VfB verpasst Befreiungsschlag

Auerbach.Als ob die Umstände des Regionalliga-Spiels mit der Pandemie und dem Tod des VfB-Nachwuchsspielers Sky Tröger nicht schon tragisch genug waren, legten die Auerbacher Spieler am Samstagnachmittag noch eine Schippe drauf. Unbeschreiblich sei das gewesen, was das Team gezeigt habe – so bewertete VfB-Keeper Maximilian Schlosser, der für den erkrankten Stammkeeper Stefan Schmidt im Tor stand, das 3:3-Unentschieden gegen Optik Rathenow nach einer 3:0-Führung zur Pause. „Ich verstehe es nicht“, sagte er über die wilde zweite Halbzeit, in der Auerbach so gut wie alles verspielte: die deutliche Führung, zwei Punkte und ein gutes Gefühl für die kommenden schweren Aufgaben. „Jetzt hängen wir weiter hinten fest und haben uns auch für den Kopf einiges versaut“, ärgerte sich auch VfB-Trainer Sven Köhler über die gefühlte Niederlage.

Wichtiger als die Auerbacher Gefühlswelt an diesem Samstag scheint aber die Frage: Wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass das Team eine Drei-Tore-Führung aus der Hand gab? War es nur das trügerische Gefühl, nach den starken ersten 45 Minuten den Sieg schon in der Tasche zu haben – oder steckt mehr dahinter? „Dass wir uns zu sicher waren – das ist immer schnell dahergesagt“, entgegnet Maximilian Schlosser. Der Schwere der Aufgabe, das 3:0 über die Zeit zu bringen, war sich das Team zur Pause bewusst: Extra zeitig kam das VfB-Team aus der Kabine zurück auf den Rasen. Vielleicht ein Zeichen, aber eins ohne letzte Konsequenz. Denn auf dem Platz standen im zweiten Abschnitt nicht mir die hellwachen Auerbacher der ersten Halbzeit, sondern eine Elf, die Zentimeter um Zentimeter dem Gegner das Feld überließ. „In den kleinen Momenten hat uns die Konsequenz gefehlt“, erklärte Köhler.

„Dann beginnt ein Teufelskreis: Du hast bei den ersten beiden Gegentoren Pech und so nimmt alles seinen Lauf“, versuchte sich Köhler an einer Erklärung, nicht ohne anzumerken, dass seine Jungs nicht schuldlos ins Verderben rannten: „Es ist die Kunst im Fußball, diesen Negativlauf mit den Gegentoren zu stoppen.“

Dafür hatte Auerbach genug Gelegenheit – in Form von Sarwar Osse, der der Unglücksrabe des Nachmittags war. Die Freude über sein Traumtor zum zwischenzeitlichen 2:0 (23.) konnte der 19-Jährige nicht auskosten. Dabei hätte er der große Matchwinner werden können, denn gleich dreimal lief er im zweiten Abschnitt allein auf den Gäste-Keeper zu. Insbesondere eine Aktion davon kreideten dem Syrer viele danach an: Statt auf den freistehenden Marc-Philipp Zimmermann quer zu legen, der nur noch den Fuß hätte hinhalten müssen, probierte Osse es erfolglos selbst (74.) – und verpasste das 4:1. Ein fataler Fehlschuss mit Folgen. Allerdings nahm Köhler seinen jungen Offensivmann, der ansonsten ein gutes Spiel gemacht hatte, in Schutz: „Eigentlich ist er einer, der anderen das Tor gönnt. Ihm fehlt die Klarheit im Spiel – aber die bringt hoffentlich die Zeit.“ Wichtig sei aber, dass er zu den Offensivaktionen überhaupt erst komme. „Und wenn ich als Mannschaft stabil bin, dann bringe ich auch ohne dieses Tor eine 3:0-Führung über die Zeit“, kritisierte Köhler die Defensivschwäche seines Teams.

Die hing allerdings auch damit zusammen, dass im Laufe der zweiten Halbzeit mehr und mehr Sicherheit und Ruhe im VfB-Spiel verloren ging – was auch daran lag, dass Köhlers Wechsel nicht griffen. Zwar nahm Köhler mit Neuzugang Di Matteo Lovric und dem Doppeltorschützen der ersten Hälfte Ondrej Brejcha (16./44.) zwei Spieler vom Feld, die nach der Pause nicht mehr die Präsenz der ersten Hälfte hatten, mit ihnen ging dem VfB-Spiel aber jegliche Stabilität verloren.

„Di Matteo habe ich in der zweiten Halbzeit nicht mehr gesehen“, begründete Köhler nach dem Spiel seinen Wechsel. „Es war auch schwer für ihn, nach so langer Zeit wieder zu spielen.“ Lovric hat seit Donnerstag eine Spielberechtigung für die Regionalliga, hatte allerdings zuvor schon zwei Monate mit dem VfB-Team mittrainiert. Der 21-jährige frühere kroatische U-Nationalspieler hatte zuletzt für Junak Sinj in Kroatien gespielt. Im zentralen Mittelfeld scheint er aber perspektivisch die ordnende Hand werden zu können, die das Auerbacher Spiel so dringend braucht.

Bestes Beispiel dafür war die Schlussphase, in der Auerbach erst durch einen Sonntagsschuss das 2:3 kassierte, dann auch noch völlig unerklärlicherweise bei einem langen Ball in der Schlussminute unsortiert stand. Da half es am Ende auch nichts, dass Rathenow bis auf die drei Tore keine weiteren gefährlichen Offensivaktionen hatte. Die Tragik des Fußballs hatte einmal mehr den VfB getroffen.

StatistikAuerbach: Schlosser – Kubitz, Giaouplari, Sieber, Weiß – M. Schmidt, Lovric (73. Donner) – Bochmann, Brejcha (87. L. Seidel), Osse (85. Almansori) – Zimmermann. Tore: 1:0 Brechja (16.), 2:0 Osse (24.), 3:0 Brechja (45.), 3:1/3:2 Muiomo (58./77.), 3:3 Zingu (90.); SR: Bartnitzki (Erfurt); Zuschauer: 380

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