Beim VfB stimmt’s hinten und vorne nicht

Von Marcus Schädlich
Auerbach.Allein der Blick auf die Statistik genügt, um zu erkennen, dass der VfB Auerbach in der aktuellen Verfassung nichts in der Regionalliga zu suchen hat. Das 0:4 (0:1) im Geisterspiel gegen Tennis Borussia Berlin am Sonntag war nur noch der letzte Akt der 19 Spieltage der Hinrunde, um diese Erkenntnis schwarz auf weiß zu bekommen. In diesem Fall sogar auf schneeweißem Untergrund im Auerbacher Stadion, wo die Zahl der Gegentore des VfB in dieser Saison auf 54 anstieg. Das ergibt einen Durchschnitt von 2,8 pro Spiel. „Darüber müssen wir nicht sprechen: Wenn wir nochmal 54 Gegentore fangen, halten wir nicht die Klasse“, sagte VfB-Trainer Sven Köhler, der allmählich auch ratlos wirkt, wie er seinem Team noch defensive Stabilität geben soll.

Köhler wirkt – wie am Sonntagnachmittag – oft wie der einsame Rufer in der Wüste. Dabei hatte er erneut seinen Jungs mit auf den Weg gegeben, dass sie gerade bei Standards sortiert stehen müssen. Ein derzeit hoffnungsloses Unterfangen. „Das erste Gegentor fällt unmittelbar im Anschluss an einen Standard, das zweite direkt nach einem Standard – das ist natürlich ärgerlich“, sagt er zu den beiden ersten Gegentreffern, die dem VfB gegen TeBe letztlich das Genick brachen.

Da zur Defensivschwäche auch noch eine offensive Harmlosigkeit hinzukommt, ist die Tabellensituation – der VfB ist Schlusslicht – keine Überraschung. Einmal mehr war auch ein außer Form spielender Kapitän Marc-Philipp Zimmermann ein Symptom der Auerbacher Misere: Zimmermann, der bis in die Morgenstunden im Nachtdienst war, gehörte zu den bemühtesten Auerbachern, aber auch zu den unzufriedensten. Der Torjäger a. D. hadert mit sich und den Mitspielern – was wiederum für kein gutes Klima im Team sorgt. Es ist schon ein Zeichen, dass der nach einer Stunde eingewechselte Lukas Seidel mit seinen 18 Jahren mehr Offensivaktionen initiierte als Zimmermann und Offensivpartner Michail Fragkos zuvor zusammen. Fragkos war anzumerken, wie schwer er sich bei seinem ersten Schnee-Spiel mit dem Untergrund tat. Wohl auch wegen des unsicheren Stands auf dem rutschigen Geläuf verzog er die beste Auerbacher Chance vor der Pause.

So ging auch jene Hoffnung nicht auf, dass Auerbach gegen ein Team aus dem eher schneearmen Berlin Vorteil auf dem weißen Rasen haben könnte. So war es in der Vergangenheit, nur hat sich die Zeit beim VfB geändert. „Das Bemühen würde ich dem Team nicht absprechen“, nahm zwar VfB-Manager Volkhardt Kramer die Mannschaft in Schutz und betonte nochmals, dass es keine Diskussion um Trainer Sven Köhler geben wird. Dennoch steht fest: Auerbach hat mit dem aktuellen Team seine Identität verändert – oder ist noch auf der Suche nach einer Identität, was wohl auch ein Grund für die schlechten Leistungen ist.

Ob sich ein anderes VfB-Team in den zehn Regionalliga-Jahren so wehrlos und mutlos einem Gegner ergeben hätte, ist fraglich. Wohl auch deshalb bemängelte VfB-Coach Sven Köhler, seinem Team habe der Mumm gefehlt. Den sollte der VfB schleunigst wiederfinden. Am Sonntag trifft er auf den direkten Kontrahenten im Kampf um den Klassenverbleib aus Fürstenwalde. Dann beginnt mit dem Rückrunden-Start das erste von 19 Endspielen für Auerbach.

StatistikAuerbach: Schlosser – Kubitz (68. Bochmann), Giaouplari (89. M. Seidel), Müller, Weiß, Sieber – Brejcha, Lovric (68. Almansori), Sarwar, Fragkos, Osse (60. L. Seidel) – Zimmermann; Tore: 0:1 Montcheu (10.), 0:2 Montcheu (59.), 0:3 Sakran (67.), 0:4 Siakam (79.); SR: Lämmchen (Meuselwitz)

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