„9:1 – das fühlt sich komisch an“

Von Marcus schädlich
Auerbach.Wenn die bisherige Saison des VfB Auerbach in der Fußball-Regionalliga eine Achterbahnfahrt war, dann stellt der Freitagabend einen Looping dar: Ein ungeahntes Hochgefühl erlebten die Auerbacher Spieler beim 9:1-Erfolg gegen Tasmania Berlin. Der Sieg war gegen den unmittelbaren Kontrahenten im Kampf um den Klassenerhalt fest eingeplant und eigentlich auch Pflicht. Aber die Kür, die drei Punkte gleich mit dem höchsten Regionalligasieg der Vereinsgeschichte einzufahren, war nicht zu erwarten. „9:1 – das fühlt sich komisch an“, sagte deshalb auch Marc-Philipp Zimmermann über diesen beinahe schon unwirklichen Abend in der Arena zur Vogtlandweide.

Neun Tore – eine Marke, die beim genaueren Hinsehen noch beeindruckender ist. Denn bislang herrschte bei den Vogtländern meist Offensivflaute: Nur ein Team hatte bis zum Freitag weniger Tore als Auerbach erzielt: Tasmania Berlin. Im Jahr 2022 hatte der VfB bislang auch nur fünf Tore in sieben Spielen gemacht. Und nun gleich neun.

Und vielleicht auch eine Erkenntnis: Der VfB-Coach hatte sein Team dazu aufgerufen, mutiger aufzutreten. Und gegen Tasmania schienen seine Jungs diesen Mut von Beginn an zu schöpfen. Sie spielten offensiver, ideenreicher und auch zielstrebiger. So hätte schon vor der Pause auf der Anzeigetafel eine höhere Führung stehen müssen als nur ein 3:0. Allerdings hätten die Gäste auch ausgleichen können, als Almansori beim Stand von 1:0 den eigenen Pfosten traf.

Doch was Auerbach an diesem historischen Freitag so stark machte, war eben der Mut – und die Einstellung, diesmal nicht denselben Fehler wie beim enttäuschenden 3:3 gegen Optik Rathenow im Herbst zu machen, als die Vogtländer nach einer 3:0-Führung plötzlich Angst vor dem Versagen hatten. Diesmal kam es anders: Auerbach suchte die endgültige Entscheidung. „Eine 3:0-Führung ist immer gefährlich, bei einem 4:0 ist das Spiel entschieden“, sagte Co-Trainer Bernd Richter fast schon prophetisch zur Pause. Denn erst mit dem schnellen 4:0 war alles entschieden – und auch den schnelle Gegenschlag nach dem 1:4 bewirkte, dass bei den Gästen die Köpfe nach unten gingen.

„Bei uns hat das etwas freigesetzt“, sagt Köhler über die Phase im Anschluss. Die letzte halbe Stunde des Spiels war eine Auerbacher Party, die sogar mit mehr als nur vier weiteren Toren hätte gekrönt werden können, ja sogar müssen. Tasmania konnte sich fast schon bei Sven Köhler bedanken, dass er den beiden Torjägern Fragkos und Zimmermann einen Sonder-Applaus gönnen wollte und sie vorzeitig auswechselte. Beide hätten wohl andernfalls den zweistelligen Sieg noch perfekt gemacht.

Der dreifache Torschütze Fragkos glänzte mit Spielwitz – und genau dem Torriecher, der ihm vorausgeschickt worden war. „Dass er einen guten Abschluss hat, sehe ich in jedem Training“, sagt sein Coach. „Es ist wichtig, dass wir ihn in Szene setzen. Ich hoffe, die Tore geben ihm Kraft.“ Und auch Zimmermann, der zwar seine Kapitänsbinde abgegeben hat, aber nicht seine Verantwortung. Mit fünf Toren schoss er sich allen Frust von der Seele, der sich in den letzten Monaten angestaut hatte. In den 27 Spielen zuvor hatte der Torjäger nur fünf Mal getroffen. Nun verdoppelte er seine Trefferzahl. „Das ist kaum zu beschreiben“, sagte er. „Solche Partien sind mir in Punktspielen noch nicht vorgekommen. Höchstens mal im Pokal gegen unterklassige Gegner.“ Doch von dieser Kategorie wird der VfB diese Saison wohl keinen mehr bekommen. Mit Altglienicke und Babelsberg warten nun Teams eines anderen Kalibers.

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