Sie macht Auerbach in den USA bekannt

  • Beitrag veröffentlicht:21. Juli 2021
  • Beitrags-Kategorie:Aktuelles
Von Marcus Schädlich
Auerbach.Den US-Amerikanern wird eine gewisse Unkenntnis über geografische Details unterstellt. In diesen Tagen taucht aber das Vogtland immer mal wieder in den USA auf, wenn es um Fußball geht. Heidi Müller, die aus Auerbach stammt und nun in den Staaten lebt, sorgt dort als Fußballerin für Furore. In diesem Sommer wurde die 21-Jährige in die Liste der besten College-Spielerinnen berufen. Stets steht hinter ihrem Namen: Auerbach. „Ich mache Auerbach in den USA bekannt“, sagt sie. „Zwar kennt keiner dort das Vogtland, aber ich berichte immer, wie schön es dort ist.“

Aber nicht nur nach ihrer Herkunft wird Heidi Müller oft gefragt, sondern auch nach ihrem Nachnamen. Auch wenn sich die wenigsten US-Amerikaner für „Soccer“ interessieren, ist vielen ein Name ein Begriff: „Müller“ oder „Mueller“ oder „Muller“. Thomas Müller, den kennen die Interessierten. „Manchmal werde ich danach gefragt, ob ich mit ihm verwandt bin“, berichtet Heidi Müller, die auch in Rebesgrün und Schreiersgrün die Fußballschuhe geschnürt hat. Doch mit „Radio Müller“ hat Heidi Müller natürlich nichts zu tun. „In den USA wissen die wenigsten, dass Müller der häufigste deutsche Nachname ist. „Manchmal sage ich aus Spaß, dass er mein großer Bruder ist.“ Ein Scherz. Aber einer, der nicht völlig falsch ist. Zumindest rein sportlich ist sie so etwas wie die kleine Schwester des Nationalspielers.

Ihr Name steht also für Erfolg – obwohl Heidi Müller sich von Thomas Müller unterscheidet: „Ich spiele defensiver als er und lenke das Spiel von hinten heraus“, sagt die zentrale Mittelfeldspielerin. Aber so fern ist diese Rolle dem Vorbild auch wieder nicht. Wenn es so weitergeht, wird in den USA wohl bald der Name Müller mehr mit Heidi als mit Thomas in Verbindung gebracht werden, denn in den USA wird nicht der Männer-, sondern der Frauenfußball stärker wahrgenommen. „Als Frauensportart ist Fußball voll anerkannt“, berichtet sie. „Die USA sind uns weit voraus. Es wird wahnsinnig viel in den Sport investiert, nicht nur in den Frauenfußball.“

Aber eben auch in nicht vergleichbaren Größenordnungen in den Frauenfußball: So finanziert der Sport das Studium der Auerbacherin. Bislang in Texas, von nun an in Mississippi. Heidi Müller wechselt an die University of Southern Mississippi und damit an eine Uni, an der sie ihr Studium im Jahr 2023 nach vier Jahren mit dem Bachelor abschließen will. „Die Kontakte nach Mississippi sind nur durch den Fußball zustande gekommen“, berichtet sie. Ihre neue Uni warb sie sozusagen ab und stattete sie mit einem Vollstipendium aus. Wohnung und Studiengebühren sind inklusive. Die Gegenleistung: Müller muss für die Universität Fußball spielen. Während in Deutschland Studenten oft in Vereinen ihr Geld verdienen, gibt es eine ähnliche Struktur in den USA nicht. Die Ligen sind auf College- oder Uni-Level organisiert. Mit einem großen Vorteil: Ausbildung und Sport sind kombiniert. Fußballer, die nach ihrer Karriere ohne Beruf dastehen, gibt es seltener. „Es ist deshalb unter Europäerinnen populär, auf einem guten Level Fußball zu spielen und gleichzeitig zu studieren“, sagt Müller, die Kinesiologie studiert – eine Kombination aus Physiotherapie und Sportmedizin. „Im Sport bekommt man viel selbst mit, was ich ins Studium einfließen lassen kann. Das Studium ist sehr praxisnah.“

Der Sport wird an den Universitäten aber auch noch aus einem anderen Grund gefördert: Die Talente sollen so später den Sprung nach ganz oben schaffen. Da Müller nun in der höchsten von drei Universitäts-Spielklassen spielt, liegt es also auf der Hand, dass sie in den Fokus von Profiklubs – auch in Deutschland – geraten könnte. „Ich möchte niemals nie sagen“, sagt sie. „Aber ich will mich auf meine berufliche Laufbahn konzentrieren.“

Professionelle Bedingungen ist sie bereits gewohnt: In Hattiesburg, ihrer neuen Heimat in Mississippi, knapp zwei Autostunden von New Orleans entfernt, spielt sie unter Profibedingungen Fußball. Jeder Tag startet mit dem Morgentraining um 7 Uhr. „Weil es so warm ist, müssen wir so zeitig trainieren.“ Am Abend stehen an vier Tagen noch Krafttrainingseinheiten an.

Die hohe Wertschätzung des Frauenfußballs in den USA hat für die erfolgreiche Deutsche aber auch einen Nachteil: Im Falle einer Rückkehr würde sie wieder in die zweite Reihe zurücktreten. „Wenn man einmal unter solchen Bedingungen gespielt hat, ist es schwer, den Schritt zurückzugehen.“ Also den weiten Schritt zurück hinter die Männer.

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