Neue Kampagne: Verband tritt gegen Schiedsrichtermangel an

Von Clemens Zierold
Plauen.Fußball-Schiedsrichter ist vor allem im Amateursport kein leichter Job. Die Spieler auf dem Feld diskutieren jede Entscheidung, da sie alles besser zu wissen glauben. Trainer versuchen von außen Einfluss auf die Schiedsrichter und deren Assistenten zu nehmen. Und die Fans nehmen bei der Beurteilung der Leistung der Unparteiischen sowieso meist kein Blatt vor den Mund. Egal in welchem Spiel und in welcher Liga – eine tragende Rolle spielt immer das Schiedsrichtergespann. Als Regelhüter und Spielleiter führen sie durch das Geschehen und geraten nicht selten in den Mittelpunkt von Diskussionen. Es ist daher offenbar immer schwieriger, Ehrenamtliche dafür zu finden.

Um gut 20 Prozent ist der Kader der vogtländischen Schiedsrichter in den zurückliegenden Jahren geschrumpft. Unter dem Motto „Kein Spiel ohne Schiedsrichter“ will der Kreisverband gegen den anhaltenden Rückgang der Zahlen kämpfen. „Gerade nach der Coronapause hatten wir Schwierigkeiten, alle Spiele mit Schiedsrichtern zu besetzen“, erklärt Präsident Andreas Wehner vom Vogtländischen Fußball-Verband (VFV) die Initiative. Bei der sollen in unregelmäßigen Abständen Unparteiische aus der Region vorgestellt werden, die sich zum einen mit ihrem Dienst an der Pfeife verdient gemacht haben, aber auch Spannendes über ihre Tätigkeit zu erzählen haben.

Kein Wunder also, dass der VFV direkt Manfred Jahn als ersten vorstellte. Seit über 54 Jahren rennt „Manne“, wie er unter vogtländischen Fußballern genannt wird, über die Sportplätze im Vogtland und darüber hinaus. Geschätzte 2500 Spiele leitete der Schiedsrichter aus Leidenschaft während seiner Laufbahn. „Mit solchen Menschen wie Manfred Jahn wollen wir auf das Schiedsrichterwesen aufmerksam machen. Er ist der Dienstälteste im Kreis“, so Wehner, der selbst in der Vogtlandklasse regelmäßig Spiele pfeift. Und Manfred Jahn hat einiges zu erzählen. Zum Beispiel ist er der einzige Schiedsrichter, der in den Genuss kam, zwei Endspiele um den Bezirkspokal leiten zu dürfen.

Der VFV will mit der Aktion Nachwuchs anwerben, wobei das eigentlich auch Sache der Vereine sein sollte. Schließlich gab es bis vor zwei Jahren noch Strafen für Vereine, die nicht genügend Schiedsrichter zur Verfügung stellten. „Normalerweise muss jeder Verein ein Soll erfüllen, je nach dem, wie viele Mannschaften der Verein im Spielbetrieb hat. In der Coronazeit haben wir allerdings auf Strafen verzichtet. Irgendwann werden wir aber wieder dazu zurückkehren“, erklärt Andreas Wehner.

Die Gründe für den Schiedsrichtermangel im Vogtland sind breit gefächert. Nachwuchs kommt nur sporadisch nach, ältere Sportfreunde gehen in den Ruhestand. Dass das Ehrenamt als Spielleiter attraktiv sein kann und vor allem auch Aufstiegschancen birgt, zeigen vor allem die jüngeren Schiedsrichter aus den vogtländischen Vereinen. So hat es Paul Werrmann vom VFC Plauen geschafft, bis in die Oberliga aufzusteigen. Auch Bundesligaspiele der A-Junioren darf er leiten. Spiele in der Landesliga pfeifen dürfen Lucas Leihkauf, Tim Ziegler (beide SG Jößnitz) und Romano Wehner (SpVgg Grün-Weiß Wernesgrün).

Mit den Beiträgen und Interviews über verdiente Schiedsrichter will der VFV jungen Sportfreunden den Job an der Pfeife schmackhaft machen und so der negativen Entwicklung der vergangenen Jahre entgegenwirken. Die Beiträge mit vielen Anekdoten und Wissenswertem veröffentlicht der Verband auf seiner Homepage.

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