Als ein ganzes Dorf Kopf stand

 Nach dem 1:0-Sieg im letzten Spiel der Saison 1995/96 gegen Wildenfels feiern Spieler, Betreuer und Angehörige ausgelassen den Aufstieg des damaligen SV Empor Heinsdorf in die Bezirksliga.

Von Olaf Meinhardt
Heinsdorfergrund.Es ist ein Vierteljahrhundert her, als im Vogtland ein ganzer Ort Kopf stand: Vor wenigen Tagen, am 9. Juni, jährte sich zum 25. Mal der Aufstieg der Heinsdorfer Fußballer in die damalige Bezirksliga Chemnitz. Mit einem 1:0 am Schlusstag beim SV Vielau machte der damalige SV Empor Heinsdorf eine faustdicke Überraschung in der Fußballregion perfekt.

Im Dreikampf mit Eintracht Bermsgrün und Concordia Plauen besaßen die Fußballer von Günter Meisel und Dieter Michel die besseren Nerven. Dabei hielten lange Zeit die Plauener als Tabellenführer die besten Karten in den Händen. Am vorletzten Spieltag stürzte aber ausgerechnet der spätere Absteiger VfB Schöneck die Concordia mit einem 4:1-Sieg vom Thron und machte den Weg für die Heinsdorfer frei. Im Fernduell mit dem nur zwei Zähler schlechter dastehenden SV Eintracht Bermsgrün musste Empor lange zittern. Nachdem die Erzgebirger zwischenzeitlich 1:0 führten, kassierten sie aber gegen Schwarzenberg noch den Ausgleich.

„Brillant waren die Leistungen in der entscheidenden Phase zwar weniger, aber in all den Jahren zuvor hätten wir in diesen Begegnungen wohl Punktverluste hinnehmen müssen“, zeigte sich Günter Meisel trotz der knappen Ausgänge vom Aufstieg überzeugt. 1987 war Empor aus der Kreisklasse Reichenbach aufgestiegen, wies mit Platz 3 in der Saison 1991/92 in der Bezirksklasse seine beste Platzierung auf. Durchschnittlich nur zwei Punkte pro Spiel – das war der niedrigste Schnitt in den neunziger Jahren in der Staffel 1 – sicherten dem SV Empor 1996 den Aufstieg. Nur viermal wurde dabei verloren.

Ganz lange Gesichter gab es gleich zum Saisonauftakt: Auf dem Plauener Lindentempel gerieten die Heinsdorfer gegen Concordia 1:5 unter die Räder. Einem mittelmäßigen Start mit drei Siegen und zwei Niederlagen ließen die Heinsdorfer aber 17 Runden ohne Niederlage folgen. Leer gingen sie erstmals wieder ausgerechnet daheim gegen das Schlusslicht SV Planitz (0:1) aus, dann nur noch einmal in Schöneck (2:3).

Höhepunkte für Spieler und Fans waren die beiden Duelle gegen die Nachbarn vom Reichenbacher FC. Am Reichenbacher Wasserturm lag Empor zur Halbzeitpause vor 450 Fans 0:2 hinten, ehe ausgerechnet die beiden Ex-RFCer Souadi und Kästner nach Wiederbeginn noch einen Punkt retteten. Im Rückspiel fielen auf dem kleinen und oftmals sehr schlammigen Platz keine Treffer. Verlass war auf die Abwehr, die in elf Partien unbezwungen blieb.

Noch heute zeigt sich Trainer Meisel vom damaligen Teamgeist beeindruckt, der sprichwörtlich Berge versetzte. Nur 17 Mann trugen in der erfolgreichen Saison das Trikot. Davon bestritten 13 mindestens 80 Prozent der Spiele. Von Verletzungen und Ausfällen blieb Empor weitgehend verschont. Keeper Maslo und der aus Reichenbach gekommene Mittelfeldspieler Uwe Schädlich avancierten zu den beiden Dauerbrennen, fehlten keine einzige Minute. Dem Fußball der Gemeinde Heinsdorfergrund haftete in jenen Tagen das Prädikat „aufsteigend“ an. Neben der ersten Mannschaft schafften auch die zweite und dritte sowie der spätere Fusionsverein Hauptmannsgrün den Sprung eine Etage höher.

In der Bezirksliga geblieben ist Empor zwei Jahre. „Solche Gedankenspiele wie heute, ob man den Aufstieg wahrnehmen sollte oder nicht, das kannte man damals in keinem Verein. Einmal den Klassenerhalt eine Etage höher zu schaffen, das war unser Ziel. Das haben wir erreicht. Es waren sportlich tolle Jahre, die wir damals hier erlebten und mit denen wir unseren Verein im gesamten Chemnitzer Bezirk bekannt machten“, blickt der Heinsdorfer Übungsleiter zurück.

Dieser Tage treffen sich die Protagonisten von einst zu einer kleinen Jubiläumsfeier und dem Gedankenaustausch „Weißt du noch?“ Der Vereinsname SV Empor hielt damals wirklich, was er versprach. „Die jetzige Fußball-Generation macht aber Appetit, dass auch bald mal wieder ein Aufstieg glückt“, glaubt Meisel. Immerhin beendete die heutige Spielvereinigung die abgebrochene und annullierte Saison in der Vogtlandklasse auf Platz 1.

Spielerstatistik der Heinsdorfer Ralf Maslo (26 Jahre alt zu Beginn der Saison/ 30 Einsätze/0 Tore), Uwe Schädlich (31/30/5), Steffen Gropp (26/30/23), René Meisel (22/ 30/1), Karsten Schillbach (25/29/0), Carlo Kästner (23/28/ 11), Heiko Müller II (27/28/1), Mario Mitlacher (32/28/5), Kai Unger (22/27/ 0), Achmet Souadi (27/24/5), Heiko Müller I (27/24/5), Ulli Rink (33/24/6), Mario Judaschke (20/23/2), Steffen Hofmann (30/13/0), Alexander Maul (18/5/0), Jörg Müller (19/2/0), Wolfgang Löffler (35/1/0)

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