Oelsnitz.Als der damals vierjährige Robert Hofmann kurz vor der Wende mit seinen Eltern aus Spremberg ins Vogtland übersiedelte, war nicht abzusehen, dass aus dem ruhigen und bescheidenen Jungen einmal der beste Torjäger in der Geschichte des Oelsnitzer Vereins werden würde. Seit 18 Spielzeiten stürmt der heute 35-Jährige, der seine ersten Partien bei den D-Junioren des SV Merkur absolvierte, mittlerweile für die erste Männermannschaft des Vereins, für die er bisher 264 Ligatore erzielte. In der jetzt wegen der Coronakrise endgültig vorfristig beendeten Saison der Landesklasse Südwest traf er 16-mal in des Gegners Kasten und wurde damit Torschützenkönig – zwei Tore vor seinem Vereinskollegen Marcel Schuch.

Seinen ersten Punktekampf bestritt Robert Hofmann am 1. September 2002, als er bei der Oelsnitzer 1:4-Niederlage bei Wacker Plauen für Matthias Völz eingewechselt wurde. Seinen ersten Punktspieltreffer bejubelte er am 25. März 2003 bei einem 3:0-Sieg beim FSV Zwickau II. Bis heute wurde der als Anlagenführer tätige Schichtarbeiter nicht nur dreimal bester Torjäger der Bezirksklasse- beziehungsweise Landesklasse-Staffel, er knackte auch alle Bestmarken seiner im Verein legendären Vorgänger wie André David oder René Sandner.

Letzterer hatte mit seinen vier Punktspieltreffern beim 5:0 gegen die SG Motor Thurm am letzten Bezirksligaspieltag der Saison 1994/ 1995 lange unübertreffbar geglaubte Maßstäbe gesetzt. Doch Robert Hofmann, von allen kurz und bündig „Hofe“ genannt, egalisierte diesen Rekord nicht nur, er stellte sogar neue auf. Am letzten Spieltag der Bezirksklassesaison 2007/08 traf er beim 6:0 im Heimspiel gegen den SV Vielau fünfmal ins Schwarze. Damit schnappte der Oelsnitzer dem vermeintlich bereits als Torschützenkönig feststehenden Werdaer Tomas Kalan in letzter Minute die Krone weg. Hofmanns sagenhafte 35 Treffer wurden in jener Spielzeit weder in den beiden anderen Bezirksklasse-Staffeln noch in der Bezirksliga getoppt.

Zum Abschluss der Saison 2017/18 setzte der Torjäger noch einen drauf: Beim spektakulären Oelsnitzer 6:6 bei der SG Handwerk Rabenstein am 16. Juni 2018 hieß der Schütze aller sechs Merkur-Treffer Robert Hofmann. Doch der bescheidene Sportsmann schoss sich auch noch auf andere Art und Weise in die Geschichtsbücher des Oelsnitzer Fußballsports. So erzielte er bei Merkurs 4:3-Sieg beim FC Eilenburg das erste Oelsnitzer Landesligator überhaupt. Und dass die beiden ersten Punktspieltore auf dem gerade neu errichteten Kunstrasenplatz am Elstertalstadion beim 2:0-Sieg gegen den SV Motor Zwickau Süd Robert Hofmann gelangen, verwundert nicht wirklich.

Trotz all dieser Glanzleistungen will der Torjäger eigentlich gar nicht im Vordergrund stehen. Statements muss man ihm im Gegensatz zu oft weniger bescheidenen Vertretern seiner Zunft förmlich aus der Nase ziehen. „Natürlich hätte ich zu Beginn meiner Laufbahn eine solche Bilanz nie für möglich gehalten“, sagt er. „Ich habe immer Fußball gespielt, weil es mir Spaß macht. Und ich hoffe, dass wir das bald wieder können.“

Seinen Torinstinkt kann er nicht wirklich erklären: „Ein bissel Talent gehört sicher dazu. Und man braucht natürlich die richtigen Mitspieler.“ Angebote höherklassiger Clubs habe er durchaus gehabt. „Doch da war keines dabei, das mich von hier weggezogen hätte. Ich brauche ein Umfeld, in dem ich mich wohlfühle. Und das hatte ich bei Merkur immer gehabt.“

Dass bei Merkur-Sympathisanten Unruhe aufkommt, wenn mal wieder über den Abschied der Oelsnitzer Lebensversicherung in Sachen Tore spekuliert wird, ist nur allzu verständlich. „Aber aktuell denke ich noch nicht ans Aufhören“, versichert Hofmann. „Und so mitten in dieser Coronaunterbrechung will ich erst recht nicht vom Fußballplatz abtreten.“ So darf sich der Merkur-Anhang nächste Saison sicher noch auf weitere Hofmann-Tore freuen.