Hendrichs schielen schon nach London

  • Beitrag veröffentlicht:27. Juli 2022
  • Beitrags-Kategorie:Aktuelles
Von Clemens Zierold
Plauen.Viele Menschen in der Region kennen seine Stimme – bis vor wenigen Wochen war Markus Hendrich am Nachmittag der Moderator im Vogtlandradio. Familiär bedingt hat es den gebürtigen Belgier zurück in seine Heimatstadt gezogen, genauer gesagt nach Eupen. Noch bekannter dürfte seine Schwester Kathrin Hendrich sein, die am Mittwochabend mit der Deutschen Nationalmannschaft im Halbfinale um die Europameisterschaft gegen Frankreich ran muss. Dann wird Kathrin Hendrich wieder in der Innenverteidigung dafür sorgen, dass die Französinnen möglichst kein Tor erzielen.

Einen Tag vor dem großen Spiel im Halbfinale hatte Markus Hendrich noch einmal die Möglichkeit, mit seiner Schwester zu telefonieren. „Mit einem Auge schielt man natürlich schon nach London. Da würden dann einige aus der Familie in den Flieger steigen und sich das Finale vor Ort anschauen“, so Markus Hendrich. Die gesamte Familie Hendrich ist fußballbegeistert. Vier der fünf Geschwister haben Fußball gespielt oder tun es immer noch. „Die Familie ist sehr stolz auf Kathi. Ihr Name ist in Deutschland mittlerweile ein Begriff“, freut sich Markus Hendrich für seine berühmte Schwester.

„Kathi“ Hendrich hat schon so ziemlich alles gewonnen im Fußball. 2015 gewann sie mit dem 1. FFC Frankfurt in Berlin die Champions League. 2016 gewann sie mit der Nationalmannschaft das Turnier bei den Olympischen Spielen im legendären Maracana-Stadion in Rio de Janeiro. In diesem Jahr feierte die 30-jährige Deutsch-Belgierin die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokalsieg mit dem VfL Wolfsburg. „In Köln beim DFB-Pokalfinale war ich das letzte Mal im Stadion“, erzählt Markus, der in seiner Zeit im Vogtland ab und zu bei den Fußballern des SC Syrau mittrainierte.

Seine Schwester beschreibt Markus Hendrich als „dosiert euphorisch“. Als einen konzentrierten Charakter, der im richtigen Moment aber auch aus sich heraus kommen kann – typisch Innenverteidiger eben. Viele Parallelen zu seinen Charakterzügen sieht er dabei nicht. „Vor allem bei den fußballerischen Qualitäten sind wir sehr unterschiedlich, die ich bei mir im Amateurbereich ansiedele“, lacht der ehemalige Vogtlandradio-Moderator. „Sie war von Anfang an ein Ausnahmetalent. Deswegen ging es auch ziemlich schnell nach Deutschland, wo es über Teutonia Weiden zu Bayer Leverkusen ging“, erinnert sich der Eupener. Danach ging es zum 1. FFC Frankfurt und über den FC Bayern München nach Wolfsburg. Aus der Verteidigung der Nationalmannschaft ist sie auch nicht mehr wegzudenken, stand in drei der bisherigen vier EM-Spiele über 90 Minuten auf dem Platz. Nur gegen Finnland, im abschließenden Gruppenspiel, wurde sie zur Halbzeitpause eingewechselt.

Das Halbfinale wird im Garten von Markus Hendrich mit der Familie beim Public Viewing angeschaut. Sein Tipp für das Spiel: „In meiner Euphorie sage ich 3:0. Deutschland geht vielleicht mit 1:0 vor der Pause in Führung und spielt sich in der zweiten Halbzeit in Rage“, wirft der Belgier einen Blick in die Kristallkugel und setzt dabei darauf, dass seine Schwester den Laden in der Verteidigung zusammenhält. Und tritt dieser Fall ein, wird ein Teil der Familie Live dabei sein, wenn Kathrin Hendrich im Londoner Wembley-Stadion um den EM-Titel spielt.


Frauenfußball im Vogtland

„Ein bisschen besorgniserregend“, so beschreibt André Rabe, Geschäftsführer des Vogtländischen Fußball-Verbandes, den aktuellen Stand im regionalen Frauenfußball. Zur neuen Saison haben sich mit dem 1. FC Rodewisch und der SpG Pfaffengrün/Zobes zwei Teams aus der Landesklasse zurückgezogen. Damit bleibt mit der SG Jößnitz nur noch eine Mannschaft, die auf dem Großfeld spielt. Dafür geht die Vogtlandklasse mit zehn Mannschaften an den Start. „Aber von der Altersstruktur der Mannschaften wird es schwierig, in Zukunft die zehn Mannschaften zu halten“, so Rabe. Er hat sich in den vergangenen Jahren dafür eingesetzt, dass der Nachwuchs in den Vordergrund rutscht. Neben der Mädchen-Kreisauswahl, die er betreut, war er auch Mitinitiator der ersten Nachwuchsmannschaft im Spielbetrieb, den C-Juniorinnen der SpG Neustadt/Jößnitz. „Durch den Nachwuchs soll gewährleistet werden, dass der Frauenfußball im Vogtland weiter Bestand hat. Wir dürfen die Spielerinnen in der C-Jugend nicht verlieren. Es ist wichtig, dass wir da etwas tun“, so Rabe, der auch durch die EM der Frauen auf einen kleinen Hype hofft. „Es war auch schon öfter so, dass nach großen Turnieren die Anmeldezahlen nach oben gingen“, so Rabe. (czi)

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