzer FC. Natürlich ist das für den 28-Jährigen der Höhepunkt seiner bislang elfjährigen Schiedsrichterkarriere, nachdem er 2016 beim heißen Duell zwischen Erzgebirge Aue und dem FSV Zwickau (1:0) schon Lars Albert assistierte.

Sieben Jahre leitet der gebürtige Straßberger, der jetzt in Dresden lebt und dort nach absolviertem Physikstudium an seiner Promotion arbeitet, schon Spiele der Oberliga. Die jetzige Finalberufung macht Tim Ziegler schon stolz. Vorgeschlagen hatte ihn der Schiedsrichterausschuss des Landesverbandes, dessen Präsidium diesem Vorschlag folgte. „Das empfinde ich als Auszeichnung für meine Arbeit in diesen sieben Jahren. Natürlich ist das für mich die größte Herausforderung. Bisher war das das Pokalhalbfinale im März 2017 zwischen Bischofswerda und Lok Leipzig, das ja bis ins Elfmeterschießen ging.“

Wie groß ist die Aufregung vor dem großen Spiel? „Der Adrenalinspiegel ist höher als bei anderen Spielen, schon aufgrund der Aufmerksamkeit, die ein Pokalfinale findet. Aber ich denke, ich habe genügend Erfahrung, dass sich schnell die Automatismen einstellen und ich mich nicht zu sehr beeindrucken lasse.“ Tim Ziegler setzt beim Leiten eines Spieles auf eine Mischung zwischen Autorität, die ein Schiedsrichter nun einmal braucht, und Kommunikation. „Ich will die Spieler mit meinen Entscheidungen mitnehmen, ich brauche die persönliche Ebene. Das klappt allerdings nicht mit jedem. Mit der Zeit lernt man abzuwägen, wo man es locker angehen kann und wo eine strengere Haltung erforderlich ist.“ Der Vogtländer ist lange genug im Geschäft, um seine Pappenheimer zu kennen, die gerne austesten, wie weit sie gehen können. „Auch in diesen Situationen versuche ich, das Regelwerk mit Persönlichkeit durchzusetzen und nicht durch autoritäres Gehabe.“

Ein konkretes Vorbild hat der 28-Jährige für seine Art, Spiele zu leiten, nicht. „Ich will authentisch wirken und nicht versuchen, jemanden zu imitieren.“ Einiges schaut er sich natürlich trotzdem bei Bundesliga-Schiedsrichtern ab. Und er verweist auf seine vogtländischen Mentoren Lars Albert – der Tannenbergsthaler, der jetzt in Leipzig lebt und für RB pfeift, gehört dem Vorstand des Schiedsrichterausschusses des Landesverbandes an – und Lutz Rosenkranz. Von denen hat er sich als Assistent bis hin zur Regionalliga einiges abgeschaut.

Auf einer Karriere in noch höheren Ligen schielt Tim Ziegler nicht. „So komisch das klingt, aber dafür bin ich mit 28 Jahren fast schon zu alt.“ Er war eben Spätstarter, spielte als Jugendlicher lieber Volleyball als Fußball. „Ich habe damals oft beim meinem Bruder im Nachwuchs zugeschaut, bin irgendwann mal angesprochen worden und habe einen Kurs besucht.“ 2009, mit 17, pfiff er seine erstes Spiel für die SG Jößnitz, der er bis heute die Treue hält. „Bei dem Verein habe ich schon Volleyball gespielt.“

Später wirkte Tim Ziegler ehrenamtlich selbst als Ausbilder des Schiedsrichter-Nachwuchses beim Vogtländischen Fußball-Verband. So freut es ihn besonders, dass die nächste Generation mit Paul Werrmann vom VFC Plauen, Lucas Leihkauf von seiner SG Jößnitz und Romano Wehner von Grün-Weiß Wernesgrün schon bereitsteht. Das Trio leitet in der neuen Saison Spiele der U-17-Bundesliga. „Die habe ich selbst vor ein paar Jahren noch betreut, das ist natürlich schön, dass die solch einen Weg gehen.“

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