Der Amateur- und Breitensport im Vogtland ist nach wie vor zum Stillstand gezwungen. Auf lange Sicht könnten auch die Finanzen unter der Corona-Pandemie leiden.
Schon 2020 mussten beide aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Wie es in diesem Jahr aussieht – die Spielvereinigung ist auch in Grünbach diesmal verantwortlich – ist derzeit noch unklar. Neben den beiden Festen fehlen dem Verein aus dem vergangenen Jahr auch Einnahmen etwa von der geplanten Ausrichtung des Pokalwochenendes des Vogtländischen Fußball-Verbandes und vom Ecovis-Cup mit mehr als 50 teilnehmen Jugendmannschaften. Zudem fielen Sponsorenstammtische und der traditionelle Neujahrsempfang aus. „Auch in unserem Sportlerheim ruht seit Monaten das Leben. Das alles hat erhebliche wirtschaftliche Folgen für uns. Wir haben die Ausfälle bisher kompensiert, indem wir geplante Investitionen in die sportliche Ausrüstung zurückgestellt haben. 2021 sollen rund 150 Kinder und Jugendliche Sporttaschen bekommen und unsere Erwachsenen Poloshirts“, sagt André Steiniger. Selbst wenn all das schwer fällt und gerade die Kirmes der Höhepunkt im Jahr in Grünbach ist – einig ist man sich in der Spielvereinigung, dass der Fußball zwar eine der schönsten Nebensachen der Welt ist, aber eben nur eine Nebensache. „Viel wichtiger ist im Moment, dass sich die Pandemie beruhigt, damit Kita und Schulen wieder besucht werden können und die Partner aus der lokalen Wirtschaft wieder ihre Unternehmen öffnen können“, betont Steiniger. Er ist sich sicher, dass es dann auch wieder Fußball und Festveranstaltungen gibt.
Verschiedene Maßnahmen verschieben, das ist auch beim 1. FC Wacker Plauen eine der Konsequenzen aus geringeren Einnahmen aufgrund der Absage des traditionellen Sommerfestes. Nachdem es schon 2020 der Corona-Pandemie zum Opfer fiel, entschied der Verein vor wenigen Tagen, auch die Planungen für dieses Jahr nicht weiter voranzutreiben. „Wir haben bei der Veranstaltung mehrere tausend Gäste bei uns auf dem Gelände. Das erscheint derzeit einfach nicht möglich“, sagt Karsten Repert, der seit vielen Jahren zum Organisationsteam gehört. Durch den Ausfall fehlen bei den Plauenern Umsätze im mittleren fünfstelligen Bereich. Auch ihren Nachwuchscup und die Stadtmeisterschaft mussten die Fußballer in dieser Saison bereits absagen und haben so mit weiteren Einnahmeverlusten zu kämpfen. Die finanziellen Auswirkungen aber sind laut Repert überschaubar: „Wir haben in den vergangenen Jahren als Verein gut gewirtschaftet und uns breit aufgestellt. Neben den Veranstaltungen ruht unsere Haushaltsplanung auf den Säulen Mitgliedsbeiträge, öffentliche Gelder und Sponsoren. Wir müssen im sportlichen Bereich so derzeit nicht sparen.“
Die finanziellen Auswirkungen ausgefallener Veranstaltungen spürt auch die TSG Bau Hammerbrücke noch nicht. Normalerweise wäre der Verein 2020 mit der Ausrichtung der Kirmes an der Reihe. Neben dem Fest konnten in den vergangenen Monaten zudem keine Sportwettbewerbe wie der Berglandlauf oder das beliebte Schlittenhunderennen stattfinden – trotz perfekter Wintersportbedingungen. „Natürlich bringt uns als Verein gerade die Kirmes auch Einnahmen. Da aber leider das gesamte Vereinsleben und alle Wettkämpfe eingeschlafen sind, haben wir auch weniger Ausgaben“, sagt Arne Stützner.
