Training macht die Polizei hellhörig

Auerbach.Zur Vorbereitung auf ein Punktspiel der Fußball-Regionalliga gehört für die Verantwortlichen des VfB Auerbach immer eine Absprache mit der Polizei. Neu ist, dass selbst bei einer Trainingseinheit die Geschäftsstelle des VfB einen Anruf von der örtlichen Polizeidienststelle bekommt. Der Grund liegt auf der Hand: Als das Auerbacher Regionalliga-Team vor einer Woche wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen ist, wunderten sich die Anwohner des Trainingsplatzes. „Dürfen die das überhaupt?“, lautete die Frage. Selbst die Polizei musste nachfragen. Die Antwort: Das Regionalliga-Team darf.

Und so ruft VfB-Coach Sven Köhler sein Team zwei- bis dreimal jede Woche zum gemeinsamen Training während der Pandemie. Eine Entscheidung, die natürlich nicht alle nachvollziehen können. Das weiß auch VfB-Manager Volkhardt Kramer. „Ich habe für jeden Verständnis, der anderer Meinung ist. Aber ich bitte auch um Verständnis dafür, dass wir uns an alle Regeln halten und die Staatsregierung eine Entscheidung gefällt hat.“ Und die beinhaltet eine Ausnahmegenehmigung für alle Regionalligisten.

Die Folge für den Regionalliga-Standort Auerbach wären nach Kramers Worten fatal: Die Gefahr sei groß, dass alles wegbricht, wenn der Ball weiter ruhen würde. „Wir haben 30 Jahre gebraucht, um dorthin zu kommen, wo wir jetzt sind“, sagt Kramer. „Würden wir es jetzt aufs Spiel setzen, dann weiß niemand, ob wir wieder hochkommen könnten.“ Regionalligafußball ist aufgrund der Medien-Präsenz auch Werbung für das Vogtland. „Wir werden über die Region hinaus wahrgenommen“, sagt Kramer. Würde das wegfallen, hätte niemand gewonnen.

Das gilt auch für den Nachwuchs: Während die VfB-Jugendspieler immer noch pausieren müssen, verweist Kramer die Gemeinschaft von Regionalliga und Jugend: „Die Regionalliga-Einnahmen fließen auch in den Nachwuchs. Mit dem Training und dem Fortbestand der Regionalliga kämpfen wir auch für unsere erfolgreiche Jugendarbeit, die in den letzten 30 Jahren mit dem Verein mitgewachsen ist.“ Nur wie wahrscheinlich ist es überhaupt, dass die Auerbacher Fußballer bald wieder in den Spielbetrieb einsteigen? Kramer sitzt in der Arbeitsgruppe, die über die Fortsetzung der Saison berät. Seine Prognose: Frühestens im März geht es weiter. „Im Moment hakt es nur noch am Berliner Senat“, sagt er. Sollte der eine Freigabe für Spiele erteilen, wie alle anderen Bundesländer der Regionalliga auch, ist ein Neustart im März geplant. Der erfolge allerdings vorerst ohne Zuschauer. „Wir gehen von zwei, drei Heimspielen für jedes Team ohne Fans aus“, sagt Kramer. „Ich fürchte aber, dass es noch mehr werden.“ Als Alternative soll der MDR alle Spiele im Livestream übertragen. Mit Geisterspielen tritt ein weiteres Problem auf: Die Zuschauereinnahmen bilden einen wichtigen Einnahmeposten der Vereine, der viel wichtiger ist als in den drei Ligen darüber. So äußerte jüngst Erik Hartmann, der Präsident von Germania Halberstadt, die Befürchtung, dass ohne finanzielle Hilfen die Hälfte der Regionalliga Nordost in Insolvenzgefahr schweben würde. „Wenn gar nichts fließt, wird es schwer, finanziell über die Runden zu kommen“, sagt Volkhardt Kramer. Um nicht in finanzielle Engpässe zu geraten, müsse der VfB „sparen, wo immer es geht“.


VfB im „Team Sport Sachsen“

Ein wenig Stolz ist aus den Worten von Volkhardt Kramer, Manager des VfB Auerbach, zu hören, als er die jüngste Neuigkeit verkündet: Der VfB Auerbach wird in die Initiative „Team Sport Sachsen“ aufgenommen. Damit wird er Mitglied in einem illustren Kreis an sächsischen Spitzenvereinen, wie Kramer ihn bezeichnet. „Es ist

eine Wertschätzung für unseren Verein, dass wir nun in Reihe mit

RB Leipzig und Dynamo Dresden stehen“, sagt er.

Das „Team Sport Sachsen“ hatte sich gegründet, um die Interessen der wichtigsten und erfolgreichsten sächsischen Sportvereine zu bündeln und geschlossen zu vertreten, zum Beispiel vor einigen Monaten für eine Fortsetzung des Spielbetriebs. Die Vereinigung steht in Kontakt mit dem sächsischen Innenministerium und spricht dabei sicherlich auch über die finanzielle Unterstützung der Vereine, die unter den Folgen der Pandemie leiden. Auch Auerbach ist davon betroffen: „Wir haben zwar viele Sponsoren, die uns die Treue halten. Andere müssen hingegen erst einmal selbst über die Runden kommen“, sagt Kramer. Sponsorenausfälle und fehlende Zuschauereinnahmen wirken sich natürlich ebenfalls auf die Finanzsituation aus. Daher hofft Kramer auf monetäre Unterstützung, die alle Klubs bis zur 3. Liga und der höchsten Profispielklassen der anderen Sportarten bereits erhalten haben.

„Ohne Hilfen wäre die Gastronomie nicht über die Runden gekommen. Dasselbe gilt auch für uns“, sagt Kramer, auch weil es sich bei der Regionalliga um eine semiprofessionelle Liga mit professionellen Strukturen handelt. Im Klartext: Viele Regionalligaspieler sind Profis, auch beim VfB bestreiten die Spieler als Mini-Jobber einen Teil ihres Lebensunterhalts mit dem Fußball. Und nicht nur das: „Der VfB Auerbach ist mittlerweile auch über das Team hinaus ein Arbeitgeber“, sagt Kramer. So arbeiten im Umfeld weitere Mini-Jobber, die ihren Lebensunterhalt dort aufgrund des sportlichen Erfolgs des VfB bestreiten können. (masc)

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