Thomas Sesselmann übernimmt das Traineramt beim Oelsnitzer Landesklasse-Team. Der 62-Jährige kommt aus einer ganz anderen Fußballwelt.

Oelsnitz/Plauen.Vor ein paar Monaten noch Bundesliga, jetzt Fußball-Landesklasse: Der prominenteste Zugang des SV Merkur Oelsnitz nimmt jetzt auf der Trainerbank Platz. Thomas Sesselmann, von den Fans des VFC Plauen kultisch verehrter ehemaliger Spieler und Mannschaftsleiter, übernimmt in diesem Monat das Amt von seinem früheren Vereinskollegen Jens Starke. Der hatte nach der Trennung von Robby Zimmermann zu Saisonbeginn die Oelsnitzer Trainerstelle interimsmäßig ausgeübt.

Sesselmanns Entscheidung für Oelsnitz lässt aufhorchen und versetzt dem einen oder anderen VFC-Anhänger sicher auch einen kleinen Stich ins Fanherz. Viele hatten sich gewünscht, dass ihr „Thommy“ nach den Turbulenzen der vergangenen Jahre zum VFC zurückfindet. Von seinem sechsten Lebensjahr an hatte der heute 62-Jährige für Wema Plauen, Vorwärts Plauen beziehungsweise später für den VFC gespielt, ehe er Mitte der neunziger Jahre in den Betreuerstab wechselt. „Ich war offiziell Mannschaftsleiter, aber eigentlich Mädchen für alles: Torwarttrainer, Co-Trainer, Zeugwart.“ Bis zur Insolvenz des Vereins 2015, als er sich plötzlich nach einer neuen Aufgabe umsehen musste.

Da kam das Angebot des Bundesligisten VfL Wolfsburg wie gerufen, als Zeugwart der U-19-Bundesligamannschaft einzusteigen. „Da bin ich in eine völlig andere Welt geraten. Es waren super Erfahrungen, die ich in den vergangenen fünf Jahren in Wolfsburg sammeln konnte“, schwärmt Sesselmann. Tolle Truppe, tolles Umfeld, ein sehr viel entspannteres Arbeiten, dazu Fahrten in die großen Bundesligastadien oder aber nach China und England – Fußballherz, was willst du mehr? Zweimal standen die Wolfsburger Junioren im Halbfinale der Deutschen Meisterschaft.

Warum dann jetzt die Trennung? „Leicht ist mir das nicht gefallen, der VfL-Nachwuchsleiter Pablo Thiam hätte mich auch gerne gehalten. Zwei Dinge haben aber letztlich dazu geführt, dass ich ins Vogtland zurückgekommen bin: Die Pendelei zu meiner Familie wurde mit der Zeit zur Belastung, man wird ja nicht jünger. Und als der VfL seine U 23 auflöste, fiel mir der Entschluss, in Wolfsburg aufzuhören, noch ein bisschen leichter.“

Natürlich hat er sich auch bei seinem Herzensverein VFC umgehört, ob man dort etwas für ihn zu tun hätte. Doch so richtig unter einen Hut kam man nicht. Die Hände in den Schoß legen und den Fußball nur noch am Fernseher genießen, kam für Thomas Sesselmann aber nicht in Frage. Der Weg nach Oelsnitz war die logische Folge. Zum einen war der Kontakt zu Jens Starke nie abgerissen, zum anderen spielte sein Sohn Julian jahrelang für Merkur. Als Vorstandsmitglied Steffen Windisch ihn dann mit dem Trainerangebot ansprach, rannte er quasi offene Türen ein.

„In Oelsnitz herrschen gute Bedingungen, es gibt ein super Umfeld, die Mannschaft hat Potenzial“, weiß Sesselmann. Beobachtet hat er das Team bereits mehrfach. Am 7. September möchte er erstmals mit Jens Starke das Training leiten, am 19. in Meerane sitzt er erstmals als Trainer auf der Bank. „Ich denke, ein Platz in der oberen Tabellenhälfte ist drin. Der Verein macht mir keinen Druck, wichtig ist der Klassenerhalt.“ Und falls er doch einmal ins Grübeln kommt, kann sich Thomas Sesselmann fachlichen Rat bei einem Bundesliga-Trainer holen. Mit Thomas Reis vom VfL Bochum ist er seit gemeinsamen Wolfsburger Zeiten sehr gut befreundet.