Auerbach.Nicht einmal Marcel Schuch konnte helfen: Der frühere Torjäger des VfB Auerbach wusste bei seiner Rückkehr am Freitag zwar noch ganz genau, wo das Tor im Stadion steht, doch den Ball brachte 35-Jährige nicht im Netz unter. Und so durfte er als Spieler der Vogtlandauswahl seinen Ex-Verein nicht einmal mit einem Gegentreffer ärgern. Der Regionalligist gewann anlässlich der Eröffnung der Saison 2020/21 am Ende deutlich 9:0 (4:0) gegen die Auswahl aus regionalen Spielern. Am Tag zuvor hatte der VfB bereits den Kreisligisten TSV Flöha 9:1 besiegt.

Zwei Spiele, 18 Tore – damit hätte VfB-Coach Sven Köhler eigentlich ganz zufrieden sein können. Doch vor allem das Spiel am Donnerstag gefiel ihm nicht. „Wir haben oft nicht die Lösungen in der Offensive gefunden und dem Gegner relativ viel Freiraum gelassen“, sagte er. Zur richtigen Einordnung der beiden klaren Erfolge gehört eben auch, dass es sich um Gegner gehandelt hat, die nicht auf Augenhöhe mit dem VfB spielen. „Die richtig schwierigen Tests fehlen uns noch“, sagte Köhler, dessen Team in zwei Wochen in die neue Punktspielsaison startet. Und so soll ein Testspiel am Wochenende die Prüfung auf die Regionalligatauglichkeit werden. Der VfB befindet sich noch auf der Suche nach einem Gegner.

Obgleich das Spiel gegen die Vogtlandauswahl durchaus einen Unterhaltungswert hatte, war es kein Gradmesser. „Das werden die Punktspiele sein“, sagt Köhler. Immerhin halten die Partien gegen unterklassige Gegner aber einige Erkenntnisse bereit. Einerseits bewies einmal mehr Marc-Philipp Zimmermann, der gegen die Vogtlandauswahl einen lupenreinen Hattrick innerhalb von fünf Minuten erzielte, dass er seine Torjägerqualitäten in der Coronapause nicht verloren hat. Andererseits kritisierte Köhler vor allem die Phasen, in denen sein Team das Spiel mit weniger Intensität bestritt. „Selbst gegen solche Gegner reichen drei bis fünf Prozent weniger, dass unser Spiel spürbar schwächer wird.“ In der Regionalliga darf sich der VfB das wohl nicht leisten.

Eine weitere Erkenntnis scheint, dass Aleksandrs Guzlajevs auf dem Weg in die Startelf ist. „Mit ihm haben wir einen sehr ordentlichen Spieler hinzugewonnen“, sagt Köhler. Einer, der die schmerzhafte Abwanderung von Amer Kadric kompensieren soll. Mit Guzlajevs in der Startelf ist Köhler nicht bange, was die schwierigste Regionalligasaison seit dem Aufstieg vor neun Jahren angeht. „Wir verfügen über eine gute erste Elf“, sagt er.

Was aber auch bedeutet: Dahinter wird es schon enger. Immerhin zeigte der Anschlusskader gegen die Vogtlandauswahl, dass mit ihm zu rechnen ist. In der zweiten Hälfte wechselte Köhler durch, und nach einem schwächeren Beginn drehte der Regionalligist doch noch einmal auf und erzielte in der Schlussviertelstunde fünf Tore – und damit mehr als im ersten Abschnitt, in dem Auerbach einen Blitzstart mit drei Toren in den ersten zehn Minuten erwischt hatte. „Schön, dass wir noch die Tore gemacht haben“, sagt Köhler zum torreichen Finish.

Das schmeckte natürlich der Vogtlandauswahl nicht so gut. „Das hat mir natürlich nicht gefallen“, sagte André Rabe, der Trainer der VFV-Auswahl. „Zwischen der 15. und 75. Minute haben wir es gut gemacht, uns ordentlich gewehrt.“ Aber eben kein Tor erzielt. Selbst Marcel Schuch nicht. „Ich will der Mannschaft keinen Vorwurf machen“, sagt Rabe. „Sie hat in dieser Form noch nie zusammengespielt.“ Immerhin gelang es, eine zweistellige Niederlage zu verhindern.

Zum Einsatz kamen beim VfB Auerbach auch die jungen Spieler, die seit Ende der Sommerpause zum Regionalliga-Kader gehören und die hinter der ersten Elf um einen Einsatz kämpfen. „Sie müssen alle den Nachweis erbringen, dass sie in der Regionalliga spielen können“, sagte Coach Köhler. „Bei Yannic Voigt und Moritz Seidel sieht man, dass sie sehr ordentlich Fußball spielen können, aber auch, dass Männerfußball doch noch etwas anderes ist. Sie bringen aber genau das, was ich von ihnen erwartet habe.“

Trotzdem werde der VfB weiter die Augen offen halten. „Wir werden aber nichts überstürzen“, sagt Köhler, der den VfB in dieser Transferperiode einer weiteren Herausforderung neben den gesamten Corona-Umständen gegenüberstehen sieht: Mit Chemnitz, Jena und Leipzig gibt es gleich drei Teams in der näheren Umgebung, die ihren Kader komplett neu aufstellen. „Viele Spieler hoffen natürlich zunächst, dass sie dort unterkommen“, spürt er. „Aber ich würde mich wundern, wenn nicht noch einige übrig bleiben. Dann hätte es Corona nicht gegeben.“ Darunter soll sich dann womöglich auch ein Spieler für Auerbach befinden. Zuletzt hatten beim VfB mit Roman Kasiar (zuvor VfR Aalen) und Niclas Kubitz (Dynamo Dresden U 19) zwei Spieler vorgespielt.