Rodewisch: Fußballer gewähren den Judoka Asyl

Das Training haben die Judoka des JV Ippon ins Freie auf den Kunstrasenplatz des Rodewischer Stadions verlegt. Regionaltrainer Eric Luderer (vorn) leitet die Mädchen und Jungen bei den Übungen an.
Das Training haben die Judoka des JV Ippon ins Freie auf den Kunstrasenplatz des Rodewischer Stadions verlegt. Regionaltrainer Eric Luderer (vorn) leitet die Mädchen und Jungen bei den Übungen an. Foto: Ralf Wendland

Training im Freien in kleinen Gruppen ist derzeit beim JV Ippon Rodewisch angesagt. Die Rückkehr zum normalen Wettkampfbetrieb wird jedoch noch lange dauern.

Rodewisch.Dort, wo sonst der Fußball rollt, auf dem Kunstrasen des 1. FC Rodewisch, schwitzen in diesen Tagen die Nachwuchsjudoka des JV Ippon. Da Judo eine Sportart ist, die vom direkten Körperkontakt lebt, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern, bis sich Normalität einstellt, was Mattentraining und Wettkämpfe angeht. Das letzte „normale“ Training fand beim JV Ippon am 13. März statt.

Nunmehr hat der Verein nach Möglichkeiten gesucht, das Training, das in der Halle nicht stattfinden darf, kurzerhand ins Freie zu verlegen. So haben die Stadt und der Fußballverein als Hausherr die Nutzung des Kunstrasens ermöglicht. „Wir sind sehr dankbar dafür“, sagt der Regional- und Stützpunkttrainer Eric Luderer. „Wir finden auf dem Kunstrasen sehr gute Bedingungen vor. Fallübungen, Eindrehbewegungen an Zugseilen sowie Kraft- und Körperspannungsübungen – all das ist möglich.“

Seit zwei Wochen wird in kleinen Gruppen trainiert, immer ein Trainer mit bis zu sieben Sportlern ab elf Jahren. Die Jüngeren aus dem Schnupperkurs lässt der Judoverein aktuell noch außen vor. Die Verantwortlichen achten auf die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln und koordinieren die Sportgruppen entsprechend der Vorgaben. Eric Luderer ist mit dem Ablauf zufrieden: „Es klappt alles relativ gut, die Sportler sind diszipliniert.“

Bis Ende August haben die Rodewischer Judoka alles abgesagt: Trainingslager, Heim- und Auswärtswettkämpfe. „Die Hoffnung auf einen regulären Trainingsbetrieb in diesem Jahr habe ich nicht mehr“, sagt Luderer. „Ich hoffe natürlich, dass wir zeitnah wieder Judo betreiben dürfen. Der Deutsche Judobund hat ein Konzept entwickelt. Kernpunkt ist, dass die jeweiligen Gruppen zusammenbleiben, keine anderen Gruppen treffen und dass jeder immer einen festen Trainingspartner hat.“ Der JV Ippon erstellte zudem ein entsprechendes Hygienekonzept.

Eigentlich sollte Ende März für die beiden Rodewischer Mannschaften in der Verbandsliga und in der Landesliga der Wettkampfbetrieb beginnen. Am 16. Mai wäre Rodewisch Gastgeber in der Verbandsliga gewesen. Doch die Kämpfe in den sächsischen Ligen sind bis auf weiteres ausgesetzt. Dennoch gehen die Rodewischer davon aus, dass ihre Sportler dem Verein treu bleiben. Luderer sieht in der Situation auch Chancen. So könne man die Zeit für die nächste Gürtelprüfung nutzen.

100 Kinder und Jugendliche treiben derzeit beim JV Ippon aktiv Judosport in den verschiedensten Leistungsstufen. Die alle unter einen Hut zu bekommen, ist nicht einfach. Während der Coronapause haben die Sportler Aufgaben erhalten, sich zuhause fit zu halten. Altersbedingt sollten sie ein- bis dreimal in der Woche aktiv sein, egal ob beim Radfahren, Laufen oder mit Krafteinheiten. Viele Übungen kennen die Kinder und Jugendlichen aus dem Training. Sie haben aber für ihre „Hausaufgaben“ auch Materialien von den Trainern bekommen.

Um wieder in Wettkampfform zu kommen und dort anknüpfen zu können, wo man vor Wochen aufgehört, vergeht eine Weile. Eric Luderer schätzt: „Das dauert ein Vierteljahr mindestens und geht bis zu einem halben Jahr.“ Die Technik sei noch abrufbar, wenn man sie einmal gelernt hat. Aber man müsse ganz langsam wieder anfangen, den Körper an den Kampfsport und an das Fallen zu gewöhnen, ohne sich zu verletzten. Gerade im Nacken und Rücken müsse man die Muskeln aufbauen und stärken. Erst dann könne man wieder mit dem Techniktraining und später auch mit dem Kämpfen beginnen. Auch die Reaktionsfähigkeit müsse man neu aufbauen, so Luderer. „Mittels Zugseil kann man zum Beispiel die Eindrehbewegung und Würfe mit Widerstand üben. Das ist schon nah am Judo dran.“

Der 34-Jährige ist seit Juni 2009 hauptamtlicher Trainer und stolz auf die Entwicklung im Rodewischer Verein: „Wir haben uns sehr gut stabilisiert und eine große Breite in allen Trainingsgruppen. Erfolge gibt es bei Landes- und Mitteldeutschen Meisterschaften, auch vordere Plätze bei Deutschen Meisterschaften. Der schönste Erfolg war im November der fünfte Platz bei der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft der Mädchen in der Altersklasse U 14.“

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