Ute Hüttner, die Vorsitzende des SSV Tirpersdorf. Foto: Thomas Gräf

Ute Hüttner kümmert sich beim SSV Tirpersdorf um alles – vom Waschmittel bis zum Vereinsfest. Für ihren Einsatz wurde ihr jetzt eine besondere Ehre zuteil.

Lottengrün.Ute Hüttner ist das Gesicht des SSV Tirpersdorf und damit eine der wenigen Frauen, die in einem Fußballverein der Region das Sagen haben. Seit über zehn Jahren ist sie für ihren Club ehrenamtlich tätig. Offiziell firmiert die 59-Jährige als Erster Vorstand des SSV. Im wirklichen Leben könnte ihre „Stellenbeschreibung“ aber auch „Mädchen für alles“ heißen. Von der Beschaffung von Sportbekleidung und Bällen bis hin zur Organisation von vereinsinternen Veranstaltungen macht sich Ute Hüttner verdient. Da die als Mitarbeiterin des Jugendamtes tätige Powerfrau auch bei jedem Spiel der ersten Mannschaft ihres Vereins dabei ist, sichert sie auch noch die fotografische Berichterstattung in den sozialen Netzwerken ab.

Dass sie auch alle Angelegenheiten regelt, die mit dem vogtländischen und dem sächsischen Fußballverband zu klären sind, überrascht da kaum noch. Nicht zuletzt fungiert die Lottengrünerin auch als Bindeglied zwischen dem Sportverein und der Gemeinde. Aufgrund dieses weit überdurchschnittlichen Engagements erscheint die ihr kürzlich als eine von nur 13 Funktionären in ganz Sachsen zu Teil gewordene Auszeichnung mit dem DFB-Ehrenamtspreis mehr als verdient. Zudem wurde Ute Hüttner für dieses Jahr in den „Club 100“ des Deutschen Fußball-Bundes berufen, der die 100 aktivsten Funktionäre der gesamten Bundesrepublik vereint. Die Mitgliedschaft wird unter anderem durch eine Reise zu einem Länderspiel der Nationalelf vergoldet.

Selbst im eigenen Verein weiß so manches der 60 Mitglieder gar nicht, um wieviele kleine und große Probleme sich die Geehrte so kümmern muss. Anliegen wie „Bring mal Waschmittel mit!“ oder „Ich brauche eine neue Sporttasche!“ landen genauso auf ihrem Handy wie Entscheidungen über Spielerverpflichtungen.

Dass sie seit 1. Mai 2009, natürlich unterstützt von anderen Mitstreitern, den SSV-Fußball mit am Laufen hält, hat Sohn Steven zu verantworten, der damals selbst im Verein kickte. „Für ihn und seine Kumpels, das Hobbyteam Lottengrüner Schderzer, hatte ich schon zuvor einige Sachen organisiert“, erzählt Ute Hüttner. „Nach einem Umbruch beim SSV vor elf Jahren war er der Meinung, ich würde das ja gut machen und könnte das doch auch für die Tirpersdorfer Fußballer tun.“

Die Idee ging herum und landete beim damaligen SSV-Vorsitzenden Egon Heymann. Als dieser Ute Hüttner deshalb aufsuchte, habe sie einfach ja gesagt. „Warum, das weiß ich bis heute nicht. Denn mit Fußball hatte ich bis dahin nichts am Hut, habe bis heute keine Ahnung davon“, sagt sie ehrlich.

Danach hieß es für die neue Chefin des Vereins, alles zu hinterfragen, Dinge zu verändern, zu lernen und neu zu organisieren. „Und ich wollte auch außerhalb des Spielfeldes einige Sachen auf die Beine stellen“, ergänzt Ute Hüttner. Das hat sie mehr als genug: Sportfeste, Fußballturniere, Blutspendeaktionen, Typisierungen zur Hilfe für Krebskranke oder kurzentschlossene Fluthilfe vor Ort schob sie an. „Wir haben als Verein mit 20 Leuten damals in Grimma auf dem Marktplatz eine Imbissversorgung auf die Beine gestellt und Essen an die Flutopfer verschenkt“, erinnert sich die Vorsitzende.

Mittlerweile hat die Lottengrünerin ein Problem: Mit ihrem unglaublichen ehrenamtlichen Engagement hat sie sich irgendwie auch unverzichtbar gemacht. Für die umtriebige Chefin, die den Aufstieg ihres SSV in die Vogtlandklasse 2017 als schönsten Moment in Sachen Fußball bezeichnet, findet sich aktuell kein Nachfolger: „Eigentlich wollte ich nach zehn Jahren aufhören“, verrät sie. „Aber nun habe ich zusammen mit meinem Mann Thomas, der mein Ruhepol ist und als Beisitzer auch dem Vorstand angehört, entschieden, dass es für mich erst einmal weitergeht.“