Ein lautloser Aufschrei von 10.000 Fußballern – 74 Vereine fordern: „Lasst uns unsere Trikots wieder mit Leben füllen“

  • Beitrag veröffentlicht:13. März 2021
  • Beitrags-Kategorie:Aktuelles

Die Führungsmannschaft des Vogtländischen Fußballverbandes hat am Samstag den lautlosen Aufschrei von 10.000 Fußballern als riesiges Gruselbild zum Ausdruck gebracht. Von links: Gunter Schwab, André Rabe, Anett Schmidt, Andreas Wehner und Manfred Jahn. Foto: Oliver Orgs / Luftbild Vogtland

Plauen. Was war das für ein riesiges Gruselbild? Auf dem Plauener Altmarkt formierte sich am Samstagmorgen ein Flashmob mit 105 leblosen Teilnehmern. Aufgelegt hatte die 20 Meter hohe Textil-Choreographie ein Präsidium. Nach nur 22 Minuten war der Spuk vorbei. Doch der bleibende Eindruck wird vermutlich Folgen haben. Oder nicht?

Es geht ihnen dabei keineswegs um eine Sonderrolle. Sondern es geht um den Vogtländischen Fußballverband (VFV) mit seinen knapp 10.000 Fußballerinnen und Fußballern, die sich im fünften Lockdown-Monat befinden. Angesichts der nun wieder steigenden Inzidenz-Richtwerte schlägt die Verbandsspitze zusammen mit den 74 Vereinen im Namen von 3.566 Kindern und Jugendlichen Alarm. 186 Nachwuchsmannschaften hängen nunmehr schon 19 Wochen in der Luft. Ein Ende ist nicht in Sicht. Seit einer gefühlten Ewigkeit versuchen hunderte Trainer, Betreuer und die Nachwuchseltern mit Hinhaltetaktiken ihre Sprösslinge zu Hause zum Durchhalten zu motivieren. Doch offensichtlich ist nun jener Punkt erreicht, an dem Hoffnung und Kraft der Ehrenamtlichen auf ein Minimum geschwunden sind. Die Aktion „Lasst uns unsere Trikots wieder mit Leben füllen“ ist ein lautloser Aufschrei. Der Druck von der Basis ist riesig. Denn die Vereine stehen mit ihren Hygienekonzepten bereit. Die Fußballclubs haben in dieser Woche dem Verband ihre Trikots übergeben. Und die Fans aus der Plauener VFC-Badkurve schickten drei große Banner. So ist es entstanden, das riesige Gruselbild.

VFV-Präsident Andreas Wehner, Manfred Jahn und Gunter Schwab (beide Vize), Schatzmeisterin Anett Schmidt und Geschäftsführer André Rabe haben auf Drängen der Vereine und hunderter Eltern einen Forderungskatalog zu Papier gebracht. „Mit der heutigen Aktion möchten wir noch einmal auf die Situation im Amateursport aufmerksam machen und hier vor allem auf die Gegebenheiten im Vogtland durch die getroffenen Beschlüsse hinweisen!“ Die Samstags-Inzidenz im Vogtland lag bei 290,3. Der VFV steckt in der Zwickmühle: „Sehr wohl haben wir als Verband die Beschlüsse und Entscheidungen aus der vergangenen Woche wahrgenommen und zum Teil begrüßt. Zum Teil deswegen, weil wir auf der einen Seite natürlich erfreut waren, dass sich mit dem Thema überhaupt beschäftigt wurde. Aber auf der anderen Seite gibt es aufgrund der aktuellen Zahlen im Vogtland keinen Nutzen für unsere Vereine. Aus unserer Sicht sind die neu getroffenen Beschlüsse und Öffnungsschritte keine wirkliche Strategie zur Rückkehr in einen möglichen Trainingsbetrieb“, sagen die Verbandsfunktionäre.

Vielmehr sei es ein Wirrwarr von Eventualitäten, die immer wieder zu einem JoJo-Effekt führen können „und dies kann nicht das Ziel sein. Die Bewertung von Öffnungsschritten allein anhand der Inzidenzzahl halten wir zumindest für fragwürdig. Diese Zahl und das aktuelle Infektionsgeschehen vor Ort hat nichts mit dem Risiko einer Freiluftsportart bei entsprechenden Reglungen zu tun“, verweist André Rabe auf die örtlich vollkommen unterschiedlichen Inzidenzen. „Das Vogtland ist groß. Und so gibt es derzeit Orte, wo es aktuell keine einzige Covid-Infektion gibt. Und das trotz der aktuellen Massentestung im Vogtland mit nahezu 50.000 Ergebnissen“, fügt André Rabe hinzu. Der Verband bittet nun darum, „die entsprechenden Hygienekonzepte, die in den Vereinen seit einem Jahr vorliegen und bereits im Vorjahr eindrucksvoll umgesetzt wurden, zu berücksichtigen. Auch mit weiteren Anpassungen könnte man leben, wenn es doch nur endlich wieder möglich wäre, den Sportlern eine Perspektive zu geben. Das Forderungspapier kann man auf der Internetseite www.vfv-online.de einsehen. Unter Punkt 5 heißt es: „Wir würden uns auch wünschen, dass die Politiker dabei auf die wissenschaftlichen Arbeiten und Studien zurückgreifen. Diese belegen, dass eine Infektion im Freien nahezu bei 0 Prozent liegt.“ kare

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Hier unsere Punkte aus dem Positionspapier!

Unsere Forderungen und Wünsche, die wir mit unserer Aktion ausdrücken wollen!

