Der Plauener Fußball-Oberligist will gegen den SC Freital die Serie von drei Siegen fortsetzen. Ein Grund, warum es seit dem Rückrundenstart bergauf geht, steht zwischen den Pfosten.

Plauen.Im Plauener Vogtlandstadion herrscht einmal mehr Aufbruchstimmung. In regelmäßigen Abständen werden der Verein und die Fans auf einer Euphoriewelle getragen, um wenig später wieder auf dem Boden der Tatsachen zu landen. Ein nicht unbedeutender Grund für das neuerliche Stimmungshoch ist auch der Derbysieg vom vergangenen Wochenende beim 4:2 gegen den VfB Auerbach. Nicht nur, dass man gewonnen hat, sondern viel mehr die Art und Weise hat die Zuschauer verzückt. Aufopferungsvoll kämpfende Nachwuchsspieler wie Charlie Spranger, dessen Trikot und Hose höchstwahrscheinlich zwei- bis dreimal gewaschen werden mussten, bis auch der letzte Schlammbatzen abgewaschen war, oder die beiden Joker Christopher Bibaku und Ondrej Nyber, die die beiden Siegtreffer erzielten – über das Derby gibt es viele Geschichten zu erzählen.

„Das Vergangene müssen wir abhaken, von den Siegen können wir uns momentan nichts kaufen“, erklärt Jakob Pieles, der seit Anfang der Rückrunde im VFC-Tor steht. Klar richtet sich sein Blick auf das kommende Spitzenspiel der Fußball-Oberliga am Samstag, wenn der Tabellenzweite VFC Plauen beim Dritten SC Freital zu Gast ist. Ganz in Ruhe lässt ihn das Derby aber doch noch nicht: „Das war geil. So ein Spiel mit der Leistung vor so einer Kulisse war sensationell. Danach die glücklichen Gesichter zu sehen, war genial.“ Kein Wunder. Vor ein paar Monaten stand er noch als Feldspieler für den VfB Pausa-Mühltroff auf dem Spielfeld und ackerte sich durch die Fußball-Landesklasse. Auf einmal ist er aber der neue Rückhalt eines ambitionierten Oberligateams.

Mit 22 Jahren entschied sich der 1,93 Meter große Hüne die Profikarriere als Torwart beim FC Carl Zeiss Jena einzutauschen gegen eine Ausbildung im vogtländischen Landratsamt. „Meine Prämisse war, mich zu 100 Prozent auf eine Sache zu konzentrieren. Da ich das Gefühl hatte, dass der Zug in meiner Profi-Laufbahn abgefahren war, fiel die Entscheidung zu Gunsten der Ausbildung leicht“, so der 28-jährige Verwaltungsfachmann. Da es jedoch nicht ohne Fußball geht, schloss er sich dem VfB Mühltroff an, der in der Vogtlandliga spielte und von Vater Thomas trainiert wurde. „Ich wollte mich aber bewegen und wurde auf dem Feld mehr gebraucht als im Tor“, erklärt Jakob Pieles den Wechsel zum Feldspieler.

Jetzt kramte er für den VFC Plauen die Torwart-Handschuhe wieder heraus – mit Erfolg. Er hinterließ einen guten Eindruck und stand nach nur einem 45-minütigen Testspiel gegen Energie Cottbus beim Rückrundenauftakt gegen Zorbau zwischen den Pfosten. Nach dem ersten Sieg folgten zwei weitere Einsätze als Nummer 1 und zwei weitere Siege. „Seit meiner ersten Trainingseinheit habe ich mich super integriert gefühlt. Mit Moritz Kretzer und Lucas Albert kenne ich zwei Spieler aus meiner Jenaer Zeit, das hat mir auch geholfen“, erzählt der VFC-Torhüter von seinen ersten Eindrücken.

Es dauerte gar nicht lange, da stand Pieles gegen den Chemnitzer FC im Testspiel zum ersten Mal auf dem Platz – als Innenverteidiger. „Das Trainerteam kennt meine Vorgeschichte und wollte sehen, was ich noch drauf habe. Anscheinend habe ich da einen ganz guten Eindruck hinterlassen“, freut sich Pieles über die Chance, die sich ihm geboten hat. Seitdem, sagt er selbst, hat er sich Tag für Tag weiterentwickelt: „Natürlich gab es Bedenken und ich habe mich gefragt: Was hast du noch drauf? Aber der Gedanke, dass ich als Torwart weiterhelfen kann, kam schon nach den ersten gehaltenen Bällen“, erinnert sich der 28-Jährige.

Trotz der drei Siege, die der neue Torhüter bereits mitfeiern konnte, musste er auch schon fünfmal hinter sich greifen. „Das ärgert mich. Natürlich will ich immer zu Null spielen, so wie die ganze Mannschaft. Aber so lange wir erfolgreich sind, ist es in Ordnung. Dennoch müssen wir den Laden hinten dicht bekommen. Die fünf Gegentreffer wurmen mich“, so Pieles.

Hinten dicht zu halten dürfte auch für die kommende Aufgabe am Samstag, 13.30 Uhr, beim SC Freital oberstes Gebot sein. Mit zwei Siegen und einem Unentschieden ist auch der SC 2023 noch ohne Niederlage. Der VFC will auf alle Fälle Revanche nehmen für die 0:2-Hinspielniederlage. Denn mit dem vierten Sieg in Folge würden die Plauener Tabellenführer Eilenburg weiter im Nacken sitzen. „Wir werden alles reinhauen, um die Serie fortzusetzen“, versichert Pieles. Der wieder spielentscheidend eingreifen könnte – vorn wie hinten. Denn sollte es eng werden am Ende eines Spiels, wird Jakob Pieles als Torhüter sicherlich bei einem eigenen Standard im gegnerischen Strafraum auftauchen. Die fünf Jahre als Feldspieler haben sich ausgezahlt, sodass der VFC eine weitere Waffe hat: „Ich bin kopfballstark. Ich hatte schon gegen Auerbach beim Stand von 0:2 den Gedanken vorn mit reinzugehen, aber als Torhüter weiß ich um meine Aufgaben“, erzählt Pieles schmunzelnd. „Ich hoffe natürlich darauf, dass wir am Ende führen. Aber wenn nicht, dann bin ich mit da und werde alles reinhauen.“