„Wollen nicht die weiße Fahne hissen“

Von Clemens Zierold
Plauen.Erfahrung und Abgezocktheit – das war in der abgelaufenen Saison in der Fußball-Vogtlandklasse das Erfolgsrezept des VfB Plauen Nord. Mit 15 Siegen, keinem Unentschieden und fünf Niederlagen hat der VfB zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den Sprung in die höchste vogtländische Spielklasse geschafft – und das am Ende sogar relativ souverän als Zweitplatzierter.

„Der Trainer hat vor der Saison das Ziel ausgerufen, im vorderen Tabellendrittel zu landen. Das Wort Aufstieg hatte bis zum Schluss keiner in den Mund genommen“, erklärt Eric Wolfrum, der bei Plauen Nord als Abteilungsleiter Fußball fungiert und selbst noch auf dem Platz steht. Mit einer erfahrenen Mannschaft gewannen die Plauener Spiel um Spiel und pirschten sich immer näher an die vorderen Plätze heran. Zwar gab es zum Saisonauftakt gegen die Übermannschaft aus Schöneck eine knappe 1:3-Niederlage, aber schon da zeigte sich, dass man auch gegen eine wesentlich bessere Truppe ordentlich mithalten kann. Dennoch bestand im Team und im Betreuerstab nie der Zwang, unbedingt aufsteigen zu müssen, was vielleicht auch ein wenig den Druck vom Team nahm.

Vor drei Jahren schaffte der VfB Plauen Nord den Aufstieg aus der Kreisliga in die Vogtlandklasse. Die erste Saison war durchwachsen und man schloss die Spielzeit nach 13 Partien auf dem 10. Platz ab. In der darauffolgenden Saison sollte das schon ganz anders aussehen. Wieder grätschte Corona dazwischen, aber nach Abbruch der Saison fand sich der VfB Plauen Nord nach fünf Siegen aus fünf Spielen auf dem 1. Platz wieder.

Dass es ein Jahr später wieder so erfolgreich laufen würde, hatte man nicht wirklich auf dem Plan. Klar hat der VfB Plauen Nord eine fußballerisch starke Mannschaft beisammen, aber: „Wir haben ein sehr hohes Durchschnittsalter und deswegen nicht die physisch besten Voraussetzungen. Unser jüngster Spieler im Kader war 27 Jahre alt, bis Malik Söllner in der Aufstiegsrunde aus der A-Jugend mit ausgeholfen hatte“, erklärt Eric Wolfrum, der selbst demnächst 39 Jahre alt wird.

Das sieht der Abteilungsleiter auch als größtes Problem in der neuen Liga. „Fußballerisch sind wir eine gute Truppe. Aber im Alter wird man etwas lauffaul. Ich denke da wird es physische Defizite geben“, prognostiziert Wolfrum. Ein bewährtes Mittel ist dann tief zu stehen und den Gegner spielen zu lassen. Das sei laut Wolfrum auch in der Vogtlandklasse gegen spielstarke Gegner schon so gewesen und hätte sich dort bewährt.

Der VfB Plauen Nord sieht sich als klarer Außenseiter in der Vogtlandliga. „Wenn wirklich alles passt, halten wir die Klasse. Es gibt vier, fünf Mannschaften, gegen die wir punkten können. Deswegen kann das klare Saisonziel auch nur Klassenerhalt lauten“, so Wolfrum.

Die Mannschaft sieht die neue Herausforderung als Erlebnis. Nur fünf Spieler der Mannschaft haben früher schon Erfahrung in der Vogtlandliga gesammelt. Für den Rest ist die höchste vogtländische Spielklasse Neuland. Auch deswegen wäre für den Abteilungsleiter der Nichtabstieg eine Sensation. „Für uns wird es schön, wenn wir unterschätzt werden. Da sehe ich unsere Chance“, so Wolfrum. Allerdings wird es auch interessant, wie die Mannschaft reagiert, wenn es nach erfolgreichen Jahren eventuell einige Spieltage hintereinander nichts wird mit einem Sieg.

Verstärkt hat sich die Mannschaft des jungen Trainers Thomas Marx mit Sascha Kuhn und Michael Becker von der SG Unterlosa, die die Defensive stabilisieren sollen. Hinzu kommen die 18-jährigen Gleb Tumakov aus der A-Jugend des Post SV Plauen und Malik Söllner aus der eigenen A-Jugend. Mit Jan Zimmermann, der im Sommer zum Landesklasse-Team des SV Merkur Oelsnitz gewechselt ist, verlässt aber auch ein Leistungsträger der vergangenen Jahre den Aufsteiger.

Der VfB Plauen Nord hat auf jeden Fall Lust auf die neue Aufgabe. „Wir wollen nicht von vornherein die weiße Fahne hissen. Wenn es am Ende nicht klappt mit dem Nichtabstieg, wollen wir als Mannschaft zusammen wieder zurück in die Vogtlandklasse“, so Wolfrum. Eine echte Bewährungsprobe erwartet die Plauener gleich am ersten Spieltag, wenn es gegen den FSV Treuen geht, der bekanntlich zu den Top-Mannschaften der Vogtlandliga zählt.


Statistik VfB Plauen Nord

Vogtlandklasse: 2. Platz, 15 Siege,

0 Unentschieden, 5 Niederlagen; 68:40 Tore, 45 Punkte

Beste Torschützen: Matthias Zaretzky 19 Tore, Ricardo Klaus 12 Tore,

Daniel Hommel 12 Tore, Jan Zimmermann 7 Tore

Platzierungen der vergangenen Jahre:

2020/21: 1. Platz Vogtlandklasse, 2019/20: 10. Platz Vogtlandklasse, 2018/19: 1. Platz Kreisliga,

2017/18: 5. Platz Kreisliga,

2016/17: 2. Platz Kreisliga

Abgänge: Jan Zimmermann (SV Merkur Oelsnitz)

Zugänge: Sascha Kuhn, Michael Becker (beide SG Unterlosa), Gleb Tumakov (A-Jugend Post SV Plauen), Malik Söllner (eigene A-Jugend)

Saisonziel: Klassenerhalt

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