Nach der 0:1-Niederlage des VfB Auerbach im Sachsenpokal-Viertelfinale haderte Trainer Sven Köhler noch mit der Risikobereitschaft seines Teams. Inzwischen schaut er mit seinen Fußballern schon wieder nach vorn.

Auerbach.Eigentlich sollte man meinen, dass nach einer Vielzahl von Testspielen ohne Zuschauer ein Pflicht-Geisterspiel schon zur Routine geworden ist. Doch das war es für die Spieler des Fußball-Regionalligisten VfB Auerbach am Samstagnachmittag dann doch nicht. „Die Fans fehlen uns sehr“, sagte Marcin Sieber nach dem 0:1 verlorenen Viertelfinalspiel des Sachsenpokalwettbewerbs beim Chemnitzer FC. Nicht nur die eigenen Fans fehlten dem Team, sondern auch die gegnerischen. „Es motiviert uns doch nur zusätzlich, wenn eine ganze Wand von Fans auf uns schimpft und gegen uns schreit“, so Sieber weiter. Nicht nur er zieht daraus die Kraft, es ihnen zu zeigen.

Und so ist – so kurios wie es klingen mag – auch die Abwesenheit der gegnerischen Fans wohl auch ein Grund, weshalb der VfB in Chemnitz nicht über die gesamte Spielzeit zur Normalform gefunden hat. Allerdings lässt sich die 0:1-Niederlage wohl nicht nur daran festmachen, sondern die Ursachen sind vielfältig. Nüchtern betrachtet haben die Vogtländer es nicht geschafft, ohne Gegentor zu bleiben, und sie setzten den CFC nur phasenweise unter Druck. „Wir hatten eine klare Zuordnung“, sagte VfB-Keeper Stefan Schmidt mit einem etwas verärgerten Unterton über den entscheidenden Treffer des Tages, als Aigner kurz vor dem Pausenpfiff bei einem Eckball mutterseelenallein am langen Pfosten einköpfen konnte. Trotz einer lautstarken Vorwarnung von VfB-Trainer Sven Köhler, der seine Defensive Sekunden vor dem Gegentor von der Seitenlinie aus genau darauf hingewiesen hatte. „Das ist natürlich ärgerlich“, sagte Köhler dazu später.

War ein Gegentreffer in Chemnitz noch im Bereich des Erwartbaren, fehlte dem VfB aber vor allem eins: die offensive Power. „Ich hätte mir schon in der ersten Halbzeit mehr Risiko gewünscht“, sagte Köhler. Selbst mit Torjäger Marc-Philipp Zimmermann, der nach nicht einmal einer halben Stunde verletzt vom Feld musste, fehlte Auerbach der Mut und die Ruhe am Ball. „Das war zu hektisch und zu aufgeregt“, sagte Köhler. Allerdings scheint dabei dann auch eine Rolle gespielt zu haben, dass nach einem halben Jahr Pflichtspielpause der Sprung ins kalte Wasser zu radikal ausfiel. Den Vogtländern fehlten also nicht nur die Fans, es fehlte auch spürbar das Gefühl für einen echten Wettkampf nach einer so langen Pause. Da es dem CFC ähnlich erging, war die Partie kein Augenschmaus.

Genauso plötzlich, wie sich der Termin für das Pokalspiel auftat, ist es nun auch schon wieder vorbei mit einem echten Wettkampf für den VfB. Das Team wechselt nun wieder in den Trainingsmodus. „Wir trainieren ganz normal weiter“, gibt Köhler vor. „Wir haben jetzt unser Saison-Highlight verloren. Allein das ist schon für den Kopf nicht einfach.“ Daher soll es weitergehen. In den nächsten Tagen schaut sich der VfB nach Testspielpartnern um, um ja keine zweimonatige Pause einlegen zu müssen. „Ich habe meinen Plan schon im Kopf“, sagt Köhler. Allerdings wartet er noch auf eine Entscheidung, wann die neue Regionalliga-Saison losgeht. VfB-Manager Volkhardt Kramer hat eine Vermutung: „Da einige Regionalligisten noch bis Ende Mai im Pokal spielen und danach eine Pause benötigen, wird der Start wahrscheinlich nur um eine Woche vorgezogen“, sagt er. Damit würde die Saison am Wochenende 17./18. Juli beginnen – in welcher Form auch immer. Sechs Wochen Saisonvorbereitung würden dann also Anfang Mai beginnen – was Trainer Köhler zu Kompromissen zwingt: „Ich habe meinen Spielern vor einem halben Jahr gesagt, dass sie am 13. Juni ihr letztes Spiel haben und so ihren Urlaub beim Arbeitgeber einreichen sollen.“ Die Folge: Einige Spieler werden wohl Teile der Vorbereitung verpassen.

Wer dann überhaupt noch zum Kader gehört, wird sich in den nächsten Tagen und Wochen herausstellen. Gespräche mit den Spielern werden derzeit bereits geführt. Einer, der schon ein Zeichen für die neue Saison setzt, ist Marcin Sieber: „Wir müssen uns im Sommer straffen, zeitig genug ranklotzen und dann von Anfang Punkte holen.“ Dann am Besten mit Fans – eigenen und gegnerischen.