Die Fans mit dem großen Herzen

Stephanie Graß (Mitte) von den Badkurve-Fans brachte deren Weihnachtsgeschenke im Familienzentrum Junges Leben an der Jößnitzer Straße in Plauen vorbei. Laura Heinrich (links) und Lars Dörffel (rechts) freuten sich sehr über die willkommene Unterstützung ihrer Sozialarbeit.
Stephanie Graß (Mitte) von den Badkurve-Fans brachte deren Weihnachtsgeschenke im Familienzentrum Junges Leben an der Jößnitzer Straße in Plauen vorbei. Laura Heinrich (links) und Lars Dörffel (rechts) freuten sich sehr über die willkommene Unterstützung ihrer Sozialarbeit. Foto: Privat

Für ihr soziales Engagement sind in diesem Jahr Fußball-Anhänger aus Plauen mehrfach geehrt worden. Ihre Preisgelder zünftig zu verjubeln, fällt den jungen Frauen und Männern aus der Badkurve des Vogtlandstadions im Traum nicht ein – gerade zu Weihnachten.

Plauen.Ihr Stammplatz im Vogtlandstadion, von dem aus sie lautstark und mit originellen Choreografien die Oberligafußballer des VFC Plauen leidenschaftlich anfeuern, ist seit Wochen verwaist. Doch sich nun resignierend auf die Couch zurückziehen und als Ersatz beim Zocken auf der Playstation Kickern ordentlich Beine machen, ist nicht bei den Anhängern aus der Badkurve. Der harte Kern von 15 bis 20 jungen Frauen und Männern machte sich ohne große Umschweife daran, den Fußball jetzt Fußball sein zu lassen und dort anzupacken, wo Hilfe am dringendsten benötigt wird. Ihre Aktion „Badkurve hilft“ bekam so einen neuen Schub.

Mit der hatten sie schon während der ersten Corona-Welle im Frühjahr in Plauen und Umgebung auf sich aufmerksam gemacht. Rein optisch schon mit aufmunternden Spruchbändern im Stadtgebiet, was aber viel wichtiger ist: mit tatkräftiger Hilfe. So übernahmen sie Einkäufe und Transporte für Pflegebedürftige, vor allem für ältere Menschen. Völlig eingeschlafen ist diese Aktion auch nicht, als das Virus scheinbar eine Sommerpause einlegte. „Wir unterstützen bis heute einige vor allem ältere Menschen“, sagt Marcus Mosch, der Sprecher der Fangruppe.

Der durchdachte, unaufgeregte und uneigennützige Einsatz der jungen Leute fand in den vergangenen Monaten viel Anerkennung, die denen zwar gut tat, um die es ihnen aber gar nicht ging. Ihre Hilfsaktion gewann im von den Volks- und Raiffeisenbanken sowie dem Deutschen Olympischen Sportbund gemeinsam getragenen Ehrenamtswettbewerb um die Sterne des Sports sowohl den Regionalwettbewerb im sächsischen Vogtland als auch den Landeswettbewerb im Freistaat. Die Stadt Plauen würdigte ihre Engagement mit dem Bürgerpreis.

Das spülte stolze 5000 Euro an Preisgeldern in die Kassen der Badkurve. Geld, das den Fußballfans genau richtig kam für ihre Weihnachtshilfsaktion, mit der sie in den vergangenen Tagen ihr großes Herz einmal mehr unter Beweis stellten. Sie füllten – auch mit Unterstützung des VFC Plauen, der Fanartikel bereitstellte – über 160 Weihnachtspakete, die sie in vier Sozialvereinen beziehungsweise -einrichtungen aus der Stadt und dem Umland vorbeibrachten.

„Wir wollten vor allem Kindern und Jugendlichen eine Freude bereiten. Deswegen haben wir die betreffenden Einrichtungen abtelefoniert und gefragt, was gebraucht wird und wo wir am besten helfen können“, erzählt Marcus Mosch. „Wir hoffen, dass wir dem einen oder anderen mehr ein kleines Lächeln auf die Lippen zaubern können.“

Begonnen hatte die Weihnachtstour im Jugendzentrum Jocketa. Die Einrichtung betreibt ein Kinder- und Jugendheim und bietet ambulante Hilfeleistungen für Bedürftige. „Die Freude war natürlich riesig, als wir mit einem Berg an Geschenken zur Tür hereinkamen. Im Gespräch erfuhren wir, dass es dem Heim an technischer Ausstattung fehlt, um den Kindern und Jugendlichen die Teilnahme am Online-Unterricht zu ermöglichen. Wir handelten schnell und konnten kurzfristig fünf Tablets übergeben“, schildert Marcus Mosch.

Auch bei der Jumi Kinderhilfe in Oelsnitz war die Begeisterung über die Geschenke groß. Der Verein berät und hilft Kindern, Jugendlichen und Familien in schwierigen Situationen bei Problemen in der Erziehung, bei Mobbing, familiären Konflikten und Trennungen. Das Familienzentrum Junges Leben des Vereins Wohn- und Lebensräume in Plauen durfte sich ebenfalls über den Besuch des Badkurve-Weihnachtsmanns freuen. Schließlich stapfte er noch mit einem Gutschein für die Anschaffung von Hausschuhen im Gepäck zum Verein Karo in Plauen. Der kümmert sich um Opfer häuslicher und sexueller Gewalt, von Zwangsprostitution und Menschenhandel, betreibt die Babyklappe in Plauen und Frauenhäuser im Vogtland und in Tschechien.

Marcus Mosch zeigt sich von den bei der Aktion gesammelten Erfahrungen beeindruckt. „In den Gesprächen erhielten wir einen umfassenden Einblick in die Arbeit der Vereine. Die wird aus unserer Sicht viel zu wenig gewürdigt. Wir werden mit allen in Kontakt bleiben und im kommenden Jahr weitere gemeinsame Aktionen durchführen.“ „Badkurve hilft“ bleibt also keine Eintagsfliege, sondern weiter Herzenssache der VFC-Fangruppe. Die schaut derweil gespannt auf den 18. Januar. An dem wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin verkünden, welcher der 17 Landessieger den Bundeswettbewerb um die Sterne des Sports gewonnen hat.

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