Im Rahmen der Mittwochsvorlesungen im Plauener Helios Vogtland Klinikum fand am gestrigen Mittwoch wieder einmal eine gemeinsame Veranstaltung zwischen dem ortsansässigen Klinikum und dem Vogtländischen Fußball-Verband e.V. statt. Thema des Abends war: „Depressionen verstehen – ein offenes Gespräch“. Viele fragten sich sicherlich, Depressionen und Fußball, wieso das denn? Genau deswegen, weil diese Krankheit mitten in der Gesellschaft stattfindet und im Grunde genommen jeder fünfte Mensch in seinem Leben, einmal eine Depression bekommt oder dann dauerhaft an depressiven Episoden leidet. Und nicht erst nach dem Suizid von Robert Enke im Jahr 2009, ist auch diese Krankheit im Sport angekommen. Nur wie gehen denn Profisportler und Amateursportler damit um? Welche Möglichkeiten haben sie, darüber zu sprechen, sich Hilfe zu holen u.s.w.? Sie ist unter uns und kann jeden treffen. Und man muss sie verstehen lernen, sie akzeptieren, mit ihr leben, sich Strategien entwickeln, damit klarzukommen und nicht nur für Betroffene ist dies schwer, sondern auch für die Angehörigen, die sich dann oft hilflos fühlen. Betroffene spüren oft, dass mit ihnen etwas nicht stimmt, sie ziehen sich zurück, fühlen sich kraftlos, können einfachste Dinge nicht mehr bewältigen und fallen in ein tiefes Loch. Aufstehen, rausgehen, Haushalt, Autofahren, nichts funktioniert mehr. Im Grunde genommen hofft man, dass der Tag irgendwie vorbeigeht und man dann vielleicht wieder schlafen kann. Und um da wieder rauszukommen, braucht erst zum einen die Einsicht, dass etwas nicht stimmt und auch die Hilfe von Außen, Betroffenen helfen zu können. Diese Hilfe bietet das Helios Vogtland Klinikum mit ihrer Klinik und Tagesklinik u.a. an.
Mit Markus Bock hatte das Helios Vogtland Klinikum, in Person von Alexandra Lammer, der Chefärztin der Psychiatrischen Klinik im Helios, einen Referenten eingeladen, der seine Lebens- und Leidensgeschichte mit dieser Krankheit den über 60 anwesenden Gästen. ungeschönt, ehrlich und mit einer großen Portion Humor toll herüberbrachte. Markus hat in seinem Leben zahlreiche depressive Episoden erlebt, stand auch zweimal vor einem Suizid und hat sich dann aber aufgemacht, seinen Weg nach zahlreichen Rückschlägen, neu zu bestreiten. Vielen Gästen sprach er mit seinen Erzählungen aus der Seele, über Symptome, die Hilflosigkeit, die Wut auf sich selbst, die Schmerzen, die Gedankenkaruselle, die Folgen, wenn man mit sich und der Depression zu kämpfen hat u.v.m. Natürlich hatte auch Markus keine Patentlösung für jeden dabei, aber schon allein die Tatsache, dass Gefühl zu bekommen, nicht alleine damit zu sein, hat sicher vielen etwas geholfen in die nächste Zeit zu gehen. Und wichtig ist auch, auf sich selbst zu achten, was brauche ich gerade, was tut mir gut, was nicht, mit wem kann und will ich darüber sprechen, wie komme ich aus dieser Phase wieder heraus? Und da hatte Markus den einen oder anderen Tipp dabei, wie man das hinbekommen kann!! Vielen Dank an Markus Bock für den tollen und interessanten Vortrag, für die Chance, von einem Betroffenen Dinge zu erfahren, mit denen man vielleicht sonst nicht hausieren geht. Vielen Dank an das Helios Vogtland Klinikum, Frau Alexandra Lammer für die tolle Veranstaltung, die wir wieder mit begleiten durften.
„Ich werde mit Markus auf jeden Fall in Kontakt bleiben, denn sein Sohn spielt auch Fußball und vielleicht kommt er mal wieder ins Vogtland und wird dann noch einmal einen Vortrag für interessierten Sportlern halten. Für mich war dieser Abend wieder sehr emotional, denn wie vielen auch bekannt ist, bin ich seit über 20 Jahren selbst Betroffener dieser Krankheit und kämpfe auch immer wieder mit tiefen Tälern. Gerade erst war ich in einer Reha und durchlebe im Moment eher ein tiefes Tal, als glücklich auf einem Berg zu stehen, aber ich kämpfe und werde mich Schritt für Schritt wieder herausquälen. Ich wünsche mir, dass man noch offener mit dieser Krankheit umgeht, dass die Scham, eine psychische Erkrankung zu haben und darüber zu reden, leichter wird. Das Menschen wieder mehr miteinander reden und das viele Betroffene den Schritt gehen, sich helfen zu lassen. Denn das Leben ist schön und nach einem Tief kommt hoffentlich auch wieder ein Hoch. Das die Menschen so akzeptiert werden wie sie sind, dass sie keinen an der „Klatsche haben, wenn sie daran erkranken und das auch jeder nicht nur auf sich schaut, sondern auch auf sein Umfeld, ob es da jemanden gibt, der vielleicht gerade in einem Tief steckt und für ihn da sein kann. Oftmals hilft ein Wort, eine Umarmung, ein Dasein für diesen Menschen, um wieder ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Und glaubt mir, es fällt einen schwer genug zu antworten, wenn man in diesen Zeiten die Frage bekommt: „Wie geht es Dir?“, habt ein wenig Verständnis dafür und seid für einander da und versucht den Betroffenen wieder mitzunehmen auf dem Weg aus dem Tal heraus, geht kleine Schritte, aber geht sie! Und noch ein Tipp von Markus, den ich gerne wiedergeben möchte und der sehr wichtig ist. Für alle Angehörigen. Für euch ist dies genauso schwer, denkt bitte auch an euch, trefft euch mit Freunden, geht raus, achtet auf euch, redet mit dem Betroffenen und seid für ihn da, aber gebt euch nicht auf dabei. “
Markus Bock – wer noch mehr über ihn erfahren möchte, hier gelangt ihr zu seiner Homepage und zu seinen Artikeln und Podcast´s. https://verbockt.com/
Vielen Dank für einen tollen Abend
André Rabe