Eingeschränkter Sport bis Ostern??

Als es vor zwei Jahren auch in Sachsen die ersten Corona-Fälle und steigende Inzidenzzahlen gab, galt vielerorts der Appell an die Vernunft, für einige Wochen das soziale und sportliche Miteinander einzuschränken. Erstmals untersagt wurde der Sportbetrieb auf und in allen öffentlichen und privaten Sportanlagen am 19. März 2020.

Was folgte war ein stetes Auf und Ab hinsichtlich geltender Corona-Schutzmaßnahmen sowie eine dauerhafte Stilllegung des gesamten organisierten Sportbetriebs im Freistaat. Ein Jahr ohne Training, Wettkämpfe und Vereinsleben haben eine Vielzahl unserer Mitgliedsorganisationen unter Aufbringung von großem Einsatz noch verkraften können, doch das zweite Jahr hinterlässt bereits tiefe Spuren und stellt unsere Vereine nicht nur vor existenzielle Schwierigkeiten, sondern schlägt vor allem ein tiefes Loch in der Bestandserhebung für das Jahr 2021. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben wir auch für das zurückliegende Jahr einen Mitgliederverlust im mittleren vierstelligen Bereich zu erwarten. Das ist mehr als alarmierend!“, sagt LSB-Generalsekretär Christian Dahms.

Umso betroffener fühlt sich der organisierte Sport über die jüngste Aussage von Ministerpräsident Michael Kretschmer zu den Plänen des Kabinetts, die Coronaschutz-Maßnahmen bis Ostern aufrecht zu erhalten. Seine Worte: „Bitte halten Sie noch einige Wochen durch“ kämen dem LSB dabei vor wie ein schlechtes Déjà-vu. „Seit zwei Jahren gibt es nun dieses Daten-Hopping. Erst ist die Rede von Ostern, dann heißt es Pfingsten, dann werden Lockerungen für den Sommer versprochen und schließlich Weihnachten und Silvester als die erlösenden Daten von den strengen Regelungen in Aussicht gestellt“, macht Dahms seinem Ärger Luft. Auch verkennen Aussagen wie: „Wirwerden auch nach der Pandemie alle hier gemeinsam in Sachsen leben“ den notwendigen Ernst der Lage im Sport. Gemeinsames Agieren habe man in den vergangenen zwei Jahren nur sehr wenig gespürt – die kontinuierlich geleisteten, umfangreichen Zuarbeiten zu den Verordnungen wurden nur selten umgesetzt.

Sport ist für die Gesundhaltung der Gesellschaft essenziell

Immer wieder richtete der LSB Appelle an die Politik und betonte unermüdlich, dass Sport nur Teil der Lösung sein kann. „Als Antwort erleben wir jedoch vielmehr eine Stigmatisierung des Sports – oder neudeutsch formuliert: ein regelrechtes Bashing. Der Vereinssport wird nahezu von der Politik verteufelt, als möglicher Pandemietreiber gesehen und nicht etwa als Chance“, schildert Dahms nicht nur seinen Eindruck, sondern den vieler im Sport ehrenamtlich Tätigen. All die Einschränkungen und Hindernisse, die dem organisierten Sport in den Weg gelegt wurden, haben in der sächsischen Sportlandschaft bereits zu enormen Verlusten geführt. Nicht nur gab es einen bedenklichen Rückgang an Sporttreibenden, auch ist die Anzahl der im LSB organisierten Vereine neuerlich um mehr als 30 Sportvereine gesunken. „Das ist so nicht mehr hinnehmbar!“, sagt Dahms bestimmt. Bei einem strikten Festhalten der derzeitigen Einschränkungen für den organisierten Vereinssport werde dieser möglicherweise in Zukunft so in seiner Vielfalt nicht mehr existent sein.

Insbesondere der Verlust der Kinder im Sport ist nicht aufzuholen. „Kindheit findet jetzt statt und ist nicht verschiebbar“, macht Dahms deutlich. Und: „Alles was in dieser motorisch so wertvollen Entwicklungsphase verpasst wird, bleibt ein Leben lang auf der Strecke.“  Was er darüber hinaus in den für den Sport festgelegten Maßnahmen vermisst, sei die Klarheit in der Definition des Begriffs Sport: „Sport ist kein Publikumsverkehr und schon gar keine private Zusammenkunft. Sport ist für die Gesundhaltung der Gesellschaft essenziell, er ist sowohl eine Notwendigkeit zur Prävention und Rehabilitation als auch unverzichtbar für das soziale Lernen, die Persönlichkeitsentwicklung und das gesellschaftliche Miteinander.“

Vereinssport muss für alle Mitglieder möglich sein

All dies gehe aufgrund der anhaltenden Einschränkungen gerade verloren. Zudem sei aufgrund von 2G-Plus und Co. auch eine Spaltung der Mitglieder in den Vereinen spürbar. Hier stellt sich die Frage, wieso etwa in anderen Bundesländern mit deutlich höheren Inzidenzen und auch im internationalen Vergleich vielerorts 3G in und auf Sportstätten erlaubt ist und Sachsen nach wie vor einzelne Mitglieder vom Vereinssport ausschließt. „Der Vereinssport muss wieder unabhängig unter Vorgabe strenger Hygienevorschriften für alle Mitglieder ermöglicht werden, sei es im Rahmen des Stufenplans oder ab sofort. Wir haben mehrfach dargelegt und den jeweiligen Verordnungen zugearbeitet, was der Sport für die Menschen bedeutet und dass eine stabile Gesundheit maßgeblich von der sportlichen Betätigung eines Menschen abhängt“, sagt Dahms. Und weiter: „Eine Möglichkeit einer 3G-Zugangsregelung für Sportstätten lässt sich in dem Entwurf nirgends finden. Das widerspricht dem angestrebten und bereits veröffentlichten Stufenplan des Sozialministeriums komplett und führt zum Vertrauensbruch in der Welt des sächsischen Vereinssports.“

Gleichermaßen nicht nachvollziehbar sei für den LSB, wieso in der Verordnung etwa noch immer notwendige Gremiensitzungen der Vereine – dem so häufig zitierten sozialen Kitt der Gesellschaft – unter 3G nicht möglich sind? Auch dass die Durchführung von Sportveranstaltungen mit Zuschauern weiterhin als ein „Ding der Unmöglichkeit“ betrachtet wird, könne er in Anlehnung an die Hygienekonzepte der Vereine oder auch den jüngst von Teamsport Sachsen vorgestellten Stufenplan keineswegs nachvollziehen. Dass sich „in anderen Lebensbereichen weitaus mehr Menschen treffen dürfen als im Sport, ist weder konsequent noch akzeptabel“, sagt Dahms.

Der LSB geht davon aus, dass in der kommenden Verordnung noch einmal deutliche Abwägungen zugunsten des Sport getroffen und Perspektiven aufgezeigt werden, um eine weitere Spaltung der sächsischen Gesellschaft zu verhindern und damit das Engagement vieler tausender Sachsen im Sport zu würdigen.

Quelle: Landessportbund Sachsen e.V.