Den eigentlichen Schaden der fehlenden Veranstaltungen sehen alle Vereinsvertreter aber vor allem im zwischenmenschlichen Bereich. „Das Wacker-Sommerfest hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Höhepunkt im gesamten Stadtviertel entwickelt“, sagt zum Beispiel Karsten Repert. Ähnlich beschreibt es André Steininger mit Blick auf die Grünbacher Kirmes. „Ab dem fünften Lebensjahr reden die Kinder hier von der Kirmes. Es ist der Höhepunkt im Jahr für alle Einwohner. Da herrscht vier Tage Ausnahmezustand im Dorf“, erzählt er. Mit der gleichen Überzeugung betont Steiniger aber auch: „Wenn es um die Gesundheit, wenn es um das Leben geht – da gibt es einfach Wichtigeres als Feiern.“
ServiceMit der Aktion „Deine Stimme für deinen Verein“ will der Kreissportbund Vogtland die Vereine der Region am Wochenende ganz besonders in den Fokus rücken. Unterstützt wird der Verband dabei von den regionalen Medien. Am Freitag zum Beispiel widmet das Vogtlandradio den ganzen Tag dem vogtländischen Sport. Unter anderem sind drei Vereine im Studio und gestalten jeweils für eine Stunde das Programm mit. Am Samstag wird der Kreissportbund auf seiner Facebookseite viele Beiträge der Vereine einstellen.
„Verein hat soziale Funktion“
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Foto: Landessportbund Sachsen
Christian Dahms (Foto) ist seit sechs Jahren Generalsekretär des Landessportbundes Sachsen. Über Sport und Corona sprach Anika Heber mit ihm.
„Freie Presse“: Der Kreissportbund Vogtland will mit der Aktion „Deine Stimme für deinen Verein“ dem Sport eine Bühne bieten. Wie finden Sie Idee?
Christian Dahms: Die ist absolut großartig. Ein Kreissportbund ist in der Fläche viel präsenter und näher dran an den Vereinen. So kennt er die Sorgen und Nöte viel besser. Gerade mit solchen Aktionen kann man Optimismus verbreiten. Wir als Landessportbund sind räumlich zu weit weg, um Ähnliches auf die Beine zu stellen. Zudem ist die Lage in den Regionen zu unterschiedlich.
Im Vogtland ruht seit fünf Monaten fast jeglicher Sportbetrieb, in anderen Landkreisen wurden Öffnungen schnell zurückgenommen. Wie erleben Sie die Stimmung in den Vereinen?
Dieses Hin und Her nimmt ein Stück weit den Optimismus. Aber ihre Leidenschaft, ihr Enthusiasmus für den Sport lässt viele Vereinsmitglieder trotzdem die Stimmung hochhalten. Derzeit sieht man, dass sie auch am Impfen festhalten und darin ihre Hoffnung auf eine Öffnung des Sportbetriebs setzen.
Für 2020 vermeldete der Landessportbund einen deutlichen Mitgliederrückgang. Wagen Sie schon eine Prognose für dieses Jahr?
Ich denke, es könnten noch deutlicher mehr werden. Zumindest, wenn wir ähnliche Einschränkungen wie jetzt noch einen Großteil des Jahres haben. Dann könnte es auch für viele Vereine eng werden.
Gerade in ländlichen Regionen gehören für die Vereine nicht nur das Sportangebot, sondern auch Veranstaltungen dazu. Versucht der Landessportbund das bei der Politik in den Fokus zu rücken?
Natürlich wissen wir, dass viele Vereine in ihren Orten eine wichtige soziale Funktion übernehmen. Mit der Ausrichtung von außersportlichen Veranstaltungen tritt man aber in einen wirtschaftlichen Wettbewerb. Das kann man machen, muss es aber nicht. Bei uns steht das so nicht mit auf der Agenda. aheb