Fußball-Regionalligist VfB Auerbach steht vor einer englischen Woche. Der Trainer rät seinen Spielern, sich einiges vom Champions-League-Sieger abzuschauen.

Auerbach.

Während alle Welt über steigende Corona-Infektionszahlen diskutiert, steht der VfB Auerbach in der Fußball-Regionalliga vor einer richtungsweisenden englischen Woche. Mit den Heimspielen gegen Halberstadt und Fürstenwalde an den beiden Samstagen und dem Auswärtsspiel in Babelsberg am Mittwoch stehen für das Team von Trainer Sven Köhler gleich drei Spiele gegen direkte Konkurrenten an. Hopp oder top – so könnte das Motto der sieben Tage lauten. „Natürlich ist unser Ziel, die Spiele so gestalten, dass wir nicht weiter in der Tabelle abrutschen“, sagt Köhler. Ein Heimsieg am Samstag, 13.30 Uhr gegen Schlusslicht Halberstadt ist Pflicht.

Bei der Erfüllung dieser Aufgabe spielt aber doch wieder das Coronavirus eine Rolle, schließlich findet das Spiel mit Zuschauerbeschränkung statt. Nur 500 Fans dürfen in die Arena zur Vogtlandweide. Im Auerbacher Team ist die Überraschung darüber allerdings nicht zu groß. „Machen wir uns nichts vor: Wir haben alle damit gerechnet, dass die Einschränkungen größer werden“, sagt Köhler. „Bedauerlich ist vor allem, dass wir als Viertligist viel stärker von den Zuschauereinnahmen abhängig sind als ein Bundesligist.“ Allerdings kündigte der VfB auch an: Eine Spendenaktion oder einen Ticket-Solidaritätsverkauf wird es nicht geben. „Das tun wir erst, wenn unsere Liquidität in Gefahr gerät“, sagt Manager Volkhardt Kramer. Noch sei das nicht der Fall. „Mein Wunsch wäre es allerdings, dass alle, die sich zu unserem Verein bekennen, Mitglied werden“, fügt Kramer dann doch einen Unterstützungsvorschlag an.

Derweil muss VfB-Coach Köhler eine Lösung für sein Innenverteidiger-Problem finden, denn nach Philipp Müller ist nun auch Eric Träger verletzt. Gegen die BSG Chemie Leipzig erlitt er einen Bänderriss im Knöchel und fällt mindestens vier Wochen lang aus. Damit steht Köhler von den nominell drei Innenverteidigern mit Marcin Sieber nur noch einer zur Verfügung. „So viele Optionen habe ich nun nicht mehr“, sagt er zur Frage, wie er das Loch stopfen will. Albert Löser ist eine Alternative, aber auch Paul Horschig. Eine Umstellung auf Dreierkette schließt Köhler hingegen aus.

Bei der Frage nach dem Auerbacher Defensivspiel wird Köhler seinem Team aber noch etwas anderes empfehlen: Einfach mal Champions League schauen. „Wie Bayern am Mittwochabend nach vorn gespielt und trotzdem nichts zugelassen hat, war lehrbuchreif.“ Und ein Beispiel für seine Spieler, die genau darin zuletzt ihre Schwächen hatten.

Gegen Leipzig passten sowohl die Balance als auch die Fehlerquote nicht. „So viele Fehlabspiele im Vorwärtsgang dürfen wir uns gegen Halberstadt nicht leisten“, mahnt Köhler an. Die Germania sei zwar nicht gut in die Saison gekommen, aber die Ergebnisse würden täuschen, betont Köhler. „Die Halberstädter haben bereits ihre Qualität gezeigt.“ Vor allem auswärts warten sie genau auf solche Fehler, die sich das Auerbacher Team so oft zuletzt leistete. Damit ist die Formel für Samstag klar: Weniger Fehler, mehr Punkte. Und dann ist auch der Corona-Wirbel der vergangenen Tage für einen kurzen Moment vergessen.


Wirrwarr um die Zuschauerzahl: Erst nur 100, nun doch 500 in Auerbach zugelassen

Die Ereignisse überschlagen sich beim VfB Auerbach dieser Tage, und dabei spielt das Sportliche nur eine Nebenrolle. Aufgrund der hohen Zahlen der mit dem Coronavirus Infizierten im Vogtlandkreis hatte das Gesundheitsamt des Landratsamtes dem Fußball-Regionalligisten am Mittwoch eine Zuschauerbeschränkung auf 100 auferlegt. Eine Entscheidung, die VfB-Manager Volkhardt Kramer am Mittwochabend noch sauer aufstieß. Kramer sprach von einer Entscheidung, für die sein Verständnis nicht mehr ausreiche. „Mich treibt die Sorge um, dass nicht zu Ende gedachte behördliche Auflagen oder ein erneuter Lockdown die Basis des Sports zerstören, also alles das, was über Jahrzehnte hinweg aufgebaut wurde. Meine persönliche Meinung ist, dass wir bei vielen sinnvollen Maßnahmen mit parallel herausgegebenen Regelungen, deren Sinnhaftigkeit man hinterfragen kann, die Unterstützung der Bevölkerung verlieren.“ Eine Zuschauerzahl von 100 rette den VfB Auerbach nicht, sondern würde zu einem finanziellen Verlust von mindestens 5000 Euro pro Spiel führen und sei daher auch existenzbedrohlich.

Der Hilferuf wurde schon einen Tag später erhört. Wie der VfB mitteilte, sei nun doch eine Zuschauerzahl von 500 Fans in der Auerbacher Arena zur Vogtlandweide erlaubt. Das Sächsische Staatsministerium für Soziales und gesellschaftlichen Zusammenhalt hatte am Donnerstag eine Neufassung der Coronaschutzverordnung veröffentlicht. Diese tritt am Samstag in Kraft. Sie eröffnet den Gesundheitsämtern der Landratsämter die Möglichkeit, die Besucherzahl bei Veranstaltungen im öffentlichen Raum über die festgeschriebene Zahl von 100 zu erhöhen. Allerdings nur für den Fall, dass der Veranstalter ein genehmigungsfähiges Hygienekonzept vorlegen kann. Der VfB hat auf dieser Grundlage das eigene Hygienekonzept überarbeitet und erhielt auch die Freigabe für 500 Fans.

„Wir freuen uns sehr, dass auf diesem Wege einer deutlich größeren Anzahl von Gästen der Besuch des Spiels ermöglicht wird“, sagt Kramer. „Das ganze Verfahren ist zustandegekommen, da das zuständige Ministerium und nachfolgend das Gesundheitsamt des Vogtlandkreises sehr schnell und so unkompliziert, wie in dieser Zeit nur möglich, auf Anliegen der sportbegeisterten Bevölkerung reagiert haben. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle, sicherlich auch im Namen vieler Fußballfans, recht herzlich bedanken“, sagte Kramer weiter.

Gleichzeitig bittet der VfB darum, den Vorverkauf zu nutzen. Tickets gibt es im Autocentrum Naumann in Auerbach. Im Stadion besteht überall dort strikte Maskenpflicht, wo der Abstand nicht eingehalten werden kann. Am Samstag werden nun doch wieder beide Zugänge des Stadions geöffnet, und es wird, insofern es noch Restkarten gibt, eine Tageskasse geben. Gästefans aus Halberstadt sind nicht zugelassen. Das betrifft am Mittwoch auch die VfB-Fans, wenn Auerbach beim SV Babelsberg antritt. Dort sind nur 250 Fans zugelassen, aber eben keine Gäste aus dem Vogtland. (masc)