1. Die u.a. auch durch die erhöhten Testkapazitäten entstandenen Inzidenzzahlen können für die Öffnung des Sports im Vogtland nicht zu Grunde gelegt werden und
unsere Vereine im Vogtland gegenüber den anderen Landkreisen und Kommunen aktuell nicht benachteiligen. Es ist aus unserer Sicht davon auszugehen, dass bei weiteren Testungen, die sicher richtig sind, auch die anderen Landkreise und Kommunen in den kommenden Tagen wieder über die 100´er Grenze rutschen und damit wieder zum Stillstand kommen. Ein Jo,Jo Effekt wie bei Kita- und Schulschließungen ist keine dauerhafte Lösung und schon gar nicht eine wirkliche Perspektive für den Sport!

2. Wir fordern die Öffnung der Sportanlagen unabhängig von den aktuellen Inzidenzzahlen. Die Inzidenzzahlen können nicht das alleinige Merkmal für die Öffnung des Amateursports sein. Für das Vogtland muss aus den o.g. genannten Gründen eine Ausnahmereglung vom Landratsamt erstellt werden, die dafür sorgt, dass unsere Vereine ebenso wie die anderen Landkreise und Städten, zumindest wieder ein Training anbieten dürfen bzw. das insgesamt davon abgegangen wird, eine Öffnung nur an Inzidenzzahlen festzumachen.

3. Unsere Vereine haben im vergangenen Jahr eindrucksvoll ihre Hygienekonzepte erstellt und umgesetzt. Diese können gerne wieder Anwendung finden bzw. erweitert werden. Eine Nachverfolgung in den Vereinen ist jederzeit gegeben. Wir als Verband sind jederzeit bereit, hier zu unterstützen und mit den Vereinen Reglungen zu treffen, dass ein Training und in welcher Form, möglich ist. Es gibt tausende Möglichkeiten, Lösungen für den Sport und die Rückkehr auf die Plätze zu finden, eine generelle Schließung ist aus unserer Sicht der falsche Weg!

4. Nimmt man weiterhin eine Bewertung der Inzidenzzahlen vor, so kann diese nur sachsenweit gelten. Somit hätten alle die gleichen Voraussetzungen. Wie aber bereits erwähnt, sehen wir die Bewertung der Inzidenz für mögliche Öffnungsschritte zumindest als fragwürdig an!

5. Überarbeitung der beschlossenen Öffnungsschritte und schnellere Rückkehr zu einem normalen Trainingsbetrieb unter bestimmten Hygieneauflagen und Bestimmungen. Wir würden uns auch wünschen, wenn die Politiker dabei auch auf die wissenschaftlichen Arbeiten und Studien zurückgreifen würden, die belegen,
dass eine Infektion im Freien nahezu bei 0 % liegt. Wir müssen aus unserer Sicht nach 5 Monaten Stillstand endlich davon wegkommen, immer nur das zu entscheiden, was nicht geht, sondern endlich dazu kommen, das man Dinge ermöglicht und dann Erkenntnisse sammelt, wie es damit läuft!?

6. Klärung der in den aktuellen Öffnungsschritten festgelegten Teststrategie. (Finanzierung, Gleichbehandlung auch für finanziell schwächer gestellte, Verantwortung der Vereine), es darf hier zu keiner „Zweiklassengessellschaft“ kommen. Wir sehen in den Tests sicher einen weiteren Punkt, um zur Normalität zurückzukehren, bitten hierbei aber um Antworten, wie das dann funktionieren soll? Aus unserer Sicht geht es darum, dass die Test´s zügig zur Verfügung gestellt werden müssen, dass auch Spucktests schneller auf den Markt kommen, mit denen man sicher leichter und unkomplizierter testen kann. Es muss geklärt werden, wer ist dann für die Beschaffung der Tests verantwortlich, wer finanziert diese und wer führt diese durch? Hier die Verantwortung an die Vereine zu geben, kann nicht der Ansatz sein. Außerdem ist die Umsetzung wie es auch der LSB Sachsen sieht, realitätsfremd!

7. Wir sehen nach wie vor eine große Gefahr, dass bei einem noch längeren Warten mit dem Re Start weitere Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene den
Weg nicht zurück in die Vereine finden. Bisher gab es im Vogtland, was den Fußball betrifft nur überschaubare Austritte, wir hoffen auch im Sinne der Vereine,
dass dies so bleibt, umso wichtiger ist die schnelle Rückkehr auf die Plätze.

8. „Der Fußball ist Teil der Lösung und nicht Teil des Problems“, so wie es Reiner Koch vom DFB in dieser Woche in einer Pressekonferenz geäußert hat.

Abschließend möchten wir noch sagen, dass wir als Fußballer nicht denken, dass wir hier der „Mittelpunkt“ der Erde sind, wir wünschen uns die Öffnungen natürlich auch für die anderen Sportarten und von einer Öffnung der Außensportanlagen, würden auch andere Sportarten aus dem Indoorbereich (zum Beispiel Handball) profitieren. So könnten die Sportlerinnen und Sportler wenigstens im Freien einen Teil ihres Sports absolvieren.

Wir müssen Wege finden, wie wir schnell, dauerhaft unseren Sport wieder ausüben können und das geht aus unserer Sicht nur mit Hygienekonzepten, Test´s, Impfungen, aber eben nicht mit einer reinen Bewertung der Inzidenzzahlen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alles wieder gewaschen und trocken und ab Montag wieder zur Abholung bereit! 🙂