Nichts mit Friede, Freude, Eierkuchen

Von Marcus Schädlich
Foto: Joachim Thoß.

Als Marcel Schlosser vor dem Heimspiel seines VfB Auerbach gegen Germania Halberstadt über die Aussichten sprach, hatte er schon angekündigt: „Wir probieren uns Bestes, aber ob nach dem Spiel schon wieder Friede, Freude, Eierkuchen herrscht, kann ich schwer sagen.“ Nach dem ernüchternden 1:1 gibt es zumindest überhaupt keinen Grund zur Freude, über die Eierkuchen kann man geteilter Meinung sein – und ein stabiler Friede herrscht auch noch nicht. Insofern sollte Schlosser also Recht behalten: Im Abstiegskampf in der FußballRegionalliga ist nicht die Stimmung des Moments wichtig, sondern das Langzeitziel. „Mit jeder Faser unseres Körpers müssen wir für den Klassenerhalt arbeiten“, hatte er ebenfalls noch gesagt. Auerbach steht mit jetzt elf Zählern auf Platz 11 der Tabelle, nur zwei Punkte vor Tennis Borussia Berlin auf dem ersten Abstiegsplatz.

Die Auerbacher Verantwortlichen behielten nach dem Spiel die Ruhe. Zwar hatten sie sich mehr als nur einen Punkt gegen die Halberstädter ausgerechnet, aber immerhin war nicht alles schlecht, auch wenn die inspirationslose zweite Halbzeit ein schlechtes Gefühl vermittelte. Immerhin gab es auch Lichtblicke. Der personifizierte Lichtblick im Auerbacher Team war Michael Schlicht. Der 26-Jährige machte gegen Halberstadt wohl sein bestes Spiel im VfB-Trikot, nachdem er im zurückliegenden Winter ins Vogtland gewechselt war. „Mir sind viele Aktionen gelungen“, sagte der Mittelfeldspieler. Und so honorierten auch die zuvor so Schlicht-kritischen VfB-Fans seine Leistung und sahen ihn als besten Auerbacher an diesem Tag.

Schlicht und der VfB Auerbach – das kann sich also doch noch zu einer Liebesbeziehung entwickeln, nachdem das erste Dreivierteljahr eher recht sachlich-kühl war. „Vorher habe ich mich immer schnell selbst aus dem Konzept bringen lassen“, gestand Schlicht selbstkritisch. „Ich habe selbst gemerkt, dass ich mehr reinhauen muss.“ Erst recht nach dem Spiel gegen Chemie Leipzig, als er sich von der Heimtribüne einige kritische Worte anhören musste. Sie stachelten ihn an. „Natürlich war ich nicht zufrieden mit meinen Auftritt. Woran es aber genau gelegen hat, kann ich nicht sagen. Sonst hätte ich es schon vorher abgestellt.“ Und solche Spiele wie gegen Halberstadt öfter gezeigt. Schlicht kämpfte, wirkte dynamischer als zuvor.

„Er war auffällig“, sagte auch VfB-Coach Sven Köhler, der weiß, was er in seinem Spieler auf der rechten Außenbahn hat. „Michael ist ein guter Fußballer. Er war auch in der zweiten Halbzeit einer der Wenigen, der Ruhe in seinen Aktionen hatte.“ Nur reichte an diesem Nachmittag ein Michael Schlicht nicht aus, um den Sieg in Auerbach zu belassen.

Denn Schlicht war mit seinem Spiel beinahe der einzige Auerbacher, der sich nach dem Seitenwechsel nicht aus dem Konzept bringen ließ. „Wir gehen mit einem guten Gefühl in die Pause und wissen, was danach auf uns zukommen würde“, sagte Schlicht. „Dennoch verlieren wir nach der Pause den Faden.“ Die entscheidenden Fragen dabei: Warum nur? Und wie konnte es dazu kommen? Eine Erklärung konnte am Samstag keiner liefern.

Sven Köhler führte es auf eine Mischung von Ursachen zurück, unter anderem die Verunsicherung aus der Angst heraus, etwas zu verlieren. Zudem hatten ausgerechnet seine Stützen in den einzelnen Mannschaftsteilen ihre individuellen Probleme: Marcin Sieber, einziger verbliebener Innenverteidiger, verpasste es in der entscheidenden Szene, den Ball konsequent zu klären. Ein Fehler, der wenige Sekunden später zum Elfmeter und zum Ausgleich führte. Eine Nachlässigkeit, über die sich Trainer Köhler ärgerte. „Wenn schon nach vorne nicht viel gelingt, dann musst du diese Situationen klar ausspielen“, sagte er. Einfacher Fußball statt Firlefanz sei gefragt.

Aber nicht nur in der Defensive mangelte es im VfB-Spiel: Im Mittelfeld erwischte Schlosser nicht seinen besten Tag, und auch Yannic Voigt steht bei den Gegnern mittlerweile auf dem Zettel. So entschärfen sie derzeit das Spiel des VfB-Youngsters, weshalb auch Marc-Philipp Zimmermann nicht mehr so oft von seinen Eingaben profitiert. Deshalb verschob sich das Auerbacher Spiel am Samstag stärker auf die rechte Seite, wo sich eben Michael Schlicht in den Fokus spielen konnte.

„Für so ein Spiel musst du dich einfach belohnen“, sagte er und meinte damit das Team und die verpassten drei Punkte. „Wir müssen jetzt sachlich über die Fehler sprechen und das Gute mitnehmen.“ Mit nach Babelsberg zum Auswärtsspiel am Mittwochabend. Wenn der VfB dort dem Gegner ähnlich wenig Torchancen zulässt wie am Samstag und neben Schlicht noch ein paar weitere Vogtländer ihre Form wiederfinden, besteht zumindest die Chance, dass spätestens am Donnerstag wieder Friede, Freude, Eierkuchen im Göltzschtal herrscht.

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