Corona-Folge: Sportvereine im Vogtland verlieren 1300 Mitglieder

  • Beitrag veröffentlicht:10. Juli 2021
  • Beitrags-Kategorie:Aktuelles
Plauen.Genießt der Sport im Vogtlandkreis auch jenseits aller politischen Sonntagsreden die ihm gebührende Wertschätzung? Wird die Arbeit der Vereine in der Coronakrise wirksam unterstützt? Den Beobachtern der Kreistagssitzung am Donnerstag in der Festhalle Plauen bot sich ein zwiespältiges Bild.

Einerseits bekam Geschäftsführer Michael Degenkolb vom Kreissportbund (KSB) Vogtland Gelegenheit, die Lage ausführlich darzulegen. Andererseits hatte die FDP-Kreistagsfraktion bereits im Februar Anlauf genommen, um über die bisherigen Coronafolgen und nötige Hilfe für die Vereine zu reden. Doch Landrat Rolf Keil (CDU) hatte es nicht eilig. Und so dauerte es nach dem Antrag der Liberalen fast fünf Monate, ehe das Thema im Kreistag auf der Tagesordnung stand.

Auf lange Sicht beunruhigend ist der Rückgang im Kinder- und Jugendbereich. In der Altersgruppe der bis sechsjährigen Kinder beträgt der Rückgang 13 Prozent. Als Hauptursache sieht der KSB die massiven Einschränkungen des Schul- und Vereinssports. Und mangels Angebot gab es in den Vereinen auch folgerichtig kaum Neueintritte.

Erhebliche Unterschiede zwischen den Vereinen gibt es bei der wirtschaftlichen Situation. Viele haben gut gewirtschaftet und kamen laut Kreissportbund bisher zurecht. Einnahmen durch Zuschauer, Sponsoren, Catering und Feste brachen weg, andererseits entfielen Ausgaben insbesondere für Wettkämpfe. „43 Vereine haben Antrag auf Soforthilfe beim Landessportbund gestellt“, erklärte Degenkolb. Das Antragsvolumen: knapp 250.000 Euro. Ausgezahlt wurden 167.500 Euro an 29 Vereine. Zwei Vereine haben Darlehen bei der Sächsischen Aufbaubank in Anspruch genommen.

Degenkolb vergaß auch nicht, den Kommunen und dem Landkreis für die Sportförderung zu danken und bat sie, weitere Möglichkeiten zu prüfen. „Wir setzen uns für stufenweise Rückkehr in das Sport- und Vereinsleben ein“, betonte Degenkolb, verwies auf sinkende Inzidenzzahlen und hob die soziale und gesundheitsfördernde Wirkung des Sports in der Gesellschaft hervor.

Bliebe die Frage, wieso sich der Kreistag nicht schon früher mit der zugespitzten Situation des Sports beschäftigt hat. „Für mich ist das etwas unverständlich“, sagte FDP-Kreisrat Björn Fläschendräger am Donnerstag in der Festhalle. Die Politik dürfe den Sport in Krisenzeiten nicht allein lassen, forderte der Initiator des Antrags. Sein Vorschlag: Der Kreissportbund sollte dem Kreisparlament künftig einmal pro Jahr über die Situation und somit auch rechtzeitig über Probleme berichten.

Der Beigeordnete Uwe Drechsel verteidigte den Zeitverzug indes mit einem formalen Hinweis. Es sei rechtlich zulässig, eingehende Anträge auf die übernächste Sitzung zu verschieben, argumentierte Drechsel, der in Keils Vertretung die Kreistagssitzung leitete. Mit dieser Ansicht stand er aber allein. Bei lediglich fünf Sitzungen pro Jahr drohen drängende Themen auf die lange Bank geschoben zu werden. Das soll sich nicht wiederholen.

Kreisrat Sören Voigt (CDU) unterstützte daher Fläschendrägers Vorschlag eines jährlichen Berichtes im Kreistag und dankte den Liberalen für ihre Initiative.

Sabrina Lukas (Grüne) verwies auf unverständliche und teils widersprüchliche Regelungen in den Corona-Schutzverordnungen, die in Vereinen viel Unruhe und Probleme stiften. Ihre detaillierten Fragen blieben unbeantwortet, Degenkolb will ihr schriftlich antworten.

Auf Parallelen des Sports zur Kultur verwies Stefan Fraas, CDU-Kreisrat und Intendant der Vogtland Philharmonie. „Wir brauchen vor allem die Basis“, betonte er. Ohne gutzuheißen, wie vieles in der DDR lief, gebe es doch im Vergleich Defizite. „Heute“, so Fraas, „gehen uns massenweise Talente verloren.“